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Franzius, Georg
Kiautschou: Deutschlands Erwerbung in Ostasien — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.47948#0126
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Vie Such« vsn ^iaulschsu

en mittleren Teil der Provinz Schantung bewohnen
seit alter Zeit die beiden unabhängigen Volksstämme,
die Lai und die Kiao, oder wie Richthofen deutsch
zu schreiben empfiehlt, die Kian. Der Stamm der
Lai, dessen Name sich unter anderem in dem der Stadt
Lai-tschou-su erhalten hat, soll schon 2000 Jahre
vor Christi Geburt genannt und von ihm berichtet werden, daß er
die Seide des Gebirgsmaulbeerbaums als Tribut zu entrichten hatte.
Der Stamm Kian wird nach Richthofen zuerst 600 vor Christus
genannt und wird angenommen, daß die Stadt Kian etwa 500 v. Chr.
gegründet ist. In ihrer unmittelbaren Nähe befand sich damals
vermutlich die Mündung des Kiauslusses irr die große Meeresbucht.
Heute ist die Stadt infolge der eingetretenen Versandung etwa eine
deutsche Meile vom Wasser entfernt.
Die Kian-Bucht liegt 390 Seemeilen nördlich von der Mündung
des Jangtse, so daß man sie von Schanghai aus mit gewöhnlichen
Dampfern in etwa 30 Stunden erreicht. Die Ansteuerung ist eine
bequeme und wenn man sich der gegen die herrschenden Winde, den
Nordost- und den Südwest-Monsun, gleich gut gedeckte» Einfahrt nähert,
sieht man zur Rechten der Bucht die mehr als 1000 m hohen Granit-
selsen des Lauschan emporragen, während die Höhen zur Lücken sich
nicht über 200 —300 m erheben. Rechts erblickt man alsdann eine
kleine Einbuchtung mit einer Landungsbrücke und zwei Forts und einigen
größeren Baulichkeiten. Hier liegt das Dorf Tsintau mit Zollhaus,
Telegraphenstation und dem Amtsgebäude des chinesischen Generals.
In dem letzteren hat sich jetzt die deutsche Verwaltung vorläufig ein
Unterkommen geschaffen. In dieser kleinen Bucht haben die deutschen
 
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