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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Schwarz, Rudolf: Die soziale Frauenschule in Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0033

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Aachen-Burtscheid liegt und von dem aus man nörd-
lich auf die Stadt und südlich in einen Talgrund der
Eifelvorberge sieht. Das sehr bewegte Gelände er-
laubte, den Bau in mehreren Höhenschichten terras-
senförmig zu organisieren.

Kern der Anlage ist der annähernd quadratische
Gymnastik- und Blumenhof. Er liegt rundum ge-
schlossen hoch über dem äußern Gelände und öffnet
sich überraschend erst beim Betreten des großen
Verkehrsflurs, der an seiner Südseite liegt; auf den
andern Seiten die Wohnungen der auswärtigen
Schülerinnen, der Wirtschafterin und Nebenräume.

Diese Wohnräume umfassen auf einer Grund-
fläche von etwa 10 qm den eigentlichen Wohn-
raum mit Bett, Tisch, zwei Stühlen, Bücher-
schränkchen und Lampe, einen begehbaren
Schrank und eine Waschzelle, welche mit Glasur-
platten bekleidet ist und neben dem Wasch-
becken eine Handbrause enthält. Die Wasch-
zellen haben wie das ganze Haus Warm- und Kalt-
wasserleitung. Zum Innenhof öffnen sich die Zimmer
vollständig durch zwei nach außen aufgehende Glas-
türen. Mit der Kante der Betonschwelle beginnt eine
breite Blumenpflanzung. (Zwischen Zimmer und
Blumen ist kein Weg zwischengelegt. In den Auf-
nahmen fehlt die Blumenpflanzung noch.) Die Möbel
der Zimmer sind wie die des ganzen Hauses aus
naturfarbenem Kiefernholz nach besonderen Mo-
dellen durch das ansässige Handwerk hergestellt,
wobei es möglich war, trotz bester handwerklicher
Arbeit unter dem Preis der Fabrikware zu bleiben.
(Einzelpreis der Stühle z. B. 12,— M.) Bettdecken

und Eisenteile erhielten helle und klare Farben,
meist rot, blau oder honiggelb. Die Zimmer werden
von einem langen, durch Luxferfliesen beleuchteten
Außenflur umzogen. Da sie selbst zu klein sind, um
Besuche aufzunehmen, wurden in den Flur zwei
dielenartige Eckräume gelegt. Gemeinsam zu Inter-
nat und Gymnastikwiese gehören Bäder und Brau-
sen. — Es muß noch hervorgehoben werden, daß die
quadratische Grundform des Innenhofs keine sym-
metrische Wirkung ergibt. Das Quadrat erscheint
hier in seiner andern Funktion als Träger eines zir-
kulierenden Verkehrs. Durch die einfache Form wird
außerdem eine große Klarheit und Ersichtlichkeit der
ganzen Anlage erreicht. Der Bau und seine Folgen
von offenen und geschlossenen Räumen prägen sich
dem Bewohner ganz deutlich ein. Man weiß jeder-
zeit, an welcher Stelle des Baues man steht und wie
die andern Räume darum herumliegen. Es hat sich
gezeigt, daß dadurch ein Gefühl der Ruhe und Be-
friedigung entsteht und daß es Freude macht, die
klaren Raumfolgen zu durchschreiten.

An diesen Kern sind die andern Räume und An-
lagen derart angefügt, daß sie sich nach außen, in
die Landschaft hinein öffnen, aber doch mit dem
Innenhof in engster Verbindung und Beziehung ste-
hen. So vorab die Schulsäle selbst. Sie liegen nach
Südwesten, haben also den ganzen Nachmittag hin-
durch Sonne — das war hier möglich durch den
glücklichen Umstand, daß die Schule während der
heißen Monate Ferien hat — und öffnen sich nach
dem Talraum und seinen Höhen zu. Zwei Klassen
liegen ebenerdig an der obersten Außenterrasse vor

Speisesaal Salle ä manger Dining-room

Renger-Fotos

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