lZorlfttzung von Seile 25ll)
k'crst 100 lalirs wcrr stn
völli^ unscliciclliclisr Lcrttss
ösr Wunssli dsr Xrrts!
Xcittss liclN ist dis kürtüllurr^!
Xcltlss Hcly ist cOtisintrsi
unci <äOcti sin vOllsr OsnuK.
Lr SOlrorrt <äcrs Hsr^
urici dstrisciiyt cisrr Ocruiiisir.
Lcrttss Hci9 sOtiont ciis I^srvsii
un<ä rsyt <äook cm.
Lr iccmn cisn Lolilcrt niolit störsri
unci dslsdt ciooti cisn Osist.
Lcrttss Hcry ist iriilci
uri<ä ciooti vott Lrcrtt urici A.roincl.
Lr ist cisii Licmlcsii siri I^cldsclt
urici cisn Ossimcisii siiis V^otittot.
Woitsn Lis riiolit cniOti crut
LA.k'k'LL kl^.O umstslisri?
Xatiss üas Ico3tst c1ci8 200s-?clkst kbck 1.46
clcis 100 s-?cikst - .73
3/^.I^X^. XAkkLL, sottsiiilrsiss Hcig-Lrrsugius,
?kuuc1 2.50, clcis 200 g-?äslcc1isii 1.-, clas 100 g-^äolcclisii 50 ?tg.
5ilienjchenwenOe
Zrau oan Llassen oorstellte, ob ihr Milch und Lrötchen geholt weröen
könnten. Sie atz hastig, was man ihr brachte, und arbeitete danach wei-
ter, bis die wohnung im Groben durchgeputzt war. 5ie stand, sich be-
sinnend, und es gefiel ihr in dieser Stille. Im hause wohnten nur wenige
Leute. Mngsum hörte sie keinen Laut. vas war wie 5ammet. Und sie
war froh, datz sie diese Urbeit ganz allein unternommen hatte, und sie
hatte hier in diessr wohnung nicht auch noch mit einem fremden
Menschen eindringen wollen.
Urmer, guter Junge, sagte sie plöhlich. Oer hatte sich nun auch sein
Leben elend und noch dazu gänzlich unnötig verschandelt!
5ie hatte jetzt hunger, zündete in der Uüche das Gas an, setzte 2ee-
wasser auf und fand alles Uötige. Gebäck war oon Mittag her noch
übrig. Ginem Ginfall folgend stellte sie auf den Tisch vor den tiefen
5esseln zwei Tassen hin und deckte zierlich für zwei Leute. 5ie setzte sich
behaglich zurecht und atz unü trank. Nachher schrieb sie an ihren Mann:
Lieber hertwig, ich habe bei Oir reingemacht, aber nichts war in
Unordnung. Uun sitze ich, wenn Ou es erlaubst, an veinem 5chreib-
tisch. Jch habe auch Tee getrunken, oon veinem Tee, und habe Oir
auch eine Tasse hingestellt, und habe erst meine Tasse ausgetrunken
und dann veine, und mit den Lrötchen auch so. Ou darfst mich ruhig
für kindisch halten. Ich finde es aber hübsch bei vir. hoffentlich bist Vu
gesund. vas wünscht Z.
5>e sah sich den Jnhalt seiner Lücherborde an. Gr hatte eine ganze
Wand ooll. 5o viele Lücher. Oie konnte er auf keinen Zall alle gelesen
haben. Lebenserinnerungen, von allen möglichen Menschen. 5ie kannte
diese Leute zumeist nicht einmal dem Namen nach. Uber berühmt
muhten sie sein, sonst druckte kein Mensch ihre Lebenserinnerungen ab.
Vriefe, Mozart, Leethoven, 5chiller, Goethe. Oann Goethe und 5chiller.
von vutzenden von andern Leuten noch. Geschichtswerke, meterweise,
soviele Ueihen, immer über die ganze wand hin. Uanke, Mommsen.
Treitschke. vann Goethes und 5chillers werke. Lessing, Uleist. vie
hatten sie zu hause auch. Db jemand so etwas zu seinem vergnügen
las? vielleicht sogar Llassen selbst? Uein, das tat er auch nicht. 5o viel
Zeit hatte auch er nicht gehabt. Gr war immerhin ein Leutnant ge-
wesen, mit oiel Oienst. Oa war beinahe eine wand noch mit werken
über Urieg und über Ueiten, und darüber hatte auch der vater viele
Lücher. Uber die meisten dieser andern werke besahen sie nicht. 5hake-
speare. Zmmer 5hakespeare. Veutsch und englisch. Uonnte er englisch?
5ie wutzte gar nichts von ihm. warum hatte er aber auch immer nur
das gewöhnliche langweilige Zeug wie alle andern mit ihr gesprochen,
über Tanzen und 5chlittschuhlaufen, und wer es am besten könne, und
wann der nächste Ball sei und bei wem, und über solche leeren vumm-
heiten, nur um ;u reden, und kein Mensch interessierte sich wirklich
für dieses blöde Zeug. Uber er hatte sich nichts von seinen Lüchern an-
merken lassen, und schlietzlich muhte er sie doch wenigstens angesehen
haben, wenn sie bei ihm ankamen. Uber die meisten hatte er sicher auch
ausdrücklich bestellt.
Gnglisch! Gr hatte englisch gelesen! Gr hatte einige worte auf eng-
lisch in diesen englischen 5hakespeare hineingeschrieben. vas war seine
handschrift. 5ie aber konnte nur ein paar Lrocken 5chulenglisch. Gs ist
eine 5chande. Jch weitz überhaupt nichts. va konnte ich niemanden
imponieren und habe heiraten müssen, wer mich wollte.
5ie wollte nun 5hakespeare lesen. Trotztwm er ein Lngländer war.
Uber mit 5hakespeares Gngländersein, das war lange her. Uun gehörte
er auch Oeutschland, mit diesen vielen deutschen Übersetzuligen. Gin
dickes deutsches Luch stand da, über 5hakespeare. Lin englisches daneben.
Oatz hertwig so gut englisch konnte!
5ie blätterte im deutschen Luch über 5hakespeare. Oas ist mir zu
hoch. 5ie wollte lieber 5hakespeare selber lesen. vielleicht verstand sie
oon seinen werken doch -ieses und jenes. Und sie hatte jetzt mehr Zeit
Und sie war denn doch wirklich allzu ungebildet.
5ie griff zu, blätterte, hatte den 5ommernachtstraum gefunden,
wutzte von fern, dieses Theaterstück sollte lustig und wunderbar sein
5o setzte sie sich in den 5essel am Teetisch zurecht und begann zu lesen
5ie wurde sofort oon dieser wunderbarlichsten aller welten gefangen
genommen. vie Gestalt der helena griff sofort an ihr herz, und selt-
samerweise empörte sich nichts in ihrem Gefühl gegen sie. 5ie staunte
nur, mit fast bösem Gewissen. Za, so liebten die armen dummen
Zrauenzimmer. 5ie hatte es je und je um sich herum gesehen.
5ie las von dieser welt, als stehe sie um sie herum, und alle ihre
verantwortlichkeiten seien auch für sie da. 5ie lachte wie ein Uind bei
den Zettelszenen. (Zorti-tzung foigt)
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k'crst 100 lalirs wcrr stn
völli^ unscliciclliclisr Lcrttss
ösr Wunssli dsr Xrrts!
Xcittss liclN ist dis kürtüllurr^!
Xcltlss Hcly ist cOtisintrsi
unci <äOcti sin vOllsr OsnuK.
Lr SOlrorrt <äcrs Hsr^
urici dstrisciiyt cisrr Ocruiiisir.
Lcrttss Hci9 sOtiont ciis I^srvsii
un<ä rsyt <äook cm.
Lr iccmn cisn Lolilcrt niolit störsri
unci dslsdt ciooti cisn Osist.
Lcrttss Hcry ist iriilci
uri<ä ciooti vott Lrcrtt urici A.roincl.
Lr ist cisii Licmlcsii siri I^cldsclt
urici cisn Ossimcisii siiis V^otittot.
Woitsn Lis riiolit cniOti crut
LA.k'k'LL kl^.O umstslisri?
Xatiss üas Ico3tst c1ci8 200s-?clkst kbck 1.46
clcis 100 s-?cikst - .73
3/^.I^X^. XAkkLL, sottsiiilrsiss Hcig-Lrrsugius,
?kuuc1 2.50, clcis 200 g-?äslcc1isii 1.-, clas 100 g-^äolcclisii 50 ?tg.
5ilienjchenwenOe
Zrau oan Llassen oorstellte, ob ihr Milch und Lrötchen geholt weröen
könnten. Sie atz hastig, was man ihr brachte, und arbeitete danach wei-
ter, bis die wohnung im Groben durchgeputzt war. 5ie stand, sich be-
sinnend, und es gefiel ihr in dieser Stille. Im hause wohnten nur wenige
Leute. Mngsum hörte sie keinen Laut. vas war wie 5ammet. Und sie
war froh, datz sie diese Urbeit ganz allein unternommen hatte, und sie
hatte hier in diessr wohnung nicht auch noch mit einem fremden
Menschen eindringen wollen.
Urmer, guter Junge, sagte sie plöhlich. Oer hatte sich nun auch sein
Leben elend und noch dazu gänzlich unnötig verschandelt!
5ie hatte jetzt hunger, zündete in der Uüche das Gas an, setzte 2ee-
wasser auf und fand alles Uötige. Gebäck war oon Mittag her noch
übrig. Ginem Ginfall folgend stellte sie auf den Tisch vor den tiefen
5esseln zwei Tassen hin und deckte zierlich für zwei Leute. 5ie setzte sich
behaglich zurecht und atz unü trank. Nachher schrieb sie an ihren Mann:
Lieber hertwig, ich habe bei Oir reingemacht, aber nichts war in
Unordnung. Uun sitze ich, wenn Ou es erlaubst, an veinem 5chreib-
tisch. Jch habe auch Tee getrunken, oon veinem Tee, und habe Oir
auch eine Tasse hingestellt, und habe erst meine Tasse ausgetrunken
und dann veine, und mit den Lrötchen auch so. Ou darfst mich ruhig
für kindisch halten. Ich finde es aber hübsch bei vir. hoffentlich bist Vu
gesund. vas wünscht Z.
5>e sah sich den Jnhalt seiner Lücherborde an. Gr hatte eine ganze
Wand ooll. 5o viele Lücher. Oie konnte er auf keinen Zall alle gelesen
haben. Lebenserinnerungen, von allen möglichen Menschen. 5ie kannte
diese Leute zumeist nicht einmal dem Namen nach. Uber berühmt
muhten sie sein, sonst druckte kein Mensch ihre Lebenserinnerungen ab.
Vriefe, Mozart, Leethoven, 5chiller, Goethe. Oann Goethe und 5chiller.
von vutzenden von andern Leuten noch. Geschichtswerke, meterweise,
soviele Ueihen, immer über die ganze wand hin. Uanke, Mommsen.
Treitschke. vann Goethes und 5chillers werke. Lessing, Uleist. vie
hatten sie zu hause auch. Db jemand so etwas zu seinem vergnügen
las? vielleicht sogar Llassen selbst? Uein, das tat er auch nicht. 5o viel
Zeit hatte auch er nicht gehabt. Gr war immerhin ein Leutnant ge-
wesen, mit oiel Oienst. Oa war beinahe eine wand noch mit werken
über Urieg und über Ueiten, und darüber hatte auch der vater viele
Lücher. Uber die meisten dieser andern werke besahen sie nicht. 5hake-
speare. Zmmer 5hakespeare. Veutsch und englisch. Uonnte er englisch?
5ie wutzte gar nichts von ihm. warum hatte er aber auch immer nur
das gewöhnliche langweilige Zeug wie alle andern mit ihr gesprochen,
über Tanzen und 5chlittschuhlaufen, und wer es am besten könne, und
wann der nächste Ball sei und bei wem, und über solche leeren vumm-
heiten, nur um ;u reden, und kein Mensch interessierte sich wirklich
für dieses blöde Zeug. Uber er hatte sich nichts von seinen Lüchern an-
merken lassen, und schlietzlich muhte er sie doch wenigstens angesehen
haben, wenn sie bei ihm ankamen. Uber die meisten hatte er sicher auch
ausdrücklich bestellt.
Gnglisch! Gr hatte englisch gelesen! Gr hatte einige worte auf eng-
lisch in diesen englischen 5hakespeare hineingeschrieben. vas war seine
handschrift. 5ie aber konnte nur ein paar Lrocken 5chulenglisch. Gs ist
eine 5chande. Jch weitz überhaupt nichts. va konnte ich niemanden
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5ie wollte nun 5hakespeare lesen. Trotztwm er ein Lngländer war.
Uber mit 5hakespeares Gngländersein, das war lange her. Uun gehörte
er auch Oeutschland, mit diesen vielen deutschen Übersetzuligen. Gin
dickes deutsches Luch stand da, über 5hakespeare. Lin englisches daneben.
Oatz hertwig so gut englisch konnte!
5ie blätterte im deutschen Luch über 5hakespeare. Oas ist mir zu
hoch. 5ie wollte lieber 5hakespeare selber lesen. vielleicht verstand sie
oon seinen werken doch -ieses und jenes. Und sie hatte jetzt mehr Zeit
Und sie war denn doch wirklich allzu ungebildet.
5ie griff zu, blätterte, hatte den 5ommernachtstraum gefunden,
wutzte von fern, dieses Theaterstück sollte lustig und wunderbar sein
5o setzte sie sich in den 5essel am Teetisch zurecht und begann zu lesen
5ie wurde sofort oon dieser wunderbarlichsten aller welten gefangen
genommen. vie Gestalt der helena griff sofort an ihr herz, und selt-
samerweise empörte sich nichts in ihrem Gefühl gegen sie. 5ie staunte
nur, mit fast bösem Gewissen. Za, so liebten die armen dummen
Zrauenzimmer. 5ie hatte es je und je um sich herum gesehen.
5ie las von dieser welt, als stehe sie um sie herum, und alle ihre
verantwortlichkeiten seien auch für sie da. 5ie lachte wie ein Uind bei
den Zettelszenen. (Zorti-tzung foigt)
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