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3. DIE REIHENFOLGE DER GEMÄLDE

Was Dürer an Kupferstichen und Holzschnitten geschaffen hat,
ist offenbar vollständig auf uns gekommen. Die Zeit hat dem kaum
Abbruch tun können. Mögen auch noch so viele Abdrücke von seinen
Kupfer- und Eisenplatten und seinen Iiolzstöcken beschädigt, zer-
stört und dem Untergang geweiht worden sein: solange wir von
jeder Platte, jedem Holzstock auch nur einen Abdruck besitzen, der
die künstlerischen Absichten Dürers rein, unverfälscht, restlos wieder-
gibt, solange ist dies kostbarste kiinstlerische Vermächtnis, das Dürer
seinem deutschen Volke, ja der ganzen Welt hinterlassen hat, noch
ungeschmälert vorhanden. Zum Glück aber besitzen wir diese
Kupferstiche und Holzschnitte in noch sehr vielen Abdrucken. Dar-
unter sind nicht wenige in so wundervoller Erhaltung, von einer
solchen Schönheit des Druckes, als wären sie eben erst aus der Iiand
des Ivünstlers hervorgegangen. Sie verdanken diesen Vorzug vor so
vielen anderen Stichen und Holzschnitten deutscher Meister des fiinf-
zehnten und sechzehnten Jahrhunderts zuerst dem Ruhm, der sich
schon zu Lebzeiten Diirers an dessen Fersen heftete und seinen
Namen in aller Welt bekannt machte, dann der schon zeitig ein-
setzenden Leidenschaft der Sammler, für die alles, was den ehrwür-
digen Namen Diirers trug, ohne weiteres begehrenswert erscliien,
und nicht zuletzt dem bekannten Künstlerzeichen, durch das sie
schon äußerlich als Werke des Meisters beg’Iaubigt und an dem sie
leicht erkennbar waren. Hat doch Diirer jeden Kupferstich, jeden
Holzschnitt, der ihm der Veröffentlichung wert erschien, mit seinem
Zeichen versehen.

Anders ist es mit den Gemälden. Was von ihnen noch vorhanden
ist, ist nur ein Bruchteil, jedenfalls längst nicht die Hälfte, wahr-
scheinlich nur etwa oder sogar nicht einmal ein Drittel von dem,
was er gemalt hat. Ein Gemälde ist schon durch seine Größe und
sein Material eher dem Verderben preisgegeben als ein Kupferstich
oder Holzschnitt. Diese, meist kleiner als das iibliche Maß fiir die
kleinsten Gemälde, wurden ebenso wie die Zeichnungen in Bänden
vereinigt und aufbewahrt, wie Schätze von ihren Besitzern gehütet,
in Schränken sorgfältig vor Beschädigung und Schmutz geschützt,
und in Gefahr ließen sie sich leicht bergen und in Sicherheit bringen.
Ein Gemälde, sobald es auf dem Altartische stand oder an der Wand
hing, war vor keiner Gefahr mehr geschiitzt, es nahm an den Schick-
 
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