Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
NACHTRAG

zu dem männlichen Bildnis von 1521 in Madrid

Ich habe auf S. 426 gesagt, zu dem Beweise, daß dies Bildnis das
von Dürers Wirt in Antwerpen Jobst Plankfelt sei, fehle nur noch die
Feststellung, daß es auf Eichenholz gemalt sei. Der Katalog des
Prado-Museums gibt keine Auskunft dariiber. Ich habe mich deshalb
an August L. Mayer in München gewandt, den seine Forschungen
iiber spanische Malerei ja immerfort nach Madrid führen. Er schreibt
mir nach der Rückkunft aus Spanien am 18. Oktober 1927, das Bild
sei auf Eichenholz gemalt und bemerkt zugleich, es trage rechts
die Jahrzahl 1524 mit dem Zeichen darunter. Nun läßt sich aber
beides, die Eichenholztafel und die Jahrzahl 1524, nicht miteinander
vereinigen. Das eine schließt das andere aus. Ein Bild Dürers mit
der Jahrzahl 1524 muß in Niirnherg entstanden sein. Diirer hat aber
in Nürnberg nicht auf Eichenholz gemalt, weder vor noch nach der
niederländischen Reise, wie alle seine erhaltenen Gemälde bezeugen.
Daß er sich aber aus den Niederlanden Eichenmalbretter auf Vorrat
mitgenommen habe, ist ganz unwahrscheinlich. Was für einen Grund
sollte er dazu gehabt haben? So unklug ist wohl kein deutscher Maler
dieser Zeit gewesen, daß er bei der Rückkehr aus einem fremden
Lande Malbretter aus dem Holze dieses Landes in seinem Reise-
gepäck mitgefiihrt hätte, und noch dazu in solcher Menge, daß sie auf
drei Jahre gereicht hätten, wo doch die Heimat Holz in seltener Fiille
besaß, das seit Jahrhunderten zu Malbrettern gebraucht wurde und
sich durchaus bewährt hatte.

Nun ist gar kein Zweifel, was in der Frage, wo und wann das
Madrider Bild gemalt ist, den Ausschlag zu geben hat. Was heute als
Eichenholz erkannt wird, ist immer Eichenholz gewesen. Aber eine
Jahrzahl auf einem Gemälde, die heute so aussieht wie 1524, braucht
nicht immer so ausgesehen zu haben. Tatsächlich ist die Jahrzahl
auf dem Madrider Bilde von hervorragenden Kennern bis zu unserer
Zeit nie anders als 1521 gelesen worden. Auch auf den schärfsten
Photographien kann man sie nicht anders als 1521 lesen. Sollte jetzt
die letzte Ziffer zweifellos eine 4 sein, so muß inzwischen etwas mit
der Jahrzahl vorgenommen worden sein. Diirer braucht für eine 4
mehr Platz, als für eine 1. Hätte er eine 4 schreiben wollen, so hätte
 
Annotationen