findet sich in der Halle II in den Häusern von
Mies van der Rohe oder Lilly Reich vor, Wänden,
an denen — nicht zu glauben! — richtige Staffe-
leibilder von Kandinsky und Faksimiledrucke nach
Picasso hängen, — und man empfindet es nicht
als Dissonanz, nicht als Reaktion, sondern als
eine sehr natürliche Sache, als wenn es nicht
Bilder, sondern Wandteppiche wären, die ja nie
verboten waren! Und man erinnert sich an den
— allerdings nicht,,modernen" — Salon bei Paul
Rosenberg in Paris, in dem vier gewaltige Stil-
leben von Picasso hängen oder an das von Mies
erbaute schöne Haus Lange in Krefeld, in dem
die Bindung zwischen Wand und Bild dadurch
noch mehr gelockert ist, daß die sehr schönen
Bilder der Sammlung Lange sehr häufig ausge-
wechselt werden. Und vielleicht entspricht diese
fast japanisch anmutende Übung in doppeltem
Sinne der augenblicklichen Lage: sie läßt dem
Bild im höchsten Maße sein Eigenleben, versucht
nicht, es einzufügen in eine feste Bindung, die
ihm nicht gemäß ist, — und sie läßt gleicher-
weise der Wand ihr neues Recht: denn diese
will ja heute nicht mehr wie früher wirken als ein
fest gefügtes „Sein'", sondern sie umschließt
nur halb die ineinander gleitenden Räume, in
denen eine ganz neue Beziehung zur Welt ihren
Ausdruck findet.
DENKMALPFLEGE
In der Denkmalpflege Badens ist ein heftiger
Streit entbrannt. Die überlebte, historisierende Art
der Wiederherstellung alter Bauten, wie sie vor
zweieinhalb Jahrzehnten beim Heidelberger Schloß
eine so entscheidende Niederlage ersitt, ist in
unerträglicher Derbheit über Baden hereingebrochen
und entstellt die alten Baudenkmale eines nach dem
anderen. Die Frankfurter Zeitung hat wiederholt da-
gegen geschrieben. Doch alle Einsprüche, auch die
von anderer Seite, sind vergebens. Der Leiter der
staatlichen Denkmalpflege, zugleich Chef des staat-
lichen Hochbauwesens, schaltet autokratisch und
schrankenlos. Seine Methode ist ebenso einfach
wie durchschlagend. Mit dem schlichten Mittel des
Schweizer Abteilung in der Ausstellung Internationaler Städtebau auf der Bauausstellung
277
Mies van der Rohe oder Lilly Reich vor, Wänden,
an denen — nicht zu glauben! — richtige Staffe-
leibilder von Kandinsky und Faksimiledrucke nach
Picasso hängen, — und man empfindet es nicht
als Dissonanz, nicht als Reaktion, sondern als
eine sehr natürliche Sache, als wenn es nicht
Bilder, sondern Wandteppiche wären, die ja nie
verboten waren! Und man erinnert sich an den
— allerdings nicht,,modernen" — Salon bei Paul
Rosenberg in Paris, in dem vier gewaltige Stil-
leben von Picasso hängen oder an das von Mies
erbaute schöne Haus Lange in Krefeld, in dem
die Bindung zwischen Wand und Bild dadurch
noch mehr gelockert ist, daß die sehr schönen
Bilder der Sammlung Lange sehr häufig ausge-
wechselt werden. Und vielleicht entspricht diese
fast japanisch anmutende Übung in doppeltem
Sinne der augenblicklichen Lage: sie läßt dem
Bild im höchsten Maße sein Eigenleben, versucht
nicht, es einzufügen in eine feste Bindung, die
ihm nicht gemäß ist, — und sie läßt gleicher-
weise der Wand ihr neues Recht: denn diese
will ja heute nicht mehr wie früher wirken als ein
fest gefügtes „Sein'", sondern sie umschließt
nur halb die ineinander gleitenden Räume, in
denen eine ganz neue Beziehung zur Welt ihren
Ausdruck findet.
DENKMALPFLEGE
In der Denkmalpflege Badens ist ein heftiger
Streit entbrannt. Die überlebte, historisierende Art
der Wiederherstellung alter Bauten, wie sie vor
zweieinhalb Jahrzehnten beim Heidelberger Schloß
eine so entscheidende Niederlage ersitt, ist in
unerträglicher Derbheit über Baden hereingebrochen
und entstellt die alten Baudenkmale eines nach dem
anderen. Die Frankfurter Zeitung hat wiederholt da-
gegen geschrieben. Doch alle Einsprüche, auch die
von anderer Seite, sind vergebens. Der Leiter der
staatlichen Denkmalpflege, zugleich Chef des staat-
lichen Hochbauwesens, schaltet autokratisch und
schrankenlos. Seine Methode ist ebenso einfach
wie durchschlagend. Mit dem schlichten Mittel des
Schweizer Abteilung in der Ausstellung Internationaler Städtebau auf der Bauausstellung
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