Die im vorigen Heft angekündigte Behandlung
des Themas ,Räume in Verkehrsmitteln haben wir
verschieben müssen und widmen dieses Heft vor-
nehmlich einigen Fru(/en der Werbung und
Werbegrafik.
SCHILDER ALS ZEICHEN
Die Entwicklung der Lichtreklame und
die Notwendigkeit, Straßenwerbung mög-
lichst eindringlich und zugleich, da die Zeit
zum Erfassen dieser Dinge immer rarer
wird, möglichst knapp zu machen, bringt
eine Neubelebung des Schildes als „Zei-
chen". Es war die Notwendigkeit, einem
des Lesens unkundigen Publikum die Kauf-
gelegenheit drastisch zu zeigen, die einst
„sprechende" Schilder schuf, und Hut, Bar-
bierschale, Bretzel, Handschuh, Lisch und
andere verlockende Dinge haben sich in
großen und kleinen Städten behauptet bis
auf den heuligen Lag. Doch schien ihre
Zeit eigentlich vorbei zu sein, seit der Indi-
vidualismus die Hervorhebung des Namens
und damit das Schriftschild bevorzugte.
Die Schwierigkeit, sich im irrwarr der
tausend Aufschriften zu behaupten, ließ
wieder nach dem Zeichen greifen; die Not-
wendigkeit der Lernwirkung mußte es ver-
einfachen, die Notwendigkeit, es von innen
zu beleuchten, ebenfalls. So ist es amüsant
zu sehen, wie ein findiger Lriseur durch
Hinzufügen von Leuchtröhren in Dreiecks-
form dem allen Barbierbecken einen aktu-
ellen Rahmen gegeben und zugleich mit
wenig Mitteln eine höchst schlagkräftige
Neugestaltung dieses Zeichens formuliert
hat.
Solche Dinge behaupten sich trotz ihres
kleinen Ausmaßes auf der abendlich be-
leuchteten Straße besser, als es Schrifl-
schilder vermögen, weil sie ja eine viel ein-
dringlichere Sprache führen. Sie sind
unverkennbar: Das Auge der Optik, das
leuchtende U der Untergrundbahn, das rote
kreuz der Apotheke, das Posthorn; in
Frankreich ist ein rotglühender Anker aus
Glas das Zeichen der Restaurants für Fein-
schmecker. Man könnte da noch mancherlei
erfinden. Die Markenindustrie zumal läßt
sich die Möglichkeit nicht entgehen, den
durch Inseratpropaganda vorbereiteten
Käufer mit der suggestiven Kraft der wohl-
bekannten .Marke auf die Verkaufsstelle
hinzuweisen.
Knappheil im Zeichen und schnelle Er-
faßbarkeit desselben wird gefordert auch
durch die Verkehrsschnelligkeit. So mußten
die Verkehrszeichen selbst zu förmlichen
Stenogrammen werden, weithin erkennbar,
suggestiv, schlagend einfach in der Form:
typische Erzeugnisse unserer Zeil.
Schnarrenberger
361
des Themas ,Räume in Verkehrsmitteln haben wir
verschieben müssen und widmen dieses Heft vor-
nehmlich einigen Fru(/en der Werbung und
Werbegrafik.
SCHILDER ALS ZEICHEN
Die Entwicklung der Lichtreklame und
die Notwendigkeit, Straßenwerbung mög-
lichst eindringlich und zugleich, da die Zeit
zum Erfassen dieser Dinge immer rarer
wird, möglichst knapp zu machen, bringt
eine Neubelebung des Schildes als „Zei-
chen". Es war die Notwendigkeit, einem
des Lesens unkundigen Publikum die Kauf-
gelegenheit drastisch zu zeigen, die einst
„sprechende" Schilder schuf, und Hut, Bar-
bierschale, Bretzel, Handschuh, Lisch und
andere verlockende Dinge haben sich in
großen und kleinen Städten behauptet bis
auf den heuligen Lag. Doch schien ihre
Zeit eigentlich vorbei zu sein, seit der Indi-
vidualismus die Hervorhebung des Namens
und damit das Schriftschild bevorzugte.
Die Schwierigkeit, sich im irrwarr der
tausend Aufschriften zu behaupten, ließ
wieder nach dem Zeichen greifen; die Not-
wendigkeit der Lernwirkung mußte es ver-
einfachen, die Notwendigkeit, es von innen
zu beleuchten, ebenfalls. So ist es amüsant
zu sehen, wie ein findiger Lriseur durch
Hinzufügen von Leuchtröhren in Dreiecks-
form dem allen Barbierbecken einen aktu-
ellen Rahmen gegeben und zugleich mit
wenig Mitteln eine höchst schlagkräftige
Neugestaltung dieses Zeichens formuliert
hat.
Solche Dinge behaupten sich trotz ihres
kleinen Ausmaßes auf der abendlich be-
leuchteten Straße besser, als es Schrifl-
schilder vermögen, weil sie ja eine viel ein-
dringlichere Sprache führen. Sie sind
unverkennbar: Das Auge der Optik, das
leuchtende U der Untergrundbahn, das rote
kreuz der Apotheke, das Posthorn; in
Frankreich ist ein rotglühender Anker aus
Glas das Zeichen der Restaurants für Fein-
schmecker. Man könnte da noch mancherlei
erfinden. Die Markenindustrie zumal läßt
sich die Möglichkeit nicht entgehen, den
durch Inseratpropaganda vorbereiteten
Käufer mit der suggestiven Kraft der wohl-
bekannten .Marke auf die Verkaufsstelle
hinzuweisen.
Knappheil im Zeichen und schnelle Er-
faßbarkeit desselben wird gefordert auch
durch die Verkehrsschnelligkeit. So mußten
die Verkehrszeichen selbst zu förmlichen
Stenogrammen werden, weithin erkennbar,
suggestiv, schlagend einfach in der Form:
typische Erzeugnisse unserer Zeil.
Schnarrenberger
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