haupten, und einer möglichen drohenden Entartung der heimischen
Schule braucht niemand fürchtend entgegenzusehen.
Das Haus, das die neue Ausstellung beherbergt, hat schon einer
früheren Unterkunft gegeben, die erst kürzlich nach einer Verstei-
gerung der Testierenden Werke ihre Pforten schloß. Somit sind die
Räume den Kunstinteressenten nicht mehr fremd. Wohl aber bildet
die jetzige wirkungsvolle, wenn auch einfache Ausstattung einen
neuen Rahmen für das gegenwärtig aufgenommene Kunstgut. Die
Anlage des Gebäudes, eines älteren Privathauses, bietet zwar nicht
in allen Teilen die gewohnten Raumverhältnisse und die übliche
Beleuchtung, entschädigt aber durch Vielgestaltigkeit und Abwechs-
lung. Für Bilder der verschiedensten Formate lassen sich hier leicht
günstige Aufstellungsbedingungen erzielen.
„Nicht sowohl durch das, was wir bringen — denn Meisterwerke
lassen sich nicht aus der Erde stampfen —, als vielmehr durch das,
was wir nicht bringen, wird sich unsere Ausstellung von den sonst
üblichen unterscheiden . . . Nur die gewerbsmäßige Routine und die
oberflächliche Mache derer, die in der Kunst nur die milchende Kuh
sehen, bleiben grundsätzlich ausgeschlossen.“ Diese Sätze aus dem
Vorwort zum Katalog der ersten Sezessionsausstellung hat sich die
neue Ausstellung zum Programm gewählt. Man kann den guten
Willen anerkennen, auch wenn noch nicht alles zu seiner Verwirk-
lichung möglich war, und namentlich die letzte Redewendung, welche
auf die akademische Kunstproduktion gemünzt war, doch mit gleichem
Recht auf die mindestens ebenso billige Durchschnittsware der jüng-
sten Moderne angewendet werden kann. Es findet ja schließlich
jede neue Kunstform und Anschauung einmal ihr akademisches
Begräbnis, und gerade viele der Neuesten gehen von einer so schema-
tischen Betrachtungsweise aus, daß sie eigentlich als prinzipielle
„Verstandsmaler“, wenn auch mit kleinem Horizont, angesprochen
werden müssen. Die aufbauende Logik wird aber, überwertet und
übersteigert, zur zerstörenden Furie. Der vielfache Anarchismus
in der heutigen Kunst stammt aus dem — wenn auch nicht hoch-
ragenden — gedanklichen Reflektieren, nicht aus naiver Empfin-
dung.
Man darf sich in der neugegründeten Galerie umsehen, man
wird durchaus manches Anregende und Interessante finden. Courbet,
Monet, Sisley — Feuerbach, Trübner, Hans von Marees, nicht zu
vergessen das Dreigestirn Gauguin, van Gogh, Cezanne, geben sich
Schule braucht niemand fürchtend entgegenzusehen.
Das Haus, das die neue Ausstellung beherbergt, hat schon einer
früheren Unterkunft gegeben, die erst kürzlich nach einer Verstei-
gerung der Testierenden Werke ihre Pforten schloß. Somit sind die
Räume den Kunstinteressenten nicht mehr fremd. Wohl aber bildet
die jetzige wirkungsvolle, wenn auch einfache Ausstattung einen
neuen Rahmen für das gegenwärtig aufgenommene Kunstgut. Die
Anlage des Gebäudes, eines älteren Privathauses, bietet zwar nicht
in allen Teilen die gewohnten Raumverhältnisse und die übliche
Beleuchtung, entschädigt aber durch Vielgestaltigkeit und Abwechs-
lung. Für Bilder der verschiedensten Formate lassen sich hier leicht
günstige Aufstellungsbedingungen erzielen.
„Nicht sowohl durch das, was wir bringen — denn Meisterwerke
lassen sich nicht aus der Erde stampfen —, als vielmehr durch das,
was wir nicht bringen, wird sich unsere Ausstellung von den sonst
üblichen unterscheiden . . . Nur die gewerbsmäßige Routine und die
oberflächliche Mache derer, die in der Kunst nur die milchende Kuh
sehen, bleiben grundsätzlich ausgeschlossen.“ Diese Sätze aus dem
Vorwort zum Katalog der ersten Sezessionsausstellung hat sich die
neue Ausstellung zum Programm gewählt. Man kann den guten
Willen anerkennen, auch wenn noch nicht alles zu seiner Verwirk-
lichung möglich war, und namentlich die letzte Redewendung, welche
auf die akademische Kunstproduktion gemünzt war, doch mit gleichem
Recht auf die mindestens ebenso billige Durchschnittsware der jüng-
sten Moderne angewendet werden kann. Es findet ja schließlich
jede neue Kunstform und Anschauung einmal ihr akademisches
Begräbnis, und gerade viele der Neuesten gehen von einer so schema-
tischen Betrachtungsweise aus, daß sie eigentlich als prinzipielle
„Verstandsmaler“, wenn auch mit kleinem Horizont, angesprochen
werden müssen. Die aufbauende Logik wird aber, überwertet und
übersteigert, zur zerstörenden Furie. Der vielfache Anarchismus
in der heutigen Kunst stammt aus dem — wenn auch nicht hoch-
ragenden — gedanklichen Reflektieren, nicht aus naiver Empfin-
dung.
Man darf sich in der neugegründeten Galerie umsehen, man
wird durchaus manches Anregende und Interessante finden. Courbet,
Monet, Sisley — Feuerbach, Trübner, Hans von Marees, nicht zu
vergessen das Dreigestirn Gauguin, van Gogh, Cezanne, geben sich