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Georg Hirth's Formenschatz — 1879

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VII

DER FORMENSCHATZ

VIII

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Nr. 65. Skizze zu einer Kassette, nach der Feder-
zeichnung eines unbekannten Meisters, im kgl. Kupfer-
stichkabinet München. Es kann nicht genug betont
werden, dass zum Verständniss und zur stilgerechten Aus-
führung solcher Entwürfe eine grosse Vertrautheit mit
den Details und der Technik gehört. Das häufige Vor-
kommen solcher flüchtiger Skizzen, welche von bedeu-
tenden Künstlern für die Praxis gezeichnet wurden, be-
weist uns, dass die ausführenden Handwerker der Re-
naissancezeit bis zu einem gewissem Grade selbst Künstler
sein mussten.
Nr. 66. Das Wappen der Familie Kress. Obschon
die Familie erst 1530 die Pfauenfedern erhielt, könnte
dennoch Albrecht Dürer, wie man in der Regel ange-
nommen hat, der Urheber des Blattes sein; man müsste
annehmen, dass Dürer der Familie einen vorläufigen
Entwurf gezeichnet habe. (Vgl. Retberg S. 115.) Ori-
ginalholzschnitt 32 zu 27 Cent. Kgl. Kupferstich-
kabinet München.
Nr. 67. Skizzen zu Degengriffen, von Hans Holbein
d. J.y aus dem Skizzenbuch im British Museum.
Nr. 68. Skizze zu einer Festdekoration, bei Gelegenheit
des Einzugs Heinrich II. in Paris am 16. Juni 1549,
wahrscheinlich von Bern. Salomon. Vgl. das Blatt Nr. 8
dieser Serie.
Nr. 69 & 70. Schild aus getriebenem Metall, reich
mit Edelsteinen und Email besetzt, ein Geschenk der
Herzöge von Savoyen an Philipp III. von Spanien
(1603.) Original in der Armeria zu Madrid. Die durch-
brochenen Ornamente enthalten namentlich verwendbare
Motive für Goldschmiedarbeiten.
Nr. 71. Stickmuster aus Hans Sibmachers Muster-
buch vom Jahre 1601. (Vgl. Nr. 40, 58 und 95 des
»Formenschatz der Renaissance«.)
Nr. 72. Entwurf zu einem reichen Portal, von
Wendel Dietterlin, rechts und links verschieden. Wir
müssen uns diesen Entwurf, je nach dem Lichte des
betr. Raumes, in dunklem Nussbaumholz oder in ver-
schiedenen hellem Hölzern ausgeführt denken, etwa als
Hauptausgang eines Regierungs- oder Parlementssitzungs-
saales.
Nr. 73. Arabische Vase aus der Alhambra. Nach
einer photograph. Aufnahme von J. Laurent in Madrid.
Nr. 74. Gothischer Kronleuchter aus Schmiedeisen,
zum Tragen der Osterkerzen, etwa aus der Zeit 1450
bis 1500. Höhe 85 Cent., Breite 45 Cent. Das Ori-
ginal befindet sich im bayer. Nationalmuseum zu München.
(Nach einer photographischen Aufnahme von J. B. Ober-
netter.)
Nr. 75. Buchverzierung aus des Johannes Regiomon-
tanus »Epitoma in Almagestum Ptolemei« (Venedig, ge-
druckt von Joh. Hertzog, 1496).
Nr. 76. In der Kirche Santa Maria del Popolo zu
Rom befinden sich zwei in der Anlage gleiche, nur im
Detail von einander abweichende Prälatengräber von
Andrea Tatti gen. Sansovino, welche zu den vornehmsten
Schöpfungen der besten Zeit der italienischen Renais-
sance gehören. Burckhardt nennt sie »das Höchste, was
durch das Bündniss von Decoration und Sculptur zu
Stande gekommen ist«. Das vorliegende Blatt mit einer

Grabfigur (Höhe der Säulen ir"5ö, der Figur 1 “ 20),
bildet nur den Vorläufer der Totalansicht und weiterer
Detailaufnahmen.
Nr. 77. Albrecht Dürer: Titelblatt (Holzschnitt) zu
seinem Marienleben. Ein auch unter dem Gesichts-
punkte der Decoration allerliebstes Blatt; wie schön ist.
diese reizende Gruppe in den gegebenen Raum der
Mondsichel hineincomponirt 1 (Bartsch Nr. 63.) Original:
20 zu 1972 Cent. Kgl. Kupferstichkabinet München.
Nr. 78, 79, 80. Decke aus dem Schlosse Tratzberg
in Tirol (bei Schwatz), dessen Schätze aus der besten
Zeit des deutschen Kunstgewerbes vom jetzigen Besitzer,.
Grafen v. Enzenberg, liebevoll gehegt werden. Diese
Decke befindet sich im sogen. Königszimmer. Die Auf-
nahmen wurden von Herrn L. Romeis, Assistent der
Kunstgewerbschule München, gemacht.
Nr. 81. Zwei Schlussvignetten von Jost Amman. An-
dresen Nr. 137 & 138.
Nr. 82. Vier Tische von Hans Vredeman de Vries..
Originalstich im Besitze der Hrn. Hobusch in Cöthen.
Nr. 83. Grabkreuze und Wandarm aus Schmiede-
eisen in Pressburg, aufgenommen von Hrn. C. Fröhlich..
Nr. 84. Idealansicht eines altrömischen Circus, von
Gio. Batt. Piranesi. Für dieses etwa wilde, aber höchst
interessante Blatt gilt dasselbe, was ich bereits bei-
Nr. 45/46 bemerkt habe.
Nr. 85, 86, 87, 88. Totalansicht nebst zwei Detail-
darstellungen von dem einen der beiden Prälatengräber-
von Andrea Sansovino, in der Kirche Santa Maria del
Popolo in Rom. Jac. Burkhardt sagt in seinem »Ci-
cerone« : »Der erste und wohl der edelste der Bildhauer,,
welche das XVI. Jahrhundert vertreten, ist Andrea (Con-
tucci da Monte) Sansovino, geb. 1460, f 1529. Mit
einer milden, schönen Empfindungsweise begabt, die sich,
in ihrer Aeusserung etwas an Lionardo da Vinci anlehnt,,
wächst er halb unbewusst in die Freiheit des XVI. Jahr-
hunderts hinein, so dass man zweifelhaft bleibt, ob die-
Schönheit der Form und der bei ihm zuerst streng durch-
geführte Gegensatz der Theile mehr seiner eigenen innern
Ausbildung oder mehr dem Studium der Antiken angehört..
Die beiden Prälatengräber (Basso und Sforza Visconti)
im Chor von Sante Maria del Popolo (1505 ff.), die
herrlichsten, welche Rom überhaupt enthält, folgen in
der Anordnung noch dem Einrahmungssystem des XV.
Jahrhunderts (das bald darauf verlassen wurde, um jenen
grossen Freigruppen Platz zu machen, mit welchen dann
so Wenige etwas anzufangen wussten). Die allegorischen
Figuren stehen noch halblebensgross in ihren Nischen;,
ihre Schönheit ist aber der genauesten Betrachtung werth
(die Gewänder nicht im Verhältniss zum Maassstab und
deshalb scheinbar schwer drapirt). Ganz wunderbar
edel sind dann die beiden schlummernd liegenden Prä-
laten gebildet; das auf den Arm gestützte Haupt moti-
virt die köstliche Belebung der ganzen Gestalt ; dieser
Schlaf ist gegenüber den früheren symmetrisch ausge-
streckten Grabstatuen vielleicht Naturalismus gegenüber
dem strengen Stil; allein er ist so gegeben, dass das
Urtheil verstummt. Auch die Madonnenrelifs in den Lu-
netten und vorzüglich die Engel mit Leuchtern oben sind,
bewundernswerth.« An anderer Stelle sagt Burckhardt von.
 
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