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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 4.1935-1936

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.26619#0129
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Hoher Linn llegt ost im kind'schen Lpiel

gibt immer einmal
Ztunden, in denen das
Rind sein 2pie! nur noch
als Zpielen empfindet
und nach ernsthafter Ve-
schäftiaung verlangt. Oie
Nlutter soll diesen Orang
nach tlrbeit niemals ab-
weisen, sondernihnliebe-
voll pflegen. §ür das
lebhafte Rind ist es
gut, wenn es ein paar
Ztunden ruhig sitzt, und
auszerüem ist es die
beste Gelegenheit, den
zuerst ungeschickten klei-
nen Zingern allerlei
handfertigkeit beizubringen. Es gibt so viele Nlöglichkeiten dafür.
Zchon das zrveieinhalbjährige Rind kann grotze bunte Perlen auf
einen Zchnürsenke! zur kette aufreihen. weil man ihm dazu keine Nadel
in die hand gibt, ist die Zache ganz ungefährlich. Nuch die vier- und Zünf-
jährigen sind noch voller hingabe bei dieser Nrbeit.

!Nit bunten Ztäbchen lätzt sich überhaupt alles legen! Manchmal
können die Erwachsenen nicht gleich erkennen, was es ist — aber gerade
dann ist es meist etwas besonders herrliches!
haben die Rinder erst einmal Zreude am klusschneiden aus buntem
Papier gefunden, dann gibt es nach den ersten unbeholfenen ver-
suchen später richtige kleine Vilderbücher, in denen man Märchen oder
gar eigene Erlebnisse darstellt. Bei den Müttern ist das Nleben meist
weniger beliebt, aber gerade das Zchmierendürfen macht doch Spatz!
Und schlimmstenfalls gibt es eben Ürmelschürzen und Papierunter-
lagen für den Tisch — was kann da schon geschehen!
wertvoll sind vor allem die Leschäftiguugen, die dem Rinde wirklich
freies Gestalten ermöglichen. Nlan ist oft erstaunt, was alles Ninder
beim Zormen aus Ton oder plastilin fertigbringen. Zuerst werden
freilich nur Nuchen und Brote und Lrezeln „gebacken", aber hinter
diesem llnfang liegt die Möglichkeit, alles, was das Nind an vor-
stellungen hat, in eine ihm entsprechende Zorm zu bringen.

Zlechten ist eine besondere Runst: man braucht dazu Geduld und mutz
sehr genau zählen, damit es keine Zehler gibt. vie Kbbildung 5 zeigt
das Ourchführen des Papierstreifens. In Längsrichtung bleibt immer
ein Ltreifen liegen, der folgende Streifen wird aufgenommen. Mit
der Ubbildung 6 zeigen wir ein einfaches wuster, das mit Leichtig-
keit von jedem Üind in zwei Farben nachgearbeitet werden kann.
Oie Grundform — also die Längsstreifen — besteht aus weitzem
Glanzpapier, das Nluster wird in Ounkelrot eingeflochten.
hat das Nind aber erst das Flechten richtig gelernt, dann arbeitet
es bald nicht mehr mit Papier, sondern webt regelrecht mit bunter
wolle auf einem kleinen eigenen Rahmen. wenn dabei die Grotzen etwas
nachhelfen, können aus dem Gewebten schon richtige Nadelbücher,
kleine Täschchen und andere wertvolle Geschenke hergestellt werden.

Nlls diese Beschäftigungsn gcben dem Ninde die Möglichkeit, wirklich selb-
ständig gearbeitete kleins Geschenke zu Weihnachten und den Familien-
geburtstagen herzustellen. Oas Nind nimmt nicht nur, eslernt auch geben.
Lchön ist es, wenn Mutter und Nind in gemeinsamer kameradschaft-
licher Krbeit ihre handfertigkeit üben. Wir können natürlich nur Nn-
regungen geben: aber mit jeder dieser einfachen Bastelarten kann man
zahllose andere Oinge anfertigen.

Sehr reizend ist es, Papierpuppen aus einem doppelt gebrochenen
Ztück Papier auszuschneiden. Legt man einsn längeren Ztreifen mehr-
mals zusammen, so gibt es einen ganzen Ningelreihen, wie Nbbildung 2
zeigt. Oa ja nicht jsde Mutter eine Mnstlerin mit zeichnerischer Be-
gabung ist, haden wir mit Nbbildung 1 ein naturgrotzes Püppchen
gegeben, das auf das zusammengelegte Papier aufgezeichnet werden
kann. will man abwechselnd Mädel und Buben für einen Ringelreihen
haben, so zeichnet man auf das gesaltete Papier an einer Nante einen
Iungen, an der anderen das Mädchen, in der Nkitte treffen sich die hände.
Oer Fangbecher, klbbildung 3, der als Zpielzeug Zpatz macht, ist
eine gan; einfache Faltsorm. Ein Tuadrat aus sestem Papier, etwa
20 ow ;u 20 ow grotz, wird «uf folgende weise gefaltet: die untere
Ecke auf die obere Lcke zum Oreieck,- danach die linke Ecke zur rechten
Zchcägkante, die rechte Ecke zur linken Lchrägkante, so datz die beiden
umgebrochenen Teile genau aufeinanderliegen, siehe Vild 4,- die oben
überstehenden Oreiecke werden nach vorn und rückwärts herunter-
gebogen, und der Lecher wird am Boden breit gedrückt. Nus Seiden-
papier rvllt man ein Lällchen, umsticht es mit perlgarn und bindet
es mit einem langen Kaden an den Becherrand. Beim Zpielen hält
man den Zangbecher in siner hand, schleudert das Vällchen hoch und
versucht, es mit dem Becher aufzufangen.

Oie Ntutter darf nie eine allzu lange Zeit stiller Beschäftigung er-
zwingen wollen. hat das Nind keine Lust mehr, so lasse sie es laufen.
Es mutz liegen, kriechen, klettern dürfen, wenn es ihm Bedürfnis ist.
Oie Ninderbeschäftigung verliert ihren wert, wenn schlechte haltung
die Folge langen Litzens ist.

Oas Zpielkind spielt, das ist eins ernsthafte Lache, und das dürfen
wir nie vergessen. Oas Zpiel ist ihm Nrbsit, ist ihm Entwicklung — und
es ist eine verantwortungsvolle klngelsgenheit, sein Zpielzeug auszu-
suchen. va ist wirklich nur das Beste gut genug. Nicht das Teuerste, aber
das Beste. Und Bestes sind alle die Oinge, die unserem Rind dauernd
Gefährten werden können, die sein herz ausfüllen. Und Bestes sind die
Zpielsachen mit vielerlei verwendungsmöglichkeit, die zwar immer
gebrauchsfertig daliegen, aber eben wirklich gebraucht werden müssen,
um lebendig zu sein! Und schlietzlich sind Bestes die ganz volk- und darum
kindnahen kleinen Oinge, wie die bagrische, thüringische, erzgebirgische
volkskunst sie uns beschert — alle diese Tiere und häuschen und Läume,
die man immer neu aufbauen und zusammenstellen kann. Za, und zum
besten Zpielzeug gehört auch noch, datz es abwaschbar sei: man mutz
es abseifen oder ihm mit einem Benzinbad beikommen können. Uber
nicht nur können — man tue es auch! Es gibt heute sogar abwaschbare
Lilderbücher fürs Uleinste!

Und noch eins: lieber nur eine ge- oder gar zer-liebte Puppe als viele
vernachlässigte! Oas heitzt: keinen Überflutz ins Uinderzimmer tragen!

lagen öer öäuglingsr und Kinderr
pflege dis zur Schule*. verlag
Otto Beper, Leipzig (Preis z.8; M.)

ven Müttern durch klare Linschaur
lichkeit bei der richtigen LrfUllung
ihrer Kufgabe zu helfen - das iü der
Ville, der das Buch entstehen liest.

Vruck: Oeutsche Mittoni-Werke 6.-G., Lsipzig 61, hindenburgstraße 72
 
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