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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0258
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Grundgedanke der Ausstellung ist, die bürgerliche
Wohnung aufzuzeigen, welche mit den besten zur-
zeit im Handel erreichbaren Einrichtungsgegenstän-
den bestellt ist. Im Gegensatz zu früheren Ausstel-
lungen, die in wahlloser Folge alle Arten von Zim-
mern zeigten, im Gegensatz zu einer letzthin statt-
gefundenen Ausstellung, die sich in erster Linie an
die luxusbedürftigen Kreise wandte, im Gegensatz
zu einer Ausstellung, die fachlich experimentelle Ge-
sichtspunkte in den Vordergrund stellt, soll hier ein
Standard gegeben werden für eine vernunftgemäße,
im Laufe der Jahre zu vervollständigende Wohnungs-
einrichtung.

Es soll gezeigt werden, daß der wichtigste Ge-
sichtspunkt beim Beginn einer Einrichtung ist, künst-
lerisch und technisch einwandfreien Hausrat einzu-
kaufen. Das Auge muß geschult werden, die gute
Grundform unabhängig vom ornamentalen Beiwerk
herauszufinden. Damit soll nicht gesagt sein, daß
das Schmuckbedürfnis verdrängt werden soll, wie
es fälschlicherweise zurzeit im Zusammenhang mit
dem Begriff „neue Sachlichkeit" verstanden wird.
Eine Wohnungseinrichtung in Holz, die in gutem Sinne
sachlich ist, hat den gleichen Anspruch auf Moderne
wie eine Stahlmöbeleinrichtung, trotzdem letztere
an sich neuzeitlicher ist. Diese Abschweifung sei
gestattet, weil die Bestrebungen zur Verbesserung
der üblichen Möbelkonfektion in den weitaus meisten
Fällen auf künstlerisch originelle Experimente hinaus-
laufen, ohne diesen obengenannten Gesichtspunkt
genügend zu berücksichtigen. Gegenbeispiel: Die
Vervollkommnung des Autos, dort werden unter Aus-
schaltung „origineller" Formen täglich praktische
und ästhetische Verbesserungen erreicht.

Inhalt der Ausstellung sind die vier hauptsächlich-
sten Räume einer Wohnung: Küche, Speisezimmer.
Wohnzimmer und Schlafzimmer. Alle übrigen Räume:
Kinderzimmer, Arbeitszimmer, Fremdenzimmer usw.
sind aus diesen abzuleiten. Entsprechend dem
wachsenden Einkommen sind vier Stadien der Ver-
vollkommnung vorgesehen. Diese Vervollkommnun-
gen spielen sich gelegentlich mehrerer Wohnungs-
wechsel ab, so daß die Grundrisse der Räume sich
jeweils ändern und verschiedenartige Raumwirkun-
gen entstehen. Zu jedem der vier genannten Räume
werden in einer Vorschau seine geschichtlichen
Entwicklungsstadien gezeigt.

Der Besucher würde diese Ausstellung verlassen
mit dem Gefühl, unendlich viele Eindrücke gehabt
zu haben. Wünscht er, diesen Anregungen folgend,
nach den Grundsätzen der Ausstellung zu handeln,
so würde ein Katalog, der nur Firmenverzeichnisse
und einige willkürliche Illustrationen enthält, kein
Führer für ihn sein können. Die hier geplante Ab-
sicht, jeden Gegenstand fotografisch mit Aussteller-
name, Größenangabe und Materialbeschreibung so-
wie dem derzeitigen Einzelpreis im Katalog erschei-
nen zu lassen, ist geeignet, den ernsthaften Be-
sucher an den Aussteller heranzuführen. Der Kata-
log wird nicht nur als Führer durch die Ausstellung
wertvoll sein, sondern — und das ist sehr wichtig —
auch nach der Ausstellung noch die einzelnen Ge-
genstände und ihre Aussteller gegenwärtig erhalten.
Des weiteren wird der Katalog in einer Zusammen-

stellung — die auch als Versicherungsliste Verwen-
dung finden könnte — mit genauer Registrierung
der Gegenstände und ihrem derzeitigen Einzelpreis
die Endsumme dessen zeigen, was jeweils in vier
Jahren und zusammen in 16 Jahren für den Woh-
nungsbedarf ausgegeben worden ist.

Von unseren Mitgliedern

Gustav Allinger, Berlin, wurde zum Garten-
baudirektor der Stadt Hindenburg (O.-S.) berufen.
Der Magistrat Hindenburg hat Herrn Allinger die
technische und künstlerische Oberleitung des städ-
tischen Gartenwesens, insbesondere die Gestaltung
der neuen großen Grünanlagen, durch Privatdienst-
vertrag auf mehrere Jahre übertragen und ihm da-
bei volle Freiheit für seine Arbeiten an anderen
Orten des Reiches zugesichert.

Kettwig v. d. Brücke hatte einen engeren Wett-
bewerb zur Erlangung geeigneter Entwürfe für eine
evangelische und katholische Schule nebst Turnhalle
und zwei Wohnungen für die Schulleiter ausge-
schrieben. Das Preisgericht hat den 1. Preis, woran
gleichzeitig die Ausführung geknüpft war, G. A.
M u n z e r, Düsseldorf, zugesprochen.

Professor Hans Poelzig, Berlin, erhielt den
Auftrag zum Bau des neuen Funkhauses in Berlin-
Witzleben.

Stadtbaurat Ritter, Leipzig, wurde zum Sach-
verständigen für den „Gutachterausschuß für das
öffentliche Krankenhauswesen" des Deutschen
Städtetags neben dem auf diesem Gebiete bisher
tätigen Herrn Landesbaurat Lang, Berlin, ernannt.

Bei dem Wettbewerb zur Erlangung von Entwür-
fen für die Bebauung des Ausstellungsgeländes und
für die architektonische Gestaltung der Hallenbau-
ten der Technischen Messe in Leipzig, veranstaltet
vom Leipziger Meßamt und der Leipziger Messe-
und Ausstellungs-Aktiengesellschaft in Verbindung
mit dem Rate der Stadt erhielt Kurt Schwarze,
Leipzig, einen 2. Preis in Höhe von 4500 RM.

Schulen

Der Frankfurter Goldschmied Kurt Baer hat
einen Ruf an die Badische Kunstgewerbeschule
Pforzheim als Leiter der Schmuckzeichenklasse er-
halten und angenommen.

Ausstellungen

Berlin. Die Staatliche Kunstbibliothek veran-
staltet aus Anlaß der von Leipzig nach Berlin erfol-
genden Ubersiedlung von Prof. Georg A. Mathey
in der Zeit vom 23. März bis 21. April eine Aus-
stellung des buchkünstlerischen Schaffens Profes-
sor Matheys.

Die für die Zeit von Mai bis Oktober 1929 ge-
plante 4. Internationale Kunstausstellung in Monza
ist nunmehr abgesagt worden. Die Ausstellung ist
auf 1930 verschoben worden.

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT; DR. LÖTZ, BERLIN W35, LÜTZOW-STRASSE 102/104
DRUCK: WERBEDIENST G. M. B. H., KOMMANDITGESELLSCHAFT, SPANDAU-EISWERDER
 
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