Foto: Otto Eisenschink, Stuttgart
Armoire en trois parties (l'une servant de garde-robe) et table ä ecrire ä fermeture centrale " •
Cupboard in three divisions (one for hanging clothes) and writing-table with central lock
NEUE BÜROMÖBEL
JUSTUS BIER
Während das Wohnmöbel vielfach durch das
Überwiegen dekorativer Launen über die struktive
Klarheit und durch die romantische Wiederaufnahme
überholter historischer Formen in der Entwicklung
neuer zweckmäßiger Typen gehemmt wird, haben
sich diese im Büromöbel ungehindert entfaltet.
Das Büromöbel ist „gesunder" als das Wohnmöbel,
weil hier nicht in der so häufig doch bloß äußer-
lichen „Strenge" das Heil erblickt, sondern jede
die Benutzbarkeit erleichternde Neuerung voll
ausgewertet wurde. Hier ist zuerst im Möbelbau
Stahl zur Anwendung gekommen, der allerdings
noch immer nur in wenigen Typen mit dem Holz
wirtschaftlich konkurrieren kann: von Schreib-
tischen, Tresor- und Karteischränken, bei denen
Feuersicherheit den Stahl trotz höheren Preises er-
fordert, abgesehen, vor allem bei Registraturschrän-
ken, beim einfachen Fabrik- und Bürokleiderschrank
und verschiedenen Typen des Regals. Aber auch
das Büroholzmöbel hat durch die Ausnutzung der
maschinellen Möglichkeiten und die konsequente
Verfolgung erleichterter Benutzung neue Formen
angenommen. Die Rolljalousie mit Balancevorrich-
tung, der Zentralverschluß, der englische Zug, weit-
gehendste Verwendung von Sperrholzplatten, Lino-
leum-Tischeinlagen und -Sockelumkleidungen, ins
Holz gefräste Griffe an Stelle aufgeschraubter Me-
tallbügel, gefräste Zahnleisten für Regalschränke
usw. haben sich hier zuerst durchgesetzt, Elemente,
die teilweise, wie z. B. die Rolljalousie, im Wohn-
möbel noch ganz ungenügend ausgenutzt sind.
Sind die Typen der Büromöbel also gemäß heuti-
gen Beanspruchungen und Produktionsbedingungen
entwickelt worden, so läßt doch die formale Durch-
bildung der einzelnen Typen meist sehr viel mehr
zu wünschen übrig als beim guten Wohnmöbel. Das
Büromöbel ist noch vielfach mit Rudimenten eines
sonst längst verschwundenen Jugendstils behaftet,
der sich in den Formen der Tischbeine, der Profilie-
rung der Plattenkanten in gekurvten Stützleisten,
vor allem aber bei der Sockel- und Gesimsausbil-
dung der sonst so neuzeitlichen Jalousieschränke
peinlich meldet. Auch die gedankenlos wiederholte
Gelbbeizung des Büromöbels, die den Holzcharakter
verschwinden macht, ohne einen anderen Reiz an
seine Stelle zu setzen, entstammt einer solchen
ungeprüft übernommenen Tradition; sie hätte längst
zugunsten einer lichteren Beizung aufgegeben wer-
den können.
Wir können hier nun von einer Firma berichten,
der Büromöbel-Fabrik S. Gutmann in
60
Armoire en trois parties (l'une servant de garde-robe) et table ä ecrire ä fermeture centrale " •
Cupboard in three divisions (one for hanging clothes) and writing-table with central lock
NEUE BÜROMÖBEL
JUSTUS BIER
Während das Wohnmöbel vielfach durch das
Überwiegen dekorativer Launen über die struktive
Klarheit und durch die romantische Wiederaufnahme
überholter historischer Formen in der Entwicklung
neuer zweckmäßiger Typen gehemmt wird, haben
sich diese im Büromöbel ungehindert entfaltet.
Das Büromöbel ist „gesunder" als das Wohnmöbel,
weil hier nicht in der so häufig doch bloß äußer-
lichen „Strenge" das Heil erblickt, sondern jede
die Benutzbarkeit erleichternde Neuerung voll
ausgewertet wurde. Hier ist zuerst im Möbelbau
Stahl zur Anwendung gekommen, der allerdings
noch immer nur in wenigen Typen mit dem Holz
wirtschaftlich konkurrieren kann: von Schreib-
tischen, Tresor- und Karteischränken, bei denen
Feuersicherheit den Stahl trotz höheren Preises er-
fordert, abgesehen, vor allem bei Registraturschrän-
ken, beim einfachen Fabrik- und Bürokleiderschrank
und verschiedenen Typen des Regals. Aber auch
das Büroholzmöbel hat durch die Ausnutzung der
maschinellen Möglichkeiten und die konsequente
Verfolgung erleichterter Benutzung neue Formen
angenommen. Die Rolljalousie mit Balancevorrich-
tung, der Zentralverschluß, der englische Zug, weit-
gehendste Verwendung von Sperrholzplatten, Lino-
leum-Tischeinlagen und -Sockelumkleidungen, ins
Holz gefräste Griffe an Stelle aufgeschraubter Me-
tallbügel, gefräste Zahnleisten für Regalschränke
usw. haben sich hier zuerst durchgesetzt, Elemente,
die teilweise, wie z. B. die Rolljalousie, im Wohn-
möbel noch ganz ungenügend ausgenutzt sind.
Sind die Typen der Büromöbel also gemäß heuti-
gen Beanspruchungen und Produktionsbedingungen
entwickelt worden, so läßt doch die formale Durch-
bildung der einzelnen Typen meist sehr viel mehr
zu wünschen übrig als beim guten Wohnmöbel. Das
Büromöbel ist noch vielfach mit Rudimenten eines
sonst längst verschwundenen Jugendstils behaftet,
der sich in den Formen der Tischbeine, der Profilie-
rung der Plattenkanten in gekurvten Stützleisten,
vor allem aber bei der Sockel- und Gesimsausbil-
dung der sonst so neuzeitlichen Jalousieschränke
peinlich meldet. Auch die gedankenlos wiederholte
Gelbbeizung des Büromöbels, die den Holzcharakter
verschwinden macht, ohne einen anderen Reiz an
seine Stelle zu setzen, entstammt einer solchen
ungeprüft übernommenen Tradition; sie hätte längst
zugunsten einer lichteren Beizung aufgegeben wer-
den können.
Wir können hier nun von einer Firma berichten,
der Büromöbel-Fabrik S. Gutmann in
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