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Galerie Flechtheim; Lehmbruck, Wilhelm [Ill.]; Klee, Paul [Ill.]
In Memoriam Lembruck †, Paul Klee, Walter Tanck: vom 17 März 1920 bis Ostern 1920 : infolge Buchdruckerstreik bis 10. April verlängert — Düsseldorf: Galerie Alfred Flechtheim, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70167#0023
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MITTEILUNGEN
Nochmals die Stellung der Kirche zur Modernen.
Herr Prof. Dr. Koetschau. Direktor der städtischen Kunstsammlungen
in Düsseldorf, hat in den „Düsseldorfer Nachrichten“ in liebenswürdigerweise
das 1. Heft der Zeitschrift dieses Jahrganges auf seinen Inhalt einer Prüfung
unterzogen und ihm eine überaus wohlwollende Besprechung zuteil werden
lassen. An der Kunstakademie in Düsseldorf scheinen gewisse Leute eine
heilige Scheu vor allen Bestrebungen zu haben, die aus der Zeit für die
Zeit arbeiten wollen. So bedeutete ihnen denn auch ein freimütig ge-
sprochenes Wort über christliche Kunst in ihrem Verhältnis zu den modernsten
Kunstströmungen in ihrer beschaulichen Ruhe eine Störung, gegen welche
sie einen lauten Protest in die Welt hinausrufen zu müssen glaubten, wenn-
gleich es schwer ist, zwischen den pulvergeschwängerten Schlachtenbildern,
aufregenden Boxerbilder, lärmenden Trinkerszenen usf. und — christlicher,
speziell religiöser Kunst einen auch nur lockeren Zusammenhang zu
finden, so haben sich doch gewiß viele über das plötzlich erwachte Interesse
besagter Protestler für christliche Kunst aufrichtig gefreut. Auch sie scheinen
zu erkennen und zu beweisen, daß tatsächlich ein starker Zug zur religiösen
Kunst durch die Reihen unserer die Zeichen der Zeit erkennenden Künstler
geht. Worüber man sich aber nicht freuen kann, das ist der Ton, in den
diese Herren ihren Protest kleiden, vor allem ein M. unterzeichneter Artikel,
der dem Proteste nachfolgte und in die unvornehme Art eines lärmschlagenden
Provinzlers verfällt. Solch polternde Lärmszenen verdecken schlecht genug
den Mangel an Objektivität und — erreichen stets das Gegenteil. Prof.
Koetschaus überragende Person kann dadurch nicht geschädigt werden.
Draußen wird man nur aufhorchen und befriedigt lächeln, daß der in Fach-
kreisen mit obenan stehende Museumspraktiker Gegenstand öffentlicher
Anrempelei ist. Ein Mann in so prominenter Stellung kann befriedigt auf
solche Angriffe hinschauen: denn sie sagen ihm nur: Du bist da, man be-
achtet dich. An stillen schummrigen Plätzchen dröhnt der Schritt eines
starken Menschen stets lauter als dort, wo starkes tätiges Leben herrscht.
Das aber sollten die Herren doch bedenken: Sie selbst, als sie jung waren,
haben doch einmal etwas gewollt; sie selbst sind gewiss auch einmal ob
ihres eigenen Willens angegriffen worden. Leben und leben lassen; selbst
mit 65 Jahren und mehr wird man noch nicht unfehlbar, und der Künstler
lernt niemals aus. Und weiter behaupte ich: Die den Angriff auf Koetschau
und indirekt auf mich unterzeichnenden Herren haben zweifellos Heft 1
„Neue Zeiten, neue Ziele“ nicht gelesen, denn sie behaupten etwas, was
dort nicht geschrieben steht. Und dann lehnt Koetschau selbst klug und
weitblickend genug jede Experimentierkunst und alles unechte Nachläufertum
ebenso nachdrücklich ab wie ich es getan. Also: Nimm und lies und
dann sprich ! WITTE.
(Aus „Zeitschrift für Christliche Kunst“ XXXII. Jahrg. Heft 5.)
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiii
Die Arbeiten von Paul Klee sind mit Erlaubnis des Goltz-Verlags
in München reproduziert.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIUU

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