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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Schimmelpfennig, Alexander: Landstrassen ohne Bäume
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Theo van Doeseburg
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Unter der Lupe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0166

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Zeit, wo die Bäume belaubt waren. Heute dagegen
ist der Bruchteil des Verkehrs, der auf zweckmäßige
und schöne Landschaftsgestaltung keine Rücksicht
legt, gering, und unsere Landstraßen sind im Winter,
wenn auch nicht so stark wie im Sommer, doch so
erheblich befahren, daß allein dieser Verkehr An-
spruch auf Berücksichtigung seiner Wünsche haben
kann: denn der Deutsche hat während der Kriege
und später auch seine Heimat mehr schätzen ge-
lernt als vordem. Man kann also nach diesen Über-
legungen wohl behaupten, daß die im vorliegenden
Entwurf vorgeschlagene Bepflanzung mit Nadelholz
das Verständnis für die Landschaft stärker zum
Ausdruck bringt als eine Laubholzbepflanzung das
tun kann. Von Vorteil für die Herausbildung land-
schaftlicher Momente bei Nadelholzbepflanzung ist
einmal die außerordentlich große Zahl von Gehölz-
arten, die zur Verfügung steht, zweitens aber auch
die unendliche Mannigfaltigkeit in der Möglichkeit
der Ausbildung von Pflanzengruppen in unmittel-
barer Nähe des Straßenkörpers, die neben ihrer
rein pflanzlichen Schönheit gleichzeitig verkehrs-
technische Aufgaben zu erfüllen haben, sei es als
weithin weisende Warnung oder als Richtungsweiser
für einen stark beschleunigten Verkehr.

Was die

Kostenfrage

anbetrifft, so besteht darüber kein Zweifel, daß
hochstämmige Nadelholzbepflanzung auf alle Fälle
erheblich billiger ist als Laubholzbepflanzung. Das
Nadelholz ist schon in seiner Beschaffenheit billi-
ger und erfordert weiterhin nur ganz geringe Pflege.
Anders liegt die Sache bei der Hecke. Wie hoch sich
die Kosten der Hecke in der Anlage künftig stellen
werden, läßt sich heute noch nicht übersehen, weil
mangels Nachfrage heute die erforderlichen Hecken-
pflanzen noch nicht annähernd in dem Umfange
herangezüchtet werden, wie sie bei einer großzügi-
gen Straßenbepflanzung erforderlich sind. Es ist
anzunehmen, daß auch Heckenpflanzungen edlerer
Holzarten in Zukunft infolge Massenanzucht erheb-
lich billiger angeboten werden, als das heute der
Fall ist. Gewisse Kosten verursacht allerdings die
jährliche Behandlung der Hecke. Diese Kosten kön-
nen aber nicht in Parallele gesetzt werden mit
irgendwelchen Kosten der bisherigen Laubholzbe-
pflanzung. da sie ein vollständig neues Element an
der Straße sind und Aufgaben erfüllen, die die
bisherige Laubholzbepflanzung in keiner Weise
erfüllt hat.

THEO VAN DOESBURG f

Am 9. März ist Theo van Doesburg gestorben.
Er ist bekannt geworden durch seine konsequenten
theoretischen Beiträge zur modernen Gestaltung,
die er hauptsächlich in der Zeitschrift ,,De Stijl",
die er mit Mondrian, Oud u. a. leitete, veröffentlichte.
Wir haben seine letzte größere Arbeit als Architekt,
die Raumgestaltung der Aubette in Straßburg, in un-
serer Zeitschrift gezeigt. Er zählte zu dem Kreis un-
serer Mitarbeiter und viele unserer Leser werden von
seinen Aufsätzen, die sich durch ihre konsequente
und reinliche Einstellung auszeichnen, einen star-
ken Eindruck gewonnen haben. In unserer Mappe
liegt noch ein bebilderter Aufsatz über spanische
Flughäfen, den wir demnächst bringen werden.

Doesburg gehört zu den Führern der modernen Be-
wegung, die mit energischer Strenge und der Ver-
leugnung alles Überkommenen, nach den wahren und
schöpferischen Mitteln der Gestaltung gesucht
haben. Er war unerbittlich gegen alles, was an
Ästhetik gemahnte, und gehörte einer Generation
von Kämpfern an, die es schwer hatten und deren
Sprache erst später verstanden wurde.

Wir geben eine Aufstellung der Veröffentlichungen
seiner Arbeiten und Aufsätze in den Heften unserer
Zeitschrift: Heft 2/1929 „Farben im Raum": Heft
2/1929 „Die Aubette in Straßburg"; Heft 10 1929
„Film als reine Gestaltung": Heft 21/1929 „Das
Buch und seine Gestaltung".

UNTER DER LUPE

DIE DEUTSCHE ABTEILUNG AUF DER MONZA-
AUSSTELLUNG 1930

Nur ein kleiner Nachtrag zu dem, was im letz-
ten Heft über das Museum für vorbildliche Serien-
erzeugnisse in Hannover gesagt wurde! Ein nicht
unwesentlicher Teil des Materials ist nämlich von
dem Ausstellungsgut der Deutschen Abteilung auf
der Ausstellung in Monza übernommen worden.
Diese Ausstellung ist leider durch ihre geringe
Größe und durch ihre zeitliche und örtliche Situa-
tion nicht so in den Vordergrund der allgemeinen Be-
trachtung gerückt worden, wie sie es verdient hätte.

Die Ausstellung in Paris fand eine sehr große Be-
achtung und verdunkelte leider zu Unrecht diese
kleine Abteilung in Monza. Rein äußerliche Um-
stände, wie geringe zur Verfügung stehende Mittel,
die Schwierigkeit, gute Aufnahmen zu erhalten, sind
auch mit an dieser Tatsache schuld. Die Aufgabe,
die dem künstlerischen Leiter Ludwig Hilberseimer
gestellt war und die er sich selbst im Rahmen der
Mittel stellen konnte, war eine sehr bescheidene.
Aber gerade dadurch, daß Hilberseimer hier ganz
unbeirrt um ausländischen Geschmack und ohne all-
zusehr an den Tageserfolg zu denken, vorgegangen
ist, ist diese Ausstellung so überaus gut in ihren ein-

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