DIE BAUTEN DER BAYERISCHEN M I LCH VE RSO RG U N G
JUSTUS BIER
Wir haben an dieser Stelle seinerzeit die Bauten
des Nürnberger Stadions von O. E.
Schweizer veröffentlicht (Form 1928 Heft 15, 1929
Heft 10 und 1930 Heft 1), die dem Architekten den
Ruf an die Technische Hochschule in Karlsruhe und
den Auftrag auf das inzwischen im Rohbau fertig-
gestellte Wiener Stadion eintrugen. Die über-
raschend starke Zustimmung, die diese Bauten in
allen Lagern fanden, hatte vielfältige Gründe: die
gewählten Baustoffe, Eisenbeton und Glas, und die
freiräumliche Verlagerung der Bauten waren der
Entwicklung neuer Form günstig, wie auch die von
traditionellen Vorstellungen völlig unbelastete Auf-
gabe, der sportlichen Übung und der Teilnahme
großer Menschenmassen am Wettkampf die archi-
tektonische Fassung zu geben. In kühnen, strengen
Bauwerken, deren Formgebung in engstem Anschluß
an die Konstruktion entwickelt ist und deren räum-
liche Organisation aus einer klaren Erfassung heuti-
ger Lebensinhalte und Bedürfnisse erwuchs, wurde
dort eine dem überpersönlichen, die Massen einen-
den und steigernden Charakter des Sports wesens-
verwandte Architektur geschaffen — über die voll-
kommene Erfüllung der praktischen Bedürfnisse
hinaus ist in diesen Bauten auch der ideelle Inhalt
überzeugend verwirklicht.
An einer neuen Bauaufgabe, den Bauten für
diebayerischeMMchversorgung, erweist
Schweizer nun, daß er die an den Stadionbauten ent-
wickelte Strenge und Reinheit der architektonischen
Gestaltung auch an Aufgaben zu bewähren vermag,
bei denen der Entwicklung einer rein modernen Lö-
Milchhof Nürnberg (Arch. O. E. Schweizer). Im Vordergrund das Betriebsgebäude, das mit der Annahmehalle über die
schachtartige Zufahrtsstraße auf den hochgelegenen Milchbahnhof herübergreift. Vor dem Betonkamin der Bunkerbau.
Links die langgestreckte Garagenhalle, anschließend das Verwaltungsgebäude mit seinen niedrigen Wohntrakten
Ferme-Iaiterie, ä Nuremberg (architecte: O. E. Schweizer). A l'avant-plan, le bätiment d'exploitation qui, avec la halle de reception, au
moyen d'une voie d'acces en forme de tunnel empiete sur le terrain — d'un niveau plus eleve — de la gare d'exploitation laitiere. Devant
le passage en beton se trouve le bätiment destine aux reserves de charbon A gauche se trouve le long bätiment de la halle des garages;
attenant ä cette halle se dresse le bätiment de l'administration avec sa serie de petites maisons d'habitation
Milk courtyard in Nuremberg (O. E. Schweizer, architect). In the foreground are the business premises which with the receiving Offices
lead over the gulch-like street of approach to the raised milk railway Station. In front of the concrete chimney-stack, the coal bunkers.
To the left the long reach of the garages, adjacent to the managerial building with its low-roofed dwelling section
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JUSTUS BIER
Wir haben an dieser Stelle seinerzeit die Bauten
des Nürnberger Stadions von O. E.
Schweizer veröffentlicht (Form 1928 Heft 15, 1929
Heft 10 und 1930 Heft 1), die dem Architekten den
Ruf an die Technische Hochschule in Karlsruhe und
den Auftrag auf das inzwischen im Rohbau fertig-
gestellte Wiener Stadion eintrugen. Die über-
raschend starke Zustimmung, die diese Bauten in
allen Lagern fanden, hatte vielfältige Gründe: die
gewählten Baustoffe, Eisenbeton und Glas, und die
freiräumliche Verlagerung der Bauten waren der
Entwicklung neuer Form günstig, wie auch die von
traditionellen Vorstellungen völlig unbelastete Auf-
gabe, der sportlichen Übung und der Teilnahme
großer Menschenmassen am Wettkampf die archi-
tektonische Fassung zu geben. In kühnen, strengen
Bauwerken, deren Formgebung in engstem Anschluß
an die Konstruktion entwickelt ist und deren räum-
liche Organisation aus einer klaren Erfassung heuti-
ger Lebensinhalte und Bedürfnisse erwuchs, wurde
dort eine dem überpersönlichen, die Massen einen-
den und steigernden Charakter des Sports wesens-
verwandte Architektur geschaffen — über die voll-
kommene Erfüllung der praktischen Bedürfnisse
hinaus ist in diesen Bauten auch der ideelle Inhalt
überzeugend verwirklicht.
An einer neuen Bauaufgabe, den Bauten für
diebayerischeMMchversorgung, erweist
Schweizer nun, daß er die an den Stadionbauten ent-
wickelte Strenge und Reinheit der architektonischen
Gestaltung auch an Aufgaben zu bewähren vermag,
bei denen der Entwicklung einer rein modernen Lö-
Milchhof Nürnberg (Arch. O. E. Schweizer). Im Vordergrund das Betriebsgebäude, das mit der Annahmehalle über die
schachtartige Zufahrtsstraße auf den hochgelegenen Milchbahnhof herübergreift. Vor dem Betonkamin der Bunkerbau.
Links die langgestreckte Garagenhalle, anschließend das Verwaltungsgebäude mit seinen niedrigen Wohntrakten
Ferme-Iaiterie, ä Nuremberg (architecte: O. E. Schweizer). A l'avant-plan, le bätiment d'exploitation qui, avec la halle de reception, au
moyen d'une voie d'acces en forme de tunnel empiete sur le terrain — d'un niveau plus eleve — de la gare d'exploitation laitiere. Devant
le passage en beton se trouve le bätiment destine aux reserves de charbon A gauche se trouve le long bätiment de la halle des garages;
attenant ä cette halle se dresse le bätiment de l'administration avec sa serie de petites maisons d'habitation
Milk courtyard in Nuremberg (O. E. Schweizer, architect). In the foreground are the business premises which with the receiving Offices
lead over the gulch-like street of approach to the raised milk railway Station. In front of the concrete chimney-stack, the coal bunkers.
To the left the long reach of the garages, adjacent to the managerial building with its low-roofed dwelling section
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