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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Lotz, Wilhelm: Gebrauchsgerät als Ware
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0453

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Gebrauchsgerät als Ware

WILHELM LÖTZ

Im letzten Heft wurde an dieser Stelle aus-
geführt, daß man dem Problem der Technik
gegenüber zwei verschiedene Standpunkte ein-
nehmen kann, einmal, indem man sie als Werk-
zeug der Menschheitsentwicklung, als Hilfs-
mittel zur Verwirklichung uralter Menschheits-
träume ansieht, das andere Mal, indem man in
ihr eine selbständige aktive Kraft erblickt, die
organisch und naturnotwendig weiter wächst
und sich selbst aus den Gesetzen ihrer Ent-
wicklung heraus immer neue Ziele setzt.

Wenn man aus einem größeren Abstand
heraus das Gebiet der modernen Gebrauchs-
ware ansieht, so kommt man zu einer ganz ähn-
lichen Fragestellung. Man kann dieses Gebiet
des menschlichen Formschaffens vom Standpunkt
der Wirtschaft aus ansehen. Man kann aber
auch den Blick vom gebrauchenden Menschen
her richten. Man kann jene Dinge, die sich
nicht genau begrifflich abgrenzen lassen, als

Ware ansehen oder als Gebrauchsgerät. Den
zuerst genannten Gesichtspunkt nehmen die Wirt-
schaft und ein großer Teil der Wirtschaftswissen-
schaften ein. Am klarsten ist dieser Standpunkt
festgelegt im § 90 des BGB. Danach sind Waren
alle beweglichen Sachen, die den Gegenstand
eines gewerbsmäßigen Umsatzes, des Handels,
zu bilden pflegen. Bei diesem kommerziellen
Begriff haben wir es mit einem Begriff von
höchst passiver Färbung zu tun. Es fehlt jede
Vorstellung von der Art der Objekte und von
dem, was damit geschieht. Irgendeine aktive
Funktion des Objektes, eine Charakterisierung
ist in dem Begriff nicht enthalten. Die Ware gilt
hier nur als Objekt des Handels und damit als
Instrument der großen Apparatur, die wir Wirt-
schaft nennen. Friedrich Dessauer charakterisiert
und bewertet die Einstellung der Wirtschaft zur
Ware in seinem im vorigen Heft von Walter
Riezler ausführlich besprochenen Buch „Philo-

Porzellantassen verschiedener Firmen

Der gleiche Typus, der schon sehr alt ist, erhielt sich durch die verschiedenen
Jahrhunderte und zeigt in der Form nur geringe Variationen. Aber
gerade auf das Verfeinern und Verbessern der Form kommt es
an, auf einen organischen Ausgleich von Material und Zweck,
und zwar Zweck im weitesten Sinn, wozu auch eine An-
gleichung an die Lebensatmosphäre und das daraus
erwachsende Formgefühl einer Zeit gehört

Aus der Ausstellung

„Das zeitgemäße Gebrauchsgerät"
veranstaltet von der
Staatlichen Kunstbibliothek,
Berlin,

Prinz-Alb recht-Straße

Tasses en por-
celaine presentees
par differentes maisons

Le type, quoique tres ancien,
est reste le meine au cours des
siecles, seule la forme varie quelque
peu. Mais ce qui importe, c'est precisement
le raffinement et l'amelioration de la forme,
l'harmonie organique, intrinseque entre le materiel
utilise et le but auquel l'objet tneme est destine; le
« but » sera compris dans son plus large sens, et on entendra
par lä, entre autre, aussi l'accomodation de l'objet ä l'atmo-
sphere oü vit l'usager et qui determine finalement la conception er le
goOt d'une epoque. Un coin de l'exposition de I' « Ustensile moderne »

Porcelain cups made by various firms

The same, very old type, has been preserved through several centuries and shows
only small variations of the form. But just the reflnement and improvement of the

form is important and the organic balance between material and idea—the latter Foto:
comprising also an assimilation to the atmosphere of life prevailing during a given period Rehbein,
and a sense for form resulting therefrom. From the exhibition "Up-to-date domestic Utensils" Berlin

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