Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0781
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Kunstblatt-Ausstellung "Junge Künstler" im Reckendorfhaus
DOI article:Sie wollen die Mitte halten!
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KUNSTBLATT-AUSSTELLUNG „JUNGE KÜNSTLER"
im Reckendorfhaus
Das Reckendorfhaus hat wieder eine Ausstellung. zig Bindende liegt seltsamerweise im Motiv, aber
Diesmal mit einer Idee, deren Urheberschaft Paul das proletarische Milieu greift nur selten ins Mensch-
Westheim zur Ehre gereicht. Jungen Künstlern, liehe. Ehrlichkeit der Gesinnung, Bescheidenheit im
denen die Pforten der Ausstellungen und Kabinette der Aufgabe zusammen mit anspruchsloser Darstel-
noch verschlossen sind, soll hier Gelegenheit gege- lung sind vielleicht noch die Faktoren, die am mei-
ben werden, ihre Arbeiten zu zeigen. sten erhoffen lassen.
Wer allerdings dann erwartet, daß in Malerei oder Eine solche Unternehmung, wie sie diese Ausstel-
Plastik hier bei den Jungen ein ganz bestimmter lung darstellt, ist als eine Art Dokumentierung von
Wille sichtbar wird, muß eine Enttäuschung erfahren. allergrößter Wichtigkeit, sie gibt ein Bild von einem
Diese Generation hat auch nichts Bindendes, keine Streben, dem heute wenig Erfolg vergönnt ist, nach
treibende Kraft, die über allem individuellen Gestam- außen hin wie in sich selbst. Aber solange noch
mel steht. Auch das Mittel ist ungleichartiger als je. junge Menschen ein zwingendes Muß empfinden, sich
Neben der Malkultur von gestern steht die Über- der Kunst zu verschreiben, besteht Hoffnung.
Setzung ins Grafische bis zum Selbstwert. Das ein- L.
„Hinterhäuser im Schnee"
Josef Wedewer
Dieses Bild wurde vom Verlag Hermann Reckendorf auf der Kunstblatt-Ausstellung „Junge Künstler" an-
gekauft und der Nationalgalerie Berlin zum Geschenk gemacht. Die Wahl gerade dieses Bildes ist sehr zu
begrüßen, weil nicht mit einer überlieferten Malkultur, sondern mit stark grafischen Mitteln und einer sehr
verhaltenen Farbigkeit eine gute atmosphärische und räumliche Auflösung des Bildraumes erfolgt ist. Motiv
und Darstellung können als interessantes Dokument des Strebens der „Jungen Kunst" angesehen werden.
SIE WOLLEN DIE MITTE HALTEN!
In einem Bericht über den Delegiertentag des
Reichsverbandes für Deutsche Werkkunst heißt es
in der Nummer 43 der „Deutschen Goldschmiede-
Zeitung":
„Zu dem Punkt Zeitschrift sprach Herr Prof. Groß,
Dresden, der die beiden ersten Hefte redigiert hat.
Er betonte, daß man bewußt die Mitte zu halten ver-
suchte zwischen der ,Form' (Zeitschrift des Werk-
bundes) und den reinen Berufszeitschriften. Dadurch
werde es möglich sein, dem schaffenden Künstler und
dem schaffenden Handwerker Anregungen zu geben,
die seine Arbeiten wirklich befruchten können."
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im Reckendorfhaus
Das Reckendorfhaus hat wieder eine Ausstellung. zig Bindende liegt seltsamerweise im Motiv, aber
Diesmal mit einer Idee, deren Urheberschaft Paul das proletarische Milieu greift nur selten ins Mensch-
Westheim zur Ehre gereicht. Jungen Künstlern, liehe. Ehrlichkeit der Gesinnung, Bescheidenheit im
denen die Pforten der Ausstellungen und Kabinette der Aufgabe zusammen mit anspruchsloser Darstel-
noch verschlossen sind, soll hier Gelegenheit gege- lung sind vielleicht noch die Faktoren, die am mei-
ben werden, ihre Arbeiten zu zeigen. sten erhoffen lassen.
Wer allerdings dann erwartet, daß in Malerei oder Eine solche Unternehmung, wie sie diese Ausstel-
Plastik hier bei den Jungen ein ganz bestimmter lung darstellt, ist als eine Art Dokumentierung von
Wille sichtbar wird, muß eine Enttäuschung erfahren. allergrößter Wichtigkeit, sie gibt ein Bild von einem
Diese Generation hat auch nichts Bindendes, keine Streben, dem heute wenig Erfolg vergönnt ist, nach
treibende Kraft, die über allem individuellen Gestam- außen hin wie in sich selbst. Aber solange noch
mel steht. Auch das Mittel ist ungleichartiger als je. junge Menschen ein zwingendes Muß empfinden, sich
Neben der Malkultur von gestern steht die Über- der Kunst zu verschreiben, besteht Hoffnung.
Setzung ins Grafische bis zum Selbstwert. Das ein- L.
„Hinterhäuser im Schnee"
Josef Wedewer
Dieses Bild wurde vom Verlag Hermann Reckendorf auf der Kunstblatt-Ausstellung „Junge Künstler" an-
gekauft und der Nationalgalerie Berlin zum Geschenk gemacht. Die Wahl gerade dieses Bildes ist sehr zu
begrüßen, weil nicht mit einer überlieferten Malkultur, sondern mit stark grafischen Mitteln und einer sehr
verhaltenen Farbigkeit eine gute atmosphärische und räumliche Auflösung des Bildraumes erfolgt ist. Motiv
und Darstellung können als interessantes Dokument des Strebens der „Jungen Kunst" angesehen werden.
SIE WOLLEN DIE MITTE HALTEN!
In einem Bericht über den Delegiertentag des
Reichsverbandes für Deutsche Werkkunst heißt es
in der Nummer 43 der „Deutschen Goldschmiede-
Zeitung":
„Zu dem Punkt Zeitschrift sprach Herr Prof. Groß,
Dresden, der die beiden ersten Hefte redigiert hat.
Er betonte, daß man bewußt die Mitte zu halten ver-
suchte zwischen der ,Form' (Zeitschrift des Werk-
bundes) und den reinen Berufszeitschriften. Dadurch
werde es möglich sein, dem schaffenden Künstler und
dem schaffenden Handwerker Anregungen zu geben,
die seine Arbeiten wirklich befruchten können."
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