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Galerie Flechtheim
Sommer 1920: ostasiatische Gemaelde : Künstler vom Niederrhein, aus Westfalen u. Frankreich — Düsseldorf: Galerie Alfred Flechtheim, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.70170#0006
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Sommerlandschaft
i.
Wie wurde groß die Erde um uns her
mit Wolkenland und grünem Inselmeer
an jenem Tag, da unferm Morgenlicht
mein Angesicht sich fauchte in dein Angesicht.
So standen wir, umjubelt von dem Licht,
und stürzten in den Katarakt der ersten Liebe,
sprangen, selige nackte Götter des Wasserfalls,
in die Welf im unendlichen Gelächter des Morgens,
badend in Blut und Licht,
In der Stunde furchtbarster Finsternis
ließ ich dich los, daß ein Riß
auf einmal die ganze Schöpfung durchsprang.
Da war verdorrt die Welt, verglüht das Morgenlicht.
Fern ist dein Angesicht von meinem Angesicht.
11.
So will ich ruhn. die Welt ist totenstill.
Auf flammenwarmen Weizen geht, der Wind.
Herbsttrauer sich im roten Laub erheben will.
Ich denke all der Sommer, die so bunt gewesen sind.
Daß du mir zugeschaut, wie ich mich mühte,
den Weg zu dir. Geliebte, hinzufinden,
das schmerzt mich nicht. Du blühst und ich verblühte,
Doch eins kann meine Seele nicht verwinden:
Daß sich dein Bild wie diese Landschaft hier
verdunkelte, das reißt die Erde meines Wesens wund.
Bald ruhe ich in allem Baum und Tier
und bin mit dir im allertiefsten Bund.

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