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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0098

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DIE FORM / MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT

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Die meisten Abbildungen unseres Heftes sind in den
einzelnen Aufsätzen bereits besprochen. Zu den übrigen
sei hier das nötige gesagt.
Wie ein Symbol der Welt der Industrie steht das Bild
des großen Gichtturmes des Hochofenwerks Rhein-
hausen (Abbildung i) vor uns. Bis zum letzten errech-
net, und reine Zweckform, ist dieses Gebilde durch die
vollkommene Beherrschung der formenden Mittel und den
Willen zu klarem Ausdruck der inneren Kräfte wirkliche
„Gestalt“ geworden. Das Fach werk wirkt hier so ausge-
glichen und klar wie die sorgfältig gegliederte Wandfläche
eines steinernen Turmes. Der Gegensatz zu der mächtigen,
fast ungegliederten Zylinderform der Hochöfen ist auf dem
Bilde gerade noch zu ahnen. Auf das Eindringlichste fü-
gen sich die eisernen Gebilde in die ganze Welt der In-
dustriebauten ein. Das Werk als Ganzes gilt als eine der
in der Form vollendetsten Anlagen der Industrie.
Die Bilder der beiden Luftschiffhallen (Abbildung
16 und 17) sprechen für sich. Besonders hin gewiesen sei
auf die eindrucksvolle Klarheit, Einheitlichkeit und Kraft
im Aufbau der Innenwölbung.
Die Unterseeboote (Abbildung 18 bis 23) werden
hier zum erstenmal veröffentlicht. Die Abbildungen machen
die Entwicklung deutlich, die der U-Bootbau während des
Krieges genommen hat. Abbildung 18 gibt das im we-
sentlichen als Minenleger gebaute Boot wieder. (Länge
33 m). Die Form ist knapp und einfach; breit, nicht für
große Schnelligkeit berechnet, schwerfällig auch im funk-
tionellen Ausdruck. — Dieser Ausdruck ist bereits bei Ab-
bildung 19 stärker; dieses Boot, auch als Minenleger
gebaut, ist leistungsfähiger, aber maschinell kompliziert.
— Abbildung 20 zeigt den Übergang zu dem reinen U-
Boottyp. Das U-Boot ist aber hier noch im wesentlichen
für den Küsteiikrieg gebaut. Die Form ist sehr knapp, aber
starr. — Die Abbildungen 21 bis 23 zeigen dann die letzte
Entwicklung bei immer zunehmender Größe (Länge 55,
81 und 97 m) und Leistung. Und es ist bezeichnend, wie
hier die Steigerung der Leistung zu immer klarerem und
stärkerem Ausdruck der Form führt. Erst jetzt wird aus
der Form alles herausgeholt, was an funktioneller Kraft
in ihr steckt, und die Kurven werden lebendig wie die
eines Fisches. Bei dem letzten Typ, dem gegen Amerika
gebauten Unterseekreuzer, der nicht mehr in Wirksamkeit

trat, tritt das Maschinelle in der Form ganz zurück hinter
dem lebendigen Ausdruck.
Abbildung 28 bis 38 zeigen Erzeugnisse der Robert
Bosch A.-G., zum Teil ganz kleine Objekte von äußerster
Zusammendrängung der technischen Faktoren. Man be-
achte, daß ein Teil dieser Gegenstände im Gebrauch so
angebracht ist, daß er gar nicht in Erscheinung tritt: die
mit äußerster Sorgfalt durchgeführte Formgestaltung ist
hier also ganz Selbstzweck, ganz Ausdruck der Überzeu-
gung von der gewissermaßen sittlichen Pflicht zur Form.
—- Abbildung 28 und 29 zeigen die Formentwicklung der
letzten Jahre beim Automobilzünder, die hier mit der Ent-
wicklung der technischen Leistung parallel geht; die neue
Formist technisch und formell das vollendetste. Abbildung
34: der kleinste Zündapparat, etwa 8 cm hoch, von größ-
ter Einfachheit der Form; es ist erreicht, daß die Flächen
ganz glatt sind. —- Sehr schön ist auch die Form des klei-
nen Dynamos Abbildung 31 (Lichtmaschine für Autobe-
leuchtung). Die walzenförmige Gestalt ergibt sich aus dem
Innern von selbst; der höhere Teil enthält den „Regler“
und „Schalter“. — Daß auch bei kompliziertestem Inhalt
die Form einfach und geschlossen gestaltet werden kann,
zeigt Abbildung 37, eine Zündlichtmaschine für Motor-
räder, die den Zündapparat und die Lichtmaschine ver-
einigt. —- Die übrigen Abbildungen bedürfen kaum der
Erläuterung. Hingewiesen sei auf die schönen Kurven bei
Abbildung 32, 35, 36.
Abbildung 39 zeigt eine Reihe von Porzellanen zu
chemischem Gebrauch. Die Mannigfaltigkeit der For-
men ergibt sich hier aus dem Zweck, wie sie sonst bei
diesem Material aus dem Schmucktrieb entsteht. Das feine
Formgefühl, das hier unter Verzicht auf jegliche nicht
sachlich begründete Form doch zu einer klaren, einheit-
lichen und lebendigen Gestaltung kam, ist bewunderns-
wert.
W. R.

Die Gedanken zu dem Aufsatz von Dr. Werner Lind-
ner, sowie ein Teil des Bildermaterials dieses Heftes ent-
stammen der Vorbereitung zu einem umfassenden Werk
Überdeningenieurbau, das, herausgegeben vom deutschen
Werkbund und vom Bund Heimatschutz, noch in diesem
Jahre erscheinen soll.

Heft 1 behandelte das Thema „Der Zeitstil“ in Aufsätzen von Riezler, Behrens, Riemerschmid, Kreis, Bartning, Heuß, Poelzig
Heft 3 wird das Thema „Bühnenbild und Film“ in verstärktem Umfang: je 32 Seiten Text und Bilder behandeln. Jedes Heft 70 Mark
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