ZentraHnatltut ) 2
taMüfc'"'"’'^ DER MALEREI
Inv.Nr.
5^ ON WERNER SCHOLZ, ALPBACH
Es gibt eine Malerei, die man mit dem Schlagwort Expressionis-
mus bezeichnet. Diese,Kunst ist eine sehr alte. In Zeiten starker
Intensität schuf gerade sie die Gleichnisse der Geschichte. In
unserem Jahrhundert mußte sie neu erstehen in einer Zeit wie der
vor dem ersten Weltkriege in den Männern Chagall, Franz Marc,
Kokoschka und anderen, Diese Männer und ihre Arbeit wurden
von Geruhsamen und Unbewegbaren verdächtigt, und heute noch,
nach den entsetzlichsten aller kriegerischen Erfahrungen, gibt es
weite Kreise, die ihr zögernd, zweifelnd, ablehnend gegenüber-
stehen. Man übersieht, daß die rechtmäßigen Vorfahren dieser
Maler, die Zeichner des Evangeliars Kaiser Heinrich des Dritten
waren, die Maler und Plastiker der Gotik, die Ägypter, die frühen
Griechen.
Die Bilder der Deutung und des Ausdrucks sind darum für viele
so unbegreiflich, weil sie sich aus nur künstlerischen Rücksichten
entwickeln, also aus der reinen Anschauung kommen, und sich
nicht aus literarischen Überlegungen ableiten lassen. Jünger sagt,
es gäbe Zeiten, in denen diese Gabe auf die Menschen verteilt
sei, wie der Tau, der auf den Blättern liegt. Die Formen wie die
Farben dieser Bilder stehen im Dienste des Ausdruckes. Ihre Ent-
stehung ist sinnlicher und nicht gedanklicher Natur, und der Sinn
übt genau so seine Funktionen aus, wie der Gedanke die ihm ge-
mäßen ausübt. Darum ist es falsch zu fragen: ,,Wie meint der Maler
dies oder jenes", oder: „Was soll dies oder jenes bedeuten". Der
gewissermaßen verdichteten Naturerscheinung in solchen Bildern,
also dem Abstreifen von Zufälligkeiten und den Steigerungen des
taMüfc'"'"’'^ DER MALEREI
Inv.Nr.
5^ ON WERNER SCHOLZ, ALPBACH
Es gibt eine Malerei, die man mit dem Schlagwort Expressionis-
mus bezeichnet. Diese,Kunst ist eine sehr alte. In Zeiten starker
Intensität schuf gerade sie die Gleichnisse der Geschichte. In
unserem Jahrhundert mußte sie neu erstehen in einer Zeit wie der
vor dem ersten Weltkriege in den Männern Chagall, Franz Marc,
Kokoschka und anderen, Diese Männer und ihre Arbeit wurden
von Geruhsamen und Unbewegbaren verdächtigt, und heute noch,
nach den entsetzlichsten aller kriegerischen Erfahrungen, gibt es
weite Kreise, die ihr zögernd, zweifelnd, ablehnend gegenüber-
stehen. Man übersieht, daß die rechtmäßigen Vorfahren dieser
Maler, die Zeichner des Evangeliars Kaiser Heinrich des Dritten
waren, die Maler und Plastiker der Gotik, die Ägypter, die frühen
Griechen.
Die Bilder der Deutung und des Ausdrucks sind darum für viele
so unbegreiflich, weil sie sich aus nur künstlerischen Rücksichten
entwickeln, also aus der reinen Anschauung kommen, und sich
nicht aus literarischen Überlegungen ableiten lassen. Jünger sagt,
es gäbe Zeiten, in denen diese Gabe auf die Menschen verteilt
sei, wie der Tau, der auf den Blättern liegt. Die Formen wie die
Farben dieser Bilder stehen im Dienste des Ausdruckes. Ihre Ent-
stehung ist sinnlicher und nicht gedanklicher Natur, und der Sinn
übt genau so seine Funktionen aus, wie der Gedanke die ihm ge-
mäßen ausübt. Darum ist es falsch zu fragen: ,,Wie meint der Maler
dies oder jenes", oder: „Was soll dies oder jenes bedeuten". Der
gewissermaßen verdichteten Naturerscheinung in solchen Bildern,
also dem Abstreifen von Zufälligkeiten und den Steigerungen des