über die Gespräche der Todren. 401
stigungen sind die süßesten. Wisset Ihr wohl, wie Elisa-
beth sich über einen holländischen Ausdruck ergetzete, dessen
ich mich zu ihrem Lobe bedienete? Ich war kein Mensch,
der das Zärtliche in den Vergnügungen suchete, und wußte
nichts mehr davon, als alle Welt weis. Indessen war die
Königin» von England mit meiner Wissenschaft wohl zu-
frieden: und ich bekam bey meiner Abreise ein schönes
Geschenk.
Ich besorge sehr, sagete der krotonische Milo zu der
Spröden, die vorhin geredet hatte: daß dieser grobe Kerl
die Königin» nicht vieleicht aus ihren eingebildeten Ergetz-
lichkeiten gerissen habe. Er sieht mir bald so aus - - -
Seyd stille! sprach Pluto ganz erzürnet. Der Kopf geht
mir in die Runde. Ich weis nicht mehr wo ich bin. Ich
weis nicht mehr wovon die Rede ist. Ich verstehe in dem
Streite von den Belustigungen gar nichts. Von dem Cha-
rakter der Elisabeth, verstehe ich nicht ein Haar mehr.
Elisabeth will nur lauter Anstalten und lauter Hoffnung:
und hernach hat sie doch mit diesem Holländer einen weit
handgreiflichem Geschmack. Man verweist derjenigen,
die nichts wirkliches liebet, daß ihre Jungferschaft sehr zwei-
felhaft sey; und hernach wollte man sie, des allen unge-
achtet, gern geheurarhet haben. Man saget, die Ergötzlich-
keiten bestehen in der Einbildung; man saget aber auch,
daß sie nicht darinnen bestehen. Man saget, das Zärtliche
müsse in den Ergötzungen gesuchet, und recht auögekünstelt
werden; man saget auch, daß die einfältigsten und gemein-
sten Belustigungen die besten sind. Wer wird mir aus al-
len diesen Verwirrungen helfen?
Ich nicht, gab Aeakus zur Antwort: Ich auch nicht,
sprach Rhadamanrus. Wir hätten vielweniger Mühe
gehabt, unsre Verbrecher zu richten, als die Streitigkeiten
aller dieser Schwätzer, die Du hast Herkommen lassen, zu
entscheiden. Sie werden niemals recht über etwas eins
werden, weder unter einander, noch mit sich selbst. So
Fontenelle Schriften, C c recht,
stigungen sind die süßesten. Wisset Ihr wohl, wie Elisa-
beth sich über einen holländischen Ausdruck ergetzete, dessen
ich mich zu ihrem Lobe bedienete? Ich war kein Mensch,
der das Zärtliche in den Vergnügungen suchete, und wußte
nichts mehr davon, als alle Welt weis. Indessen war die
Königin» von England mit meiner Wissenschaft wohl zu-
frieden: und ich bekam bey meiner Abreise ein schönes
Geschenk.
Ich besorge sehr, sagete der krotonische Milo zu der
Spröden, die vorhin geredet hatte: daß dieser grobe Kerl
die Königin» nicht vieleicht aus ihren eingebildeten Ergetz-
lichkeiten gerissen habe. Er sieht mir bald so aus - - -
Seyd stille! sprach Pluto ganz erzürnet. Der Kopf geht
mir in die Runde. Ich weis nicht mehr wo ich bin. Ich
weis nicht mehr wovon die Rede ist. Ich verstehe in dem
Streite von den Belustigungen gar nichts. Von dem Cha-
rakter der Elisabeth, verstehe ich nicht ein Haar mehr.
Elisabeth will nur lauter Anstalten und lauter Hoffnung:
und hernach hat sie doch mit diesem Holländer einen weit
handgreiflichem Geschmack. Man verweist derjenigen,
die nichts wirkliches liebet, daß ihre Jungferschaft sehr zwei-
felhaft sey; und hernach wollte man sie, des allen unge-
achtet, gern geheurarhet haben. Man saget, die Ergötzlich-
keiten bestehen in der Einbildung; man saget aber auch,
daß sie nicht darinnen bestehen. Man saget, das Zärtliche
müsse in den Ergötzungen gesuchet, und recht auögekünstelt
werden; man saget auch, daß die einfältigsten und gemein-
sten Belustigungen die besten sind. Wer wird mir aus al-
len diesen Verwirrungen helfen?
Ich nicht, gab Aeakus zur Antwort: Ich auch nicht,
sprach Rhadamanrus. Wir hätten vielweniger Mühe
gehabt, unsre Verbrecher zu richten, als die Streitigkeiten
aller dieser Schwätzer, die Du hast Herkommen lassen, zu
entscheiden. Sie werden niemals recht über etwas eins
werden, weder unter einander, noch mit sich selbst. So
Fontenelle Schriften, C c recht,