Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

E. A. Fleischmann's Hofkunsthandlung <München> [Hrsg.]
Katalog der Gemäldesammlung (deutscher Teil) des † Herrn J. S. Forbes, Chelsea, London: Versteigerung: 28. März 1905 zu München in der Galerie Fleischmann (Band 18) — München, 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20703#0006
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VORWORT

IM letzten Frühjahr Verstarb zu London im hohen Alter Mr. tJ. S. Forbes, Präsident der London
Ghatham and DoVer Fisenbahngesellschaft. Selten Wohl dürfte ein jHann gelebt haben, der einen
solch exquisiten Qeschmack und feines Verständnis für Kunst besessen hat und insbesondere

-1 für die JHalerei. Auch Von ihm kann man sagen, dass er Von dem Cjuten seiner Zeit das Beste

zu erWerben geWusst hat. Als AuserWählt.er unter den Vielen gleichzeitigen Sammlern hat er, Wie nur
ganz Wenige, das Wahre Wesen, soWie die ZWecke der Malerei erkannt; die Wahrhaft künstlerische
Verwendung ihrer köstlichen Mittel der Farbe und Form Waren in erster Reihe dasjenige, für Was er
sich begeisterte. Mr. Forbes gehörte zu den Wenigen Von der Natur Bevorzugten, Welche die Fähigkeit
haben, ein selbständiges freies Urteil sich zu bilden, unbeeinflusst Von der kontemporären allgemeinen
Geschmacksrichtung. Solche individuelle Persönlichkeiten sind dem grossen schaffenden jhünstler, der
Von seinen Zeitgenossen noch nicht erkannt ist, so nötig Wie das Licht dem Leben. Bin Cjenie im
Erkennen, Was J\ndern dunkel und unkenntlich blieb, War Mr. Forbes.

Als noch fast Niemand die Arbeiten eines Josef Israels beachtete, kaufte er dessen Cjemälde
und /Aquarelle, soWeit selbe gelungen Waren. Er kaufte alle die köstlichen Werke eines Jakob und Willem
Marris, eines MauVe und die der holländischen Kunst-Aristokratie, und Von diesen Wieder nur das
Exquisiteste. Er sammelte die Werke der Barbizon-Schule, Perlen, die Niemand damals Wollte, die für
eine Bagatelle zu haben Waren. Wer die Räume seiner PriVatbehausung in Ghelsea Voll Gorots, Fautin-
Latour, Diaz, Theod. Rousseau gesehen hat die seit 30 Jahren Wohl schon dort hängen, der Wird
begreifen, dass neben dem feinen Qeschmack und Kunstsinn des Sammlers, ihn ein Hellseherblick
begleitet hat auf seinen ErWerbungsreisen; er ahnte Voraus, an Was kein Kunsthändler und PriVater
sonst dachte; er diVinierte die enormen WertVergrösserungen dieser Kunstwerke Wie selten ein Anderer.

JHr. Forbes War in der damaligen Zeit auch ein bekannter und gern gesehener Besucher der
deutschen Malerateliers und Kunsthändler. Dass man ihm nur das Beste anbieten durfte, Wusste man;
unabhängig Von dem jeweiligen Renommee des j(ünsJers> kaufte er, Was ihm zusagte und gut War.
So brachte er Stück für Stück nach Hause; heute einen Knaus, der jeder Cjalerie Würdig Wäre, morgen
exquisite Landschaften Von Munthe; er erWarb Porträts Von Lenbach und kaufte feine poetische
Fr. A. KaulUachs. K°l°r>stische Leckerbissen Von Qotthard Kühl aus seiner Pariser und Münchener
Zeit brachte er neun zusammen. Von Rumpler, Galame, Schindler, Oeder suchte er sich die gelungensten
Piecen heraus; auch einen Cjabriel Max, Wie Wir ihn aus den Siebzigern kennen, hatte er seiner Samm-
lung einVerleibt, dazu kamen drei hier, farbenprächtige Aquarelle Von Passini und die poesieVollen
Kompositionen eines Segantini. Qysis, der damals Unbekannte oder Verkannte, malte ihm liebeVolle
und interessante Werke aus seiner JTeimat und ein paar hübsche Studienköpfe. Auch für die eigen-
artigen herrlichen Landschaften Von Toni Stadler, Eugen Jettei und K. Heffner hatte der Sammler ein Auge.

Es bietet uns der Platzmangel Einhalt in der ErWähnung all der herrlichen Stücke, die hiemit
zur Versteigerung durch die E. A. Fleischmann’s Hofkunsthandlung zur Versteigerung kommen.
 
Annotationen