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Wüh. v. Kaulbach.

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sich abwendet, und zu Bucer, dessen Ausgleichungs-Vorschlags
von einem Kriegsmann durchgehauen wird; eine sichtliche An-
spielung aufdie blutigen Kämpfe des dreißigjährigen Krieges. *)
Betrachten wir nun die Seitenschiffe! Ward-uns in
der Mitte die religiöse Bewegung der Zeit vorgeführt, so will
uns der Künstler daneben auch auf die andern damit zusam-
menhängenden großen Erscheinungen im Leben der Völker,
die eine neue Zeit heraufführen, aufmerksam machen, wobei
er begreiflicher Weise die Grenzlinien des Protestantismus
im kirchlichen Sinne überschreitet. Denn der Aufschwung zur
Reform und zur geistigen Freiheit ist der die dargestellte Zeit
beherrschende Gedanke! Die rechte Seite ist der Kunst, die
linke der Wissenschaft gewidmet. In der Chornische rechts
malt Dürer die Apokalypse, das erste Werk der freigeworde-
nen Kunst, und Holbein steigt zu ihm empor. Dabei stehen
Peter Vischer, Leonardo, Rafael mit der Schule von Athen
und der Kunstbeschützer Papst Leo; weiter nach der Gruppe
der Reformatoren Guttenberg mit Setzer und Drucker und
dem ersten Druckbogen, den Schwingen des Worts und der
Gedanken. Weiter nach vorn schließt sich eine Gruppe der
Männer an, welche zu Wort und Gedanken das ernste Stu-
dium der Sprache geführt, das die Dichtkunst großgezogen:
Erasmus ist es und Reuchlin, deren Worten Cervantes und
Shakespeare, Ulrich von Hutten, Thomas Morus und Andere
das Ohr leihen; Petrarca aber zieht aus einem griechischen
Sarkophag ein Manuscript des Homer hervor, und' neben
ihm sieht man die Kunstbestrebungen der Renaissance, die an
den Bruchstücken antiker Kunstwerke sich aufrichtet und sogar
den Versuch wagt, die Saiten der Lyra Pindar's zu rühren.

Zeitr.

*) Diese Gruppe wurde später einer Abänderung unterworfen.
 
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