Thonet-Klappstuhl
Dieser ringt heute um seine Geltung. Das vor
zehn Jahren noch als „Cafehausstuhl" für die
eigentliche Wohnung verworfene Möbel wird vor-
bildlich in unserer Zeit, die prinzipiell solchen
industriell-wirtschaftlichen Gedankengängen zu-
gänglich ist.
Michael Thonet ist Anfang des 19. Jahrhun-
derts als Schreiner in Boppard a. Rh. tätig. Er
versucht mit neuen technischen Mitteln die üb-
liche Arbeitsweise zu vereinfachen.
1830 gelingen seine ersten Versuche, aus ge-
bogenem Massivholz Möbel herzustellen. Die
Thonet-Drehstuhl
Holzteile werden in siedendem Wasser gekocht,
in beliebige Formen gebogen, die einzelnen Teile
zusammengeschraubt. Das erste Modell, das auf
diese Weise entsteht, ist ein Stuhl, der leichter,
stabiler und billiger ist als der aus Massivholz
geschreinerte Stuhl.
Auf diesen Erfolg hin erwirbt Thonet Patente
in Österreich, Frankreich, England und Belgien:
,,Jede, auch selbst die sprödeste Gattung Holz
auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige
Formen und Schweifungen zu biegen." Durch
diese Patente gerät er in Konkurs. Sein Haus
wird zwangsweise versteigert.
1841 sieht Fürst Metternich einige Thonet-
möbel auf einer Ausstellung in Paris. Er holt
Thonet nach Wien und bietet ihm dort Arbeits-
gelegenheit. In diese Zeit fällt die Herstellung
des Sessels Nr. 4, der noch heute produziert
wird. Thonet wird damals von dem englischen
Architekten Desvignes unterstützt.
Auf Desvignes Anraten beschickt Thonet
1851 die Weltausstellung in London, wo er mit
seinen Stühlen großes Aufsehen erregt. 1853
überträgt Michael Thonet sein Geschäft seinen
fünf Söhnen. Seitdem wird die Firma mit Gebr.
Thonet protokolliert. Die Schreinerei in Wien
wird aufgelöst und der erste Fabrikationsbetrieb
in Korritschan in Mähren angefangen. Die großen
Buchenwaldungen dort sollen das Reservoir für
die bedeutend vergrößerte Produktion bilden.
Dort stehen auch in den weiten Agrargebieten
billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Das Biege-
207
Dieser ringt heute um seine Geltung. Das vor
zehn Jahren noch als „Cafehausstuhl" für die
eigentliche Wohnung verworfene Möbel wird vor-
bildlich in unserer Zeit, die prinzipiell solchen
industriell-wirtschaftlichen Gedankengängen zu-
gänglich ist.
Michael Thonet ist Anfang des 19. Jahrhun-
derts als Schreiner in Boppard a. Rh. tätig. Er
versucht mit neuen technischen Mitteln die üb-
liche Arbeitsweise zu vereinfachen.
1830 gelingen seine ersten Versuche, aus ge-
bogenem Massivholz Möbel herzustellen. Die
Thonet-Drehstuhl
Holzteile werden in siedendem Wasser gekocht,
in beliebige Formen gebogen, die einzelnen Teile
zusammengeschraubt. Das erste Modell, das auf
diese Weise entsteht, ist ein Stuhl, der leichter,
stabiler und billiger ist als der aus Massivholz
geschreinerte Stuhl.
Auf diesen Erfolg hin erwirbt Thonet Patente
in Österreich, Frankreich, England und Belgien:
,,Jede, auch selbst die sprödeste Gattung Holz
auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige
Formen und Schweifungen zu biegen." Durch
diese Patente gerät er in Konkurs. Sein Haus
wird zwangsweise versteigert.
1841 sieht Fürst Metternich einige Thonet-
möbel auf einer Ausstellung in Paris. Er holt
Thonet nach Wien und bietet ihm dort Arbeits-
gelegenheit. In diese Zeit fällt die Herstellung
des Sessels Nr. 4, der noch heute produziert
wird. Thonet wird damals von dem englischen
Architekten Desvignes unterstützt.
Auf Desvignes Anraten beschickt Thonet
1851 die Weltausstellung in London, wo er mit
seinen Stühlen großes Aufsehen erregt. 1853
überträgt Michael Thonet sein Geschäft seinen
fünf Söhnen. Seitdem wird die Firma mit Gebr.
Thonet protokolliert. Die Schreinerei in Wien
wird aufgelöst und der erste Fabrikationsbetrieb
in Korritschan in Mähren angefangen. Die großen
Buchenwaldungen dort sollen das Reservoir für
die bedeutend vergrößerte Produktion bilden.
Dort stehen auch in den weiten Agrargebieten
billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Das Biege-
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