der kreisrunden Freilichtbühne. Die Klassen sind
durch Drehflügel im untern und Kippflügel im obern
Drittel der Fenster gelüftet. Dabei schlagen die
Drehflügel nach außen auf. Das ist einmal gut we-
gen der Vorhänge und Verdunkelungen und wegen
der Benutzung der Fensterbänke; es ist aber auch
schön und gibt der Außenfront eine fast lebendige
Beweglichkeit. Das Eisenwerk ist außen hellrot,
innen weiß oder schwarz gestrichen. So stehen die
geöffneten Fenster als ein farbiges Filigran vor der
weißen Putzfläche, eine Wirkung, die erst durch das
moderne Stahlfenster möglich wurde. Zur Beleuch-
tung der Säle eine Reihe von PH-Lampen, die in
geringem Abstand von den Fenstern aufgehängt
sind, so daß alle Arbeitsplätze Linkslicht haben. Da-
bei muß man die Vorhänge als Reflektorflächen an-
nehmen, da die Industrie immer noch keine brauch-
bare Lampe mit schrägem Lichtkegel anfertigt. In
ähnlicher Weise wurden im Flur Zeiß-Stufenspiegel-
lampen vor die helle Innenwand gesetzt; es gibt
nämlich auch noch keine Raumbeleuchtung mit läng-
lichem Lichtkegel. Im übrigen Hause wurden die
Glühlampen und Soffitten in ihren einfachen Fassun-
gen in die Decken gesetzt.
Zur eigentlichen Schulanlage gehört noch der
Festsaal mit seinen Nebenräumen. Zu ihm steigt
man aus dem Schulflur über eine sehr festliche
Treppe hinauf. Der Saal öffnet sich mit zwei seiner
Wände nach dem Tal und der Stadt zu vollständig.
Der Innenhof liegt unter ihm ausgebreitet. — Die
anschließenden Seminar- und Büchereiräume können
zum Bau zugezogen werden. Die Wände sind wie
im ganzen Saal hell: es wurden meist Farben ge-
wählt, die das ungeübte Auge nicht vom reinen Weiß
unterscheiden wird, jedoch kommt Weiß selbst nur
einmal, im Flur des Internats, vor, während sonst
meist ganz helle Tönungen von reinem Grau (Mi-
schung schwarz-weiß) gewählt wurden. Eine starke
Farbgliederung konnte durch die Beläge erreicht
werden. In den Fluren liegt blaues Linoleum, in den
Zimmern hellgraues, in den Klassen braunes, im
Festsaal und im Speisesaal hellrotes. Die erreichte
Steigerung wird deutlich empfunden. Das Gestühl
im Festsaal ist schwarz gebeizt.
Es gibt dann noch zwei Gruppen von Räumen, die
man als Außenanlagen und Vorräume bezeichnen
könnte. Zu den letzteren gehört die Eingangshalle,
die umfangreiche Verwaltung mit ihren Büros,
Sprechzimmern und Dozentenzimmern und der
Speisesaal mit den Küchen. Sie liegen in offenem
Bogen unterhalb der Hauptterrasse in den Berg ein-
geschoben und beziehen sich auf vorgelegte Garten-
flächen, Spielwiesen und die Speiseterrasse. Die
schlichte Sprache dieser Anordnung mit ihrem Auf-
und Absteigen von einer Schicht zur andern und die
einfache Organisation der Geländeflächen wird
deutlich erlebt. — Zu beachten ist noch der
Gedanke einer Schülerinnenküche. Die oft nicht
sehr begüterten Schülerinnen schließen sich zu
Gruppen zusammen, welche sich selbst Frühstück
und Abendessen zubereiten. Dazu stellt die Schule
einen besonderen Raum mit sechs kleinen Küchen,
die aus Herd, Tisch, Schrank, Regal, Spüle und al-
lem nötigen Gerät bestehen. Eine ähnliche Einrich-
tung wurde in der Herberge getroffen. — Zu den
Außenanlagen gehört vorab die Mädchenjugend-
herberge, die als öffentliche Wanderherberge ge-
führt wird. Sie liegt hoch oben in der Westecke des
Gebäudes und hat ihre besondere Treppe und ihren
besonderen Eingang. An der gleichen Treppe liegt
ein Stockwerk tiefer die Wohnung des Hausmeisters,
der zugleich Herbergswart ist und die Eingangshalle
der Schule und den Zugang zur Herberge aus seiner
Koje gleichzeitig beobachten kann. Diese Koje
setzt dann auch Herberge und Schule in Verbindung
miteinander. Wenn einmal eine große Tagung ist,
kann man die Außentür der Herberge schließen und
diese so in den Schulbereich einbeziehen. — Ganz
für sich mit besonderm Zugang liegt im andern
Flügel die Dienstwohnung der Direktorin.
GEGENWARTIGE BAUARBEIT IN JAPAN
Rl C HAR D J. NEUTRA
Japanischer Fortschritt ist im Gegensatz zu dem
in U. S. A. oder China, zum guten Teil Regierungs- I<iinl%mf"T
aktion. Erfolg eines obrigkeitlichen Plans und sorg-
fältiger Beobachtung des Auslandes durch von ^
Staats wegen ausgesandte Fachleute und Stu- m*im«tm tut je x
denten B^ijrr-tÄS fotriSn
Es gibt dabei politische wie personliche Sympa- ^-n.nmn nnrnm
thie für Deutschland, eine gewisse Abkühlung gegen- «•«««««.»/^^
über England seit der befremdlichen Konstruktion
der Schlachtschiffbasis von Singapore. Frankreich,
obwohl die wichtigste japanische Linie seine Häfen
anläuft, ist offenbar von geringerer Einfluß-Bedeu-
tung als die beiden früher genannten Länder. Inner-
halb der großen und mittleren Städte zeigt sich die
nordamerikanische Atmosphäre auf oft unterhält- H ✓ y - "/ v* / H & & fr
liehe Weise penetrant, spürbar. — Anschlagplakat 0 ^ W> tsl H
Der Konservativismus japanischer Geldgeber, Ban- !J, '^n^iS« * IS S H i. B tt |EEf
ken, Beleihungsanstalten, städtischer Verwaltungen in Japan
22
durch Drehflügel im untern und Kippflügel im obern
Drittel der Fenster gelüftet. Dabei schlagen die
Drehflügel nach außen auf. Das ist einmal gut we-
gen der Vorhänge und Verdunkelungen und wegen
der Benutzung der Fensterbänke; es ist aber auch
schön und gibt der Außenfront eine fast lebendige
Beweglichkeit. Das Eisenwerk ist außen hellrot,
innen weiß oder schwarz gestrichen. So stehen die
geöffneten Fenster als ein farbiges Filigran vor der
weißen Putzfläche, eine Wirkung, die erst durch das
moderne Stahlfenster möglich wurde. Zur Beleuch-
tung der Säle eine Reihe von PH-Lampen, die in
geringem Abstand von den Fenstern aufgehängt
sind, so daß alle Arbeitsplätze Linkslicht haben. Da-
bei muß man die Vorhänge als Reflektorflächen an-
nehmen, da die Industrie immer noch keine brauch-
bare Lampe mit schrägem Lichtkegel anfertigt. In
ähnlicher Weise wurden im Flur Zeiß-Stufenspiegel-
lampen vor die helle Innenwand gesetzt; es gibt
nämlich auch noch keine Raumbeleuchtung mit läng-
lichem Lichtkegel. Im übrigen Hause wurden die
Glühlampen und Soffitten in ihren einfachen Fassun-
gen in die Decken gesetzt.
Zur eigentlichen Schulanlage gehört noch der
Festsaal mit seinen Nebenräumen. Zu ihm steigt
man aus dem Schulflur über eine sehr festliche
Treppe hinauf. Der Saal öffnet sich mit zwei seiner
Wände nach dem Tal und der Stadt zu vollständig.
Der Innenhof liegt unter ihm ausgebreitet. — Die
anschließenden Seminar- und Büchereiräume können
zum Bau zugezogen werden. Die Wände sind wie
im ganzen Saal hell: es wurden meist Farben ge-
wählt, die das ungeübte Auge nicht vom reinen Weiß
unterscheiden wird, jedoch kommt Weiß selbst nur
einmal, im Flur des Internats, vor, während sonst
meist ganz helle Tönungen von reinem Grau (Mi-
schung schwarz-weiß) gewählt wurden. Eine starke
Farbgliederung konnte durch die Beläge erreicht
werden. In den Fluren liegt blaues Linoleum, in den
Zimmern hellgraues, in den Klassen braunes, im
Festsaal und im Speisesaal hellrotes. Die erreichte
Steigerung wird deutlich empfunden. Das Gestühl
im Festsaal ist schwarz gebeizt.
Es gibt dann noch zwei Gruppen von Räumen, die
man als Außenanlagen und Vorräume bezeichnen
könnte. Zu den letzteren gehört die Eingangshalle,
die umfangreiche Verwaltung mit ihren Büros,
Sprechzimmern und Dozentenzimmern und der
Speisesaal mit den Küchen. Sie liegen in offenem
Bogen unterhalb der Hauptterrasse in den Berg ein-
geschoben und beziehen sich auf vorgelegte Garten-
flächen, Spielwiesen und die Speiseterrasse. Die
schlichte Sprache dieser Anordnung mit ihrem Auf-
und Absteigen von einer Schicht zur andern und die
einfache Organisation der Geländeflächen wird
deutlich erlebt. — Zu beachten ist noch der
Gedanke einer Schülerinnenküche. Die oft nicht
sehr begüterten Schülerinnen schließen sich zu
Gruppen zusammen, welche sich selbst Frühstück
und Abendessen zubereiten. Dazu stellt die Schule
einen besonderen Raum mit sechs kleinen Küchen,
die aus Herd, Tisch, Schrank, Regal, Spüle und al-
lem nötigen Gerät bestehen. Eine ähnliche Einrich-
tung wurde in der Herberge getroffen. — Zu den
Außenanlagen gehört vorab die Mädchenjugend-
herberge, die als öffentliche Wanderherberge ge-
führt wird. Sie liegt hoch oben in der Westecke des
Gebäudes und hat ihre besondere Treppe und ihren
besonderen Eingang. An der gleichen Treppe liegt
ein Stockwerk tiefer die Wohnung des Hausmeisters,
der zugleich Herbergswart ist und die Eingangshalle
der Schule und den Zugang zur Herberge aus seiner
Koje gleichzeitig beobachten kann. Diese Koje
setzt dann auch Herberge und Schule in Verbindung
miteinander. Wenn einmal eine große Tagung ist,
kann man die Außentür der Herberge schließen und
diese so in den Schulbereich einbeziehen. — Ganz
für sich mit besonderm Zugang liegt im andern
Flügel die Dienstwohnung der Direktorin.
GEGENWARTIGE BAUARBEIT IN JAPAN
Rl C HAR D J. NEUTRA
Japanischer Fortschritt ist im Gegensatz zu dem
in U. S. A. oder China, zum guten Teil Regierungs- I<iinl%mf"T
aktion. Erfolg eines obrigkeitlichen Plans und sorg-
fältiger Beobachtung des Auslandes durch von ^
Staats wegen ausgesandte Fachleute und Stu- m*im«tm tut je x
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Es gibt dabei politische wie personliche Sympa- ^-n.nmn nnrnm
thie für Deutschland, eine gewisse Abkühlung gegen- «•«««««.»/^^
über England seit der befremdlichen Konstruktion
der Schlachtschiffbasis von Singapore. Frankreich,
obwohl die wichtigste japanische Linie seine Häfen
anläuft, ist offenbar von geringerer Einfluß-Bedeu-
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halb der großen und mittleren Städte zeigt sich die
nordamerikanische Atmosphäre auf oft unterhält- H ✓ y - "/ v* / H & & fr
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Der Konservativismus japanischer Geldgeber, Ban- !J, '^n^iS« * IS S H i. B tt |EEf
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