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E. A. Fleischmann's Hofkunsthandlung <München> [Hrsg.]
Katalog des Gemäldesammlung (II. Teil) des Herrn J. S. Forbes, Chelsea, London (Nr. 19): Katalog der Gemäldesammlung (II. Teil) des Herrn J. S. Forbes, Chelsea, London: Versteigerung am Dienstag, den 20. März 1906 zu München (Katalog Nr. 19, Teil 2.1) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.20704#0005
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VORWORT

achdem schon im März v. J. die Hofkunsthandlung Fleischmann an
hundert Gemälde aus dem Nachlass des f Eisenbahndirektors Forbes,
London, zur Versteigerung brachte, wurde sie heuer wiederum von
den Testamentsvollstreckern dieses bekannten Kunstmäcens mit der
Versteigerung der nachfolgenden Gemälde Moderner Meister der verschiedenen
europäischen Schulen betraut.

Die in den folgenden Blättern behandelten Werke rekrutieren sich in der
Hauptsache aus Bildern der deutschen, italienischen und spanischen Schule, während
die Werke holländischer, belgischer und französischer Meister sowie einige Bilder
der alten englischen Schule am zweiten Tage der Auktion (21. März) unter den
Hammer kommen.

Das gegenwärtig mächtig auflebende Interesse an Bildern der Epoche der
siebziger Jahre, welches sich durch retrospektive Ausstellungen allerorts bemerkbar
macht, wird zur Folge haben, dass die in der Sammlung Forbes enthaltenen Werke,
welche hauptsächlich den sechziger bis achtziger Jahren entstammen, diejenige
Würdigung erfahren, welche sie verdienen.

Auch ohne prophetische Tendenzen wird man nun allmählich zur Uberzeugung
kommen, dass die Werte jener Epoche deutscher Kunstentwicklung in absehbarer
Zeit sich noch mächtig vergrössern werden, wie es bei den Bildern der Barbizon^
und altenglischen Schule zu konstatieren war.

Diese Induktion wird und muss Anerkennung finden, wenn man die Tatsache
in Erwägung zieht, dass die heutige Produktivität zwar an Quantität nichts zu
wünschen übrig lässt, aber der Geschmacksrichtung der Gebildeten mit dem gesunden
Kunstempfinden doch nur wenig zu bieten vermag. Auch die Museumsleitungen
bemühen sich in den letzteren Jahren, die Werke der früher unbeachtet gebliebenen
Künstler zu sichern. Gerne bestätigt unsere heutige Künstlergeneration, dass wir
nie reicher an genialen Künstlern in Deutschland waren, als im letzten Drittel
des verflossenen Jahrhunderts. Was die Hochburgen der Kunst, Düsseldorf und
München, an Können und Fleiss hervorbrachten, ging in alle Welt und begründete
so den Ruf im Auslande, uns Märkte schaffend in aller Welt. Unter den Aus^
Stellungskäufen betrugen Englands Akquisitionen allein schon die Hälfte der
Verkäufe: Und was kauft Albion heute? Fast nichts mehr!

Es ist nicht verwunderlich, dass ein Forbes, dessen phänomenales Kunstver^
ständnis ja bekannt war, in jenen Zeiten Werke eines Oswald und Andreas Achen^
bach erwarb, wie sie in der Kollektion enthalten sind. Die sieben oder acht Bilder
 
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