Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

DOI article:
Ausstellung der Staatshochbauverwaltung des Preußischen Finanzministeriums
DOI article:
Riezler, Walter: Bild und Bau: Betrachtungen zur Bauausstellung
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0287

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Foto: H. Schmölz, Köln

Seminarium in der pädagogischen Akademie Breslau. Inneneinrichtung beweglich. Versuch, durch die hohen Seitenfenster
möglichst schattenlose Beleuchtung zu erzielen. Epidiaskop-Projektions-Apparat: Carl Zeiß, Jena

Salle de seminaire de l'Academie pedagogique de Breslau. Ameublement interieur mobile. Essai d'obtenir, au moyen des hautes fenetres
laterales, un eclairage autant que possible sans ombre

Class Room in the Academy of Pedagogics at Breslau. The interior appointments are movable. The idea of the elevated side Windows
is the avoidance, as far as possible, of shadows

BILD UND BAU

Betrachtungen zur Bauausstellung
W. RIEZLER

Die Sehnsucht des Malers nach der Wand ist
alt, so alt ungefähr wie der Verfall der Wand-
malerei im 19. Jahrhundert. Je mehr sich die
Malerei auf die rein malerischen Probleme zu-
rückzog, desto stärker wurde die Gefahr emp-
funden, die in einer Zerstörung der ursprüng-
lichen Bindung jeglicher Malerei an den Zusam-
menhang des Raumes lagen. Sogar die Impres-
sionisten wußten um diese Gefahr: Manet und
Cezanne riefen in gleicher Weise nach der
Wand, nach der sich Marees sein ganzes Leben
sehnte, nachdem er in seiner Jugend einmal das
Glück gehabt hatte, das einzige Meisterwerk der
Wandmalerei im 19. Jahrhundert zu schaffen.
Van Gogh kannte nichts höheres als die Auf-
gabe, einen Raum mit Bildern von innerer Be-
deutung und lebendiger Beziehung auf den Men-
schen zu schaffen, und wenn er auch nie das
Glück hatte, vor einer solchen Aufgabe zu
stehen, so ist doch seine Bildform durch dieses

Ideal der Bindung an die Wand bestimmt. Das
gleiche gilt für den „Expressionismus" und die
verwandten Strömungen der letzten Jahrzehnte.
Das ,,Staffeleibild" galt nur mehr als Notbehelf
und sein nahes Ende wurde mehr als einmal vor-
hergesagt.

So schien der Boden für eine neue Blüte der
Wandmalerei wohl bereitet zu sein, und auch die
realen Aufgaben blieben nicht ganz aus; vor
allem wurde immer wieder versucht, wenigstens
auf Ausstellungen den Künstlern Gelegenheit zu
geben, ihre gestaltende Kraft an Wandflächen
zu erproben. Aber merkwürdigerweise sind die
meisten dieser Versuche mißlungen oder doch
nicht so gelungen, wie man es nach der allgemei-
nen Situation hätte erwarten sollen. Auch solche
Künstler, deren Staffeleibilder immer wie ver-
kappte Wandbilder wirkten, haben vor der Wand
versagt. Wirklich gelungen sind — abgesehen
von sehr vielversprechenden Versuchen, wie

275
 
Annotationen