Qualität in ihrer Beziehung zu diesen Betrachtungs-
maßstäben untersucht. Da ergeben sich denn
manchmal sehr interessante Feststellungen; so lie-
gen da drei Nußknacker nebeneinander, jeder ist gut
zu gebrauchen, liegt angenehm in der Hand und
sieht gut und einfach aus, und doch hat jeder wieder
eine ganz andere Form: also die gleiche Funktion
gleich gut zur Darstellung gebracht, kann sich in
den verschiedensten Formen dokumentieren. Und
dabei ist keiner von den dreien von dem anderen
irgendwie abgeleitet, sondern jeder ist selbständig
in seiner Form erfunden. Natürlich erfordert das
Verständnis für diese einfachen und klaren Formen
eine gewisse Schulung unseres Auges, und es ist
wirklich nicht mehr einfach auszudrücken, worin die
besondere Formung jedes einzelnen liegt. Eine
künstlerische Sachverständigenkommission etwa,
die beurteilen sollte, ob bei solchen Objekten eine
Übernahme der Form stattgefunden hat, muß hilflos
davorstehen. Aber immerhin ist es auch ein Beweis
dafür, daß die Industrie es eigentlich nicht nötig hat,
die Formen dieser einfachen Gebrauchsgegen-
stände, seien es nun Türgriffe oder Bestecke, von-
einander abzuleiten und gewaltsam in der Form zu
verändern, denn, wo der Gestalter sich ohne for-
male Vorstellungen mit der Aufgabe auseinander-
setzt, kommt er aus diesem Prozeß heraus von
selbst zu einer eigenen Lösung. Die Dinge sehen
sich natürlich ähnlich, aber sie können dennoch
grundverschieden sein.
Solche und ähnliche Betrachtungen lassen sich
sehr schön an dem Material dieser Aussteilungen
anstellen. Und das ist ein besonderer Gewinn, denn
erst dann, wenn man die Dinge nebeneinander sieht,
ergeben sich von selbst solche Betrachtungen und
Fragestellungen. Es gibt in diesen Ausstellungen
auch Überraschungen, so findet man Formen von
Silberbestecken, die schon über 20 Jahre alt sind,
und die vollkommen einwandfrei in Form wie im Ge-
brauch sind. W. L.
BAUPOLITIK UND BAU Wl RTSCH AFT
ALEXANDER SCHWAB
Kurztreten I
Für alle industriellen und gewerblichen Betriebe,
die an der Entwicklung der Bautätigkeit interessiert
sind, kann es heute nichts Gefährlicheres geben als
Vogel-Strauß-Politik und krankhaften Optimismus.
Entsprechendes gilt für jeden, der beruflich von der
Bautätigkeit abhängt, sei es als Architekt oder Bau-
techniker, als Handwerker oder Arbeiter; und auch
für die Berufswahl, jetzt zu Ostern, kann man nur
raten: kurztreten!
Einige Tatsachen aus der letzten Zeit:
Niemand wird das Baujahr 1930 in besonders
guter Erinnerung haben. Dennoch ist im Wohnungs-
bau fast die gleiche Anzahl von Wohnungen erstellt
worden wie 1929; dabei aber ist der Wert der Pro-
duktion im Wohnungsbau (nach den Schätzungen
des Instituts für Konjunkturforschung) von rund
3500 Millionen Mark in 1929 auf rund 3000 Millionen
zurückgegangen. Das ist zum Teil auf eine gewisse
Verringerung der Baukosten, zum Teil aber auch
auf die Verkleinerung des Umfangs der durchschnitt-
lichen Neuwohnung zurückzuführen, im ganzen also
ein Erfolg der Bemühung, nicht mehr am Markt vor-
beizubauen. Diese Bemühung aber hat zweifellos
ihr Ziel noch keineswegs ganz erreicht und muß
fortgesetzt werden, vor allem durch weiteren Kosten-
abbau. — Handwerker für den Innenausbau wer-
den, sobald das Wetter günstig ist, verhältnismäßig
leidlich zu tun haben, da nach der Statistik relativ
viel unfertige Neubauten ins neue Jahr hinüberge-
nommen worden sind. Aber nach Erschöpfung die-
ses latenten Auftragsbestandes sind die Aussich-
ten nur mäßig. — Die Mittel, die für das laufende
Jahr dem Wohnungsbau zur Verfügung stehen wer-
den, schätzt das Institut auf 1900 bis 2200 Millio-
nen, also nochmals erheblich weniger als 1930; ohne
die fortschreitende Bauspartätigkeit wäre der Be-
trag noch niedriger einzuschätzen. Allerdings ist
die Höhe dieser Mittel u. a. davon abhängig, wie mit
den Baukosten sich die Rentabilitätsaussichten ent-
wickeln. Der amtliche Gesamtindex der Baukosten
ist zwar im Laufe des Jahres 1930 von 178 auf 155
zurückgegangen (Baustoffe von 158 auf 135); ver-
gleicht man aber diesen Stand mit dem der übrigen
Meßziffern für Preise und Kosten, so sieht man, daß
der Baukostenindex noch immer den zweifelhaften
Ruhm der Führung für sich beanspruchen kann. —
Der Deutsche Baugewerksbund hat mit dem 17. No-
vember als Stichtag eine Erhebung über die Arbeits-
losigkeit unter seinen Mitgliedern durchgeführt; von
den rund 294 000 Mitgliedern, die geantwortet ha-
ben, hatten über 18 000, 6,2 v. H., in den zwölf
Monaten vor dem Stichtag überhaupt keine Arbeit
gefunden, und von diesen waren wiederum zwei
Drittel länger als ein Jahr arbeitslos. Weitere
13 v. H. hatten im Laufe der letzten zwölf Monate
weniger als 13 Wochen Arbeit gehabt. Am 16. Fe-
bruar waren 76 v. H. aller Mitglieder des Bau-
gewerksbundes ohne Beschäftigung. — Einige der
größten Firmen der Bauindustrie sind in letzter Zeit
gezwungen gewesen, ihre Zahlungen einzustellen;
aber auch bei kleineren Betrieben gibt es viele
Schwierigkeiten, besonders in der Möbelfabrikation
ist der Eingang neuer Aufträge im allgemeinen von
Monat zu Monat geringer geworden.
Trotz alledem: es hat keinen Sinn, die Flinte ins
Korn zu werfen. Der Bedarf an Wohnungen und
Wohnungseinrichtungen ist da und bleibt. Nur muß
man heute mehr als je wissen, daß auf die Dauer
sich nur Qualitätsware durchsetzen kann, und zwar
ökonomische Qualitätsware, der es gelingt, die
Totenstarre des kauf unfähigen Konsums durch den
Zauberstab des billigen Preises (bei gleicher sach-
licher Güte) zu brechen.
Arbeitsbeschaffung und Siedlung.
Arbeitsbeschaffung lautet die große Parole noch
immer. Aber man kann nicht sagen, daß bis jetzt
118
maßstäben untersucht. Da ergeben sich denn
manchmal sehr interessante Feststellungen; so lie-
gen da drei Nußknacker nebeneinander, jeder ist gut
zu gebrauchen, liegt angenehm in der Hand und
sieht gut und einfach aus, und doch hat jeder wieder
eine ganz andere Form: also die gleiche Funktion
gleich gut zur Darstellung gebracht, kann sich in
den verschiedensten Formen dokumentieren. Und
dabei ist keiner von den dreien von dem anderen
irgendwie abgeleitet, sondern jeder ist selbständig
in seiner Form erfunden. Natürlich erfordert das
Verständnis für diese einfachen und klaren Formen
eine gewisse Schulung unseres Auges, und es ist
wirklich nicht mehr einfach auszudrücken, worin die
besondere Formung jedes einzelnen liegt. Eine
künstlerische Sachverständigenkommission etwa,
die beurteilen sollte, ob bei solchen Objekten eine
Übernahme der Form stattgefunden hat, muß hilflos
davorstehen. Aber immerhin ist es auch ein Beweis
dafür, daß die Industrie es eigentlich nicht nötig hat,
die Formen dieser einfachen Gebrauchsgegen-
stände, seien es nun Türgriffe oder Bestecke, von-
einander abzuleiten und gewaltsam in der Form zu
verändern, denn, wo der Gestalter sich ohne for-
male Vorstellungen mit der Aufgabe auseinander-
setzt, kommt er aus diesem Prozeß heraus von
selbst zu einer eigenen Lösung. Die Dinge sehen
sich natürlich ähnlich, aber sie können dennoch
grundverschieden sein.
Solche und ähnliche Betrachtungen lassen sich
sehr schön an dem Material dieser Aussteilungen
anstellen. Und das ist ein besonderer Gewinn, denn
erst dann, wenn man die Dinge nebeneinander sieht,
ergeben sich von selbst solche Betrachtungen und
Fragestellungen. Es gibt in diesen Ausstellungen
auch Überraschungen, so findet man Formen von
Silberbestecken, die schon über 20 Jahre alt sind,
und die vollkommen einwandfrei in Form wie im Ge-
brauch sind. W. L.
BAUPOLITIK UND BAU Wl RTSCH AFT
ALEXANDER SCHWAB
Kurztreten I
Für alle industriellen und gewerblichen Betriebe,
die an der Entwicklung der Bautätigkeit interessiert
sind, kann es heute nichts Gefährlicheres geben als
Vogel-Strauß-Politik und krankhaften Optimismus.
Entsprechendes gilt für jeden, der beruflich von der
Bautätigkeit abhängt, sei es als Architekt oder Bau-
techniker, als Handwerker oder Arbeiter; und auch
für die Berufswahl, jetzt zu Ostern, kann man nur
raten: kurztreten!
Einige Tatsachen aus der letzten Zeit:
Niemand wird das Baujahr 1930 in besonders
guter Erinnerung haben. Dennoch ist im Wohnungs-
bau fast die gleiche Anzahl von Wohnungen erstellt
worden wie 1929; dabei aber ist der Wert der Pro-
duktion im Wohnungsbau (nach den Schätzungen
des Instituts für Konjunkturforschung) von rund
3500 Millionen Mark in 1929 auf rund 3000 Millionen
zurückgegangen. Das ist zum Teil auf eine gewisse
Verringerung der Baukosten, zum Teil aber auch
auf die Verkleinerung des Umfangs der durchschnitt-
lichen Neuwohnung zurückzuführen, im ganzen also
ein Erfolg der Bemühung, nicht mehr am Markt vor-
beizubauen. Diese Bemühung aber hat zweifellos
ihr Ziel noch keineswegs ganz erreicht und muß
fortgesetzt werden, vor allem durch weiteren Kosten-
abbau. — Handwerker für den Innenausbau wer-
den, sobald das Wetter günstig ist, verhältnismäßig
leidlich zu tun haben, da nach der Statistik relativ
viel unfertige Neubauten ins neue Jahr hinüberge-
nommen worden sind. Aber nach Erschöpfung die-
ses latenten Auftragsbestandes sind die Aussich-
ten nur mäßig. — Die Mittel, die für das laufende
Jahr dem Wohnungsbau zur Verfügung stehen wer-
den, schätzt das Institut auf 1900 bis 2200 Millio-
nen, also nochmals erheblich weniger als 1930; ohne
die fortschreitende Bauspartätigkeit wäre der Be-
trag noch niedriger einzuschätzen. Allerdings ist
die Höhe dieser Mittel u. a. davon abhängig, wie mit
den Baukosten sich die Rentabilitätsaussichten ent-
wickeln. Der amtliche Gesamtindex der Baukosten
ist zwar im Laufe des Jahres 1930 von 178 auf 155
zurückgegangen (Baustoffe von 158 auf 135); ver-
gleicht man aber diesen Stand mit dem der übrigen
Meßziffern für Preise und Kosten, so sieht man, daß
der Baukostenindex noch immer den zweifelhaften
Ruhm der Führung für sich beanspruchen kann. —
Der Deutsche Baugewerksbund hat mit dem 17. No-
vember als Stichtag eine Erhebung über die Arbeits-
losigkeit unter seinen Mitgliedern durchgeführt; von
den rund 294 000 Mitgliedern, die geantwortet ha-
ben, hatten über 18 000, 6,2 v. H., in den zwölf
Monaten vor dem Stichtag überhaupt keine Arbeit
gefunden, und von diesen waren wiederum zwei
Drittel länger als ein Jahr arbeitslos. Weitere
13 v. H. hatten im Laufe der letzten zwölf Monate
weniger als 13 Wochen Arbeit gehabt. Am 16. Fe-
bruar waren 76 v. H. aller Mitglieder des Bau-
gewerksbundes ohne Beschäftigung. — Einige der
größten Firmen der Bauindustrie sind in letzter Zeit
gezwungen gewesen, ihre Zahlungen einzustellen;
aber auch bei kleineren Betrieben gibt es viele
Schwierigkeiten, besonders in der Möbelfabrikation
ist der Eingang neuer Aufträge im allgemeinen von
Monat zu Monat geringer geworden.
Trotz alledem: es hat keinen Sinn, die Flinte ins
Korn zu werfen. Der Bedarf an Wohnungen und
Wohnungseinrichtungen ist da und bleibt. Nur muß
man heute mehr als je wissen, daß auf die Dauer
sich nur Qualitätsware durchsetzen kann, und zwar
ökonomische Qualitätsware, der es gelingt, die
Totenstarre des kauf unfähigen Konsums durch den
Zauberstab des billigen Preises (bei gleicher sach-
licher Güte) zu brechen.
Arbeitsbeschaffung und Siedlung.
Arbeitsbeschaffung lautet die große Parole noch
immer. Aber man kann nicht sagen, daß bis jetzt
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