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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Maasz, Harry: Von Werkgärten des öffentlichen Grüns
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Schimmelpfennig, Alexander: Landstrassen ohne Bäume
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0162

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Anteil auch an den Vorgängen der „Arbeits- und An-
zuchtsgeheimnisse" innerhalb dieser lebensvollen
Grüngebiete. Wir finden heute wohl kaum ein städ-
tisches Gartenamt. welches nicht alles daran setzt,
auch diese seine grünen Werkstätten jedem Inter-
essierten zugänglich zu machen, um ihm so das Teil-
haben am Werden und Wachsen des mannigfaltigen
und reichen Pflanzenmaterials auf breitester Grund-
lage zu sichern und ihm die Anzuchts- und Verwen-
dungsmöglichkeiten im lebendigen Arbeitsvorgang
nahezubringen. Es ist daher nicht verwunderlich,
daß sich diese Gärten, in denen es nicht nur zu sehen,
sondern vor allem zu lernen gibt, steigender Be-
liebtheit erfreuen.

Angeregt durch die schon alten, im Schutze eines
Winkels der eindrucksvollen Wallanlagen der Stadt
Lübeck liegenden Anzuchtsgärten, die zwar von den
Höhen der Wallpromenaden einzusehen, der Bevöl-
kerung aber nicht zugänglich waren, gliederte ich im
Jahre 1914 an anderer Stelle der Stadt einen An-
zuchtsgarten. Dieser sollte zugleich die Funktionen
eines Lehrgartens übernehmen. Er liegt an sehr
belebter Stelle zwischen einer Uferpromenade und
einem Spielplatz. In unmittelbarem Anschluß reihen
sich Pachtgärten und die städtische Baumschule
an. Eine günstigere Lage konnte für diesen Zweck-
garten nicht gefunden werden. In ihm, der in der
Hauptsache der Aufzucht von Einjahrsblumen dient,
ist dann die Verwendungsmöglichkeit der verschie-
denartigsten Hecken soweit gezeigt, wie das ohne
Beeinträchtigung der Flächen zulässig war. Und in
Sonderabteilungen wird die Anwendung der Rose
in all ihren Formen, werden Staudenverwendung.
Einjahrsblumen und Gehölze der Bevölkerung nahe-
gebracht.

In erstaunlich kurzer Zeit wuchsen die Pflanzun-
gen unter der sach- und fachkundigen Pflege der

städtischen Arbeitskräfte heran und schlössen
Räume, Flächen und Wege. Schon im siebenten Jahr
waren die Sondergärten von Hecken umfangen,
deren Höhe und Geschlossenheit die Lichtbilder-
folge zeigt.

Das scheint um so erstaunlicher, als alle Pflan-
zen als sogenannte Jungpflanzen verwendet wur-
den, die also aus jüngstem Wachstumsstadium unter
sorgfältiger Pflege entwickelt werden mußten. Aber
das ist ja der Sinn dieser auf Anschauung und Unter-
richt eingestellten Werkgärten, daß sie dem Lieb-
haber und Beschauer alle Wachstumsvorgänge und
Pflegemaßnahmen von den frühesten Anfängen bis
zur Vollendung zeigen.

Aber sie sollen mehr zeigen, diese Gärten. Sie
sollen alle Möglichkeiten pflanzlicher Behandlung
innerhalb ihrer Einzelabteilungen nach und nach er-
läutern. Daher die Heckengänge, darum die ver-
schiedenen Räume, daher die immergrünen und die
sommergrünen Hecken, die niedrigen und hohen,
darum die Beeteinteilungen und Schutzpflanzungen,
die Rabatten und Laubengänge, und so manches
andere, was für den Gartenliebhaber von Interesse
und Wert ist.

Über dem Ganzen aber liegt jene Einfachheit und
Sachlichkeit, wie sie eben nur aus der Kulturform mit
ihren Beetabteilungen, den Reihenpflanzungen und
Reihensaaten erwachsen kann. Aber wenn sich
diese Reihen zu leuchtenden Farbbändern schlie-
ßen, wenn sie aufleuchten in geschlossener Fläche,
diese blauen, roten, gelben violetten und weißen
Beete, dann bietet diese Form des dienenden Werk-
und Blütengartens hinter windabhaltenden und
sonnefangenden Schutzhecken den überraschend-
sten Eindruck, den ein Garten überhaupt zu geben
imstande ist.

LANDSTRASSEN OHNE BÄUME

BECKER und ALEX. SCHIMMELPFENNIG

Der Kraftwagen in seinen verschiedenen Kon-
struktionsformen stellt heute neue Anforderungen
an unsere Verkehrsstraßen. Bisher sind von den
interessierten Kreisen diese Forderungen im wesent-
lichen geltend gemacht worden hinsichtlich des
Straßenteiles, der von überragender Bedeutung für
den Kraftverkehr ist, nämlich der Fahrbahn. Es liegt
aber auf der Hand, daß auch die übrigen Teile unse-
rer Straßen, die in ihrer Ausgestaltung den Erforder-
nissen des tierischen Verkehrs angepaßt waren, all-
mählich weitergehenden Forderungen des Kraftver-
kehrs sich werden anpassen müssen. Unter diesen
Anlagen steht, vom Standpunkt des Kraftwagen-
führers aus gesehen, nach der Fahrbahnbefestigung
in vorderster Linie die Bepflanzung.

Im Laufe der letzten Monate hat der erstgenannte
Verfasser des vorliegenden Aufsatzes in der Öffent-
lichkeit seine Grundsätze für eine neuzeitliche Be-
pflanzung von Straßen mit überwiegendem Autover-
kehr entwickelt. Die Landesverwaltung des Regie-
rungsbezirks Kassel hatte den Entschluß gefaßt,
einer Verwirklichung dieser Ideen näherzutreten.

150

Die Folge dieses Entschlusses ist ein Entwurf für
die Bepflanzung der neuerbauten Straße Adorf-
Flechtdorf im Kreise Corbach im früheren Freistaat
Waldeck. Maßgebend für den Entwurf waren die
Forderungen, die Becker bereits an anderer Stelle
für den Kraftwagenverkehr im Hinblick auf dessen
künftige Entwicklung erhoben hat. Dabei hat Becker
nicht nur eine erhebliche Vermehrung der Kraft-
wagen angenommen, er hat auch vor allen Dingen
mit einer beachtlichen Steigerung der Ansprüche
der Kraftfahrer an Sicherung des Verkehrs und
Übersichtlichkeit der Straße gerechnet; Ansprüche,
die aus einer Steigerung der Geschwindigkeit ent-
springen. Danach sind folgende grundsätzliche
Forderungen aufgestellt worden:

Freie Übersicht,

also in der Linienführung gerade Linie, schlanke
Kurve, ausreichende Sicherung gegen einlaufenden
Verkehr von der Seite her. Dieser Forderung sind
nachteilig alle Gehölze, die durch überhängende
Kronen und sperrigen Wuchs das Lichtraumprofil
 
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