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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 10.1935

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Sonderheft "Schönheit der Arbeit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13713#0003
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In einem nationalsozialistischen Betrieb muß die Anerkennung der Arbeitsehre und Menschenwürde auch
äußerlich zum Ausdruck kommen. Nur an einem gesunden, ordentlichen Arbeitsplatz wird mit Lust und Liebe
gearbeitet. Wer mit Freude schafft, kann Gutes leisten.

Leiter des Amtes für »Schönheit der Arbeit«

Wenn uns die Irrungen der letzten Jahrzehnte im Gestalten
einen Nutzen gebracht haben, so war es der, daß wir nun
wieder wissen, wie wichtig jedes Ding in unserer Umgebung
ist, weil es durch seine Sprache unser Lebensgefühl mit-
bestimmt. Die Marxisten als treue Anhänger der Milieutheorie
haben diese Wahrheit, die mit jedem Frühling neu bestätigt
wird, scheinbar übersehen, denn sonst hätten sie nicht soviel
Armseliges, Leeres und Trostloses entstehen lassen. Es sei denn,
es wäre ihr bewußtes Ziel gewesen, durch die häßliche Ge-
staltung der Umwelt den deutschen Menschen freudlos, unzu-
frieden, nihilistisch zu stimmen . . .

Heute steht das junge nationalsozialistische Deutschland vor
der Aufgabe, seine Umwelt nach seiner neuen Weltanschauung
zu gestalten: naturnah, lebensbejahend, edel und stark. Noch
stehen um uns die traurigen Zeugen des Verfalls, die Kulissen-
bauten der wilhelminischen Zeit und die funktionellen Kästen der
Republik. Es wird Jahrhunderte dauern, bis sie verschwunden
sind. Solange aber werden sie uns warnend sagen, daß, wenn
ein Volk auseinanderfällt, auch seine Kultur stirbt, daß dann
aber auch geborgte Schönheiten und eifrigster Nützlichkeits-
fanatismus nichts mehr helfen können.

Der Anfang eines neuen Gestaltens! Wir wollen uns indessen
nicht in große Pläne verlieren, sondern schon heute tun, was
möglich ist, um den deutschen Alltag schöner zu gestalten.
So gilt es vor allem, den Stätten der Arbeit ein besseres Gesicht
zu geben. Hier verbringen die Millionenmassen deutscher Volks-
genossen den größten Teil des Lebens. Im Dienste nüchterner
und ernster Arbeit? Jawohl, aber man soll nicht vergessen, daß
alle Arbeit wiederum im Dienste unseres Lebens steht, und
dieses Leben will immer wieder Aufschwung und Freude, um
stark sein zu können für den ernsten Einsatz.

Zehntausende von Arbeitsstätten befinden sich in trostlosem
Zustande. Profitgier und Gedankenlosigkeit standen bei der
Gründung Pate und haben sie ihr Leben lang nicht verlassen. Für
die Maschinen wurde gesorgt, sie wurden mit sauberen Kacheln
und mit aller erdenklichen Sorgfalt umhegt, weil man wußte,
sie würden sonst ihren Dienst versagen. Aber an den wert-
vollsten Träger der Arbeit, den schaffenden Menschen, dachte
man leider meistens nicht, man glaubte wohl, er reagiere nicht
so fein wie die Maschine. Es mußten erst Gesetze kommen,
Paragraphen und Polizei und eine Behörde mußte gebildet

werden, um hier Wandel zu schaffen. Aber Gesetze wirken am
Ende nur, wenn sie Ausdruck eines allumfassenden Volkswillens
sind, und diesen Volkswillen gab es im vergangenen Deutsch-
land nicht; so blieb denn noch vieles oder alles in den Betrieben
im Argen. Nur der vernünftige Betriebsführer hatte von jeher
gewußt, daß die Produktionsstätten auch Stätten des
Lebens sind, wo Menschen wirken, die gesund und froh sein
müssen, um etwas Rechtes schaffen zu können. Er sorgte daher
schon bei der Anlage seines Betriebes für das Wohl seiner
Gefolgschaft, indem er für genügendes Licht und gute Luft, für
Gesundheit und Sauberkeit, für Erholung und für die Erfrischung
des Auges alles Nötige bestimmte. Er wußte auch, daß sein
Werk als Bau Symbol sein mußte für den Geist der hier wir-
kenden Leistungsgemeinschaft, und daß dieser Bau das Bild
der Landschaft oder Straße, die allen gehört, wesentlich
beeinflussen würde. Deshalb verzichtete er auch darauf, seine
Fabrik als Reklamesäule zu benutzen. Denn er sagte sich, der
gute Ruf seines Betriebes würde mehr wert sein als alle Reklame.
Und er erreichte damit schließlich, daß sein Werk von der
ganzen Gefolgschaft geachtet und gepflegt wurde, daß jeder
von »seinem Werk«, »seinem Arbeitsplatz« sprach, und daß die
Menschen in der Umgegend mit Stolz auf dieses Werk blickten.

In den Betrieben der gedankenlosen Geldsäcke sieht es da-
gegen anders aus. Da finden wir alles, was nur die Arbeit freud-
los und am Ende verhaßt machen kann. Da herrschen Gefahr
und Krankheit, Dreck, Enge, Muffigkeit und Stumpfsinn, da
türmt sich das Gerümpel auf den Höfen, und statt schöner Bilder
hängen nur lauter Tafeln an den Wänden mit der Aufschrift:
Verboten .... verboten .... Hier wird hinter staubblinden
Fensterscheiben in kalten unfreundlichen Räumen mürrisch die
Arbeit getan, weil es sein muß. »Bruchbuden« nennt der Volks-
mund solche Arbeitsstätten, und dagegen hilft nun auch das
kitschigste Reklameschild am Eingang nichts.

Diesen Betrieben geht das Amt für »Schönheit der Arbeit« zu
Leibe. Das ist die erste und dringendste Aufgabe, diese arm-
seligen, ungesunden Fronsiötten in Stätten froher Arbeit zu
verwandeln. Eine Propaganda beginnt, die in alle Betriebe, Büros
und Werkstätten dringen wird, so lange, bis unsere Parole auch
für den letzten Betrieb zum verpflichtenden Imperativ geworden
ist. Schafft schöne Arbeitsstätten! Dazu braucht es keiner Para-
graphen und Ausführungsbestimmungen; jeder weiß am Ende

Seit Beginn der Arbeit des Amtes im Mai 1934 sind von deutschen Betriebsführern bis Ende Dezember 1934 bereits 30 Millionen Mark für eine schönere
Gestaltung ihrer Betriebe aufgewandt worden

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