2 I. Filippo Brunelleschi (1377—1446).
nur eine neben vielen anderen, die alle zusammen in einem dunkel
geahnten Ideal eingeschlossen liegen, das erst eine spätere Zeit nach-
träglich klar sieht und formuliert. — Uns kommt es hier auf beides
an. wir wollen dies langsame Ausbilden aller Fähigkeiten des Stiles
in der chronologischen Folge des Reifens betrachten und sowohl das
Persönliche des einzelnen Werkes und Künstlers, wie das Allgemeine
des Stilideals zu erfassen suchen. Ls kommt dabei weniger darauf an,
eine einfache Formel für das zu finden, was diese Renaissancearchi-
tektur war, als vielmehr ihre Geschichte, ihr werden mit intensiver
Teilnahme mitzuerleben.
Chronologisch ist die Renaissance begrenzt durch den vorangehenden
und den nachfolgenden Stil. Sie mutzte sich durchsetzen gegen die Gotik,
die neben dem Reuen weiter bestand, und in die sie schrittweise um-
bildend eindrang. Und so wie die Gotik fortdauerte neben der sich
entfaltenden und ausbreitendenRenaissance, so lebtedieseweiter, alsder
Barock schon aufgetaucht war, sich breit machte und zum neuen Ideal
geworden war. Mollen wir das Leben der Renaissance völlig kennen
lernen, so müssen wir über das Aufkommen des Barock hinaus ver-
folgen, wie die alten Ideenkreise fortdauern, beeinflußt von neuen und
langsam von ihnen durchsetzt und zuletzt verdrängt, als die alte Lebens-
kraft erschöpft war. So werden wir ihr Schicksal beobachten von Bru-
nelleschis ersten Bauten an bis zu den letzten des Palladio.
I. Filippo Brunelleschi (1377-1446).
Filippo Brunelleschi wurde in Florenz geboren.
Vas mittelalterliche Stadtbild, in dem Brunelleschi aufwuchs, die
Stadt von schmalen, hohen Familienburgen, gedrängt in finsteren
Gassen, ein Ausdruck dauernden Mißtrauens, häufiger Straßentumulte,
ist seit Brunelleschis Bautätigkeit langsam gewichen, und in unserer
Vorstellung vom heutigen Florenz lebt nur das Lichte, Freundliche
geräumiger hallen und Plätze, das vornehme bequemer Paläste, über-
wiegt die Erinnerung an Renaissanceeindrücke so sehr, daß wir die
großen gotischen Monumentalbauten, die stehen blieben, als alles um
sie herum sich verwandelte, fast vergessen. Die Italiener haben über
die Gotik den Stab gebrochen, und wir Nordländer, eine andere Art
Gotik gewöhnt, sind gegen die italienische besonders kritisch; zu oft
entsteht das Gefühl eines Mißverstehens, Mißbrauchens. Aber gerade
Florenz hatte Meister von so starker, schöpferischer Rraft, daß ihre
nur eine neben vielen anderen, die alle zusammen in einem dunkel
geahnten Ideal eingeschlossen liegen, das erst eine spätere Zeit nach-
träglich klar sieht und formuliert. — Uns kommt es hier auf beides
an. wir wollen dies langsame Ausbilden aller Fähigkeiten des Stiles
in der chronologischen Folge des Reifens betrachten und sowohl das
Persönliche des einzelnen Werkes und Künstlers, wie das Allgemeine
des Stilideals zu erfassen suchen. Ls kommt dabei weniger darauf an,
eine einfache Formel für das zu finden, was diese Renaissancearchi-
tektur war, als vielmehr ihre Geschichte, ihr werden mit intensiver
Teilnahme mitzuerleben.
Chronologisch ist die Renaissance begrenzt durch den vorangehenden
und den nachfolgenden Stil. Sie mutzte sich durchsetzen gegen die Gotik,
die neben dem Reuen weiter bestand, und in die sie schrittweise um-
bildend eindrang. Und so wie die Gotik fortdauerte neben der sich
entfaltenden und ausbreitendenRenaissance, so lebtedieseweiter, alsder
Barock schon aufgetaucht war, sich breit machte und zum neuen Ideal
geworden war. Mollen wir das Leben der Renaissance völlig kennen
lernen, so müssen wir über das Aufkommen des Barock hinaus ver-
folgen, wie die alten Ideenkreise fortdauern, beeinflußt von neuen und
langsam von ihnen durchsetzt und zuletzt verdrängt, als die alte Lebens-
kraft erschöpft war. So werden wir ihr Schicksal beobachten von Bru-
nelleschis ersten Bauten an bis zu den letzten des Palladio.
I. Filippo Brunelleschi (1377-1446).
Filippo Brunelleschi wurde in Florenz geboren.
Vas mittelalterliche Stadtbild, in dem Brunelleschi aufwuchs, die
Stadt von schmalen, hohen Familienburgen, gedrängt in finsteren
Gassen, ein Ausdruck dauernden Mißtrauens, häufiger Straßentumulte,
ist seit Brunelleschis Bautätigkeit langsam gewichen, und in unserer
Vorstellung vom heutigen Florenz lebt nur das Lichte, Freundliche
geräumiger hallen und Plätze, das vornehme bequemer Paläste, über-
wiegt die Erinnerung an Renaissanceeindrücke so sehr, daß wir die
großen gotischen Monumentalbauten, die stehen blieben, als alles um
sie herum sich verwandelte, fast vergessen. Die Italiener haben über
die Gotik den Stab gebrochen, und wir Nordländer, eine andere Art
Gotik gewöhnt, sind gegen die italienische besonders kritisch; zu oft
entsteht das Gefühl eines Mißverstehens, Mißbrauchens. Aber gerade
Florenz hatte Meister von so starker, schöpferischer Rraft, daß ihre