Arbeil
vo^/ W0l.p ou5r<0/
s ift nur ein kieines wort; Äuchftaben hinter Buch-
staben.
Es spricht ftch wohl kurz und bequern; eine geübte
Zunge vermag siink -arüber zu springen. So flink, daß
die peinlichkeit, davon aufgehalten zu werden, gar nicht
zu befürchten ist. Es ft'nd ja auch nur zwet Silben; wie
Ml lanfen fte dahin. Hürwahr! Es ging wie geschmiert!
lkine gewandte Zunge kennt keine Schwierigkeit. Man
sollte es nicht für möglich halren, daß so viele ftraucheln
und ftolpern, wenn ft'e diese beiden armseligen Silben
einmal in den Mund nehmen müssen. Mancher freilich ift
schon so ungeschickt, daß er sogar einen Anruf und eine
8orderung hört, sobald dies wörtchen fällt. Der Anruf
hallt, er dringt ein, von einem (l)hr zum anderen, wird
ein unerquickliches Mahnen und ift verflogen, verflüchtigt
in einem Atemzug, kaum, daß nian das wörtchen ge-
sckrieben oder sonft vor ft'ch gesehen hat, kaum, daß man es
las oder aussprach und vielleicht — zu begreifen vermeinte.
Vis jene Stunde kommt, wo ftch etn heller Laut mit
Dunkelheiten füllt. Bis die Mächte offenbar werden, die
ftch in dem Wort verbargen.
Und dte Mühsal naht, die Besckwernis und Bedrängnis.
Die pflicht ift da und heischt und die Notwendigkeit.
Dann wieder ein bitteres 8ragen, ein «^adern und ein
Rechten. (vder verzweiflung, Empörung, der Aufftand
gegen das Sckicksal, gegen Gott und die welt, die Men-
schen und die Dinge. Bald läckelt Zufriedenheit, ein in
ftch ruhendes Glück, ein Entrücktsein und Selbftvergessen,
bald auck Stolz und gar ^ockmut. Maßlose Eitelkeiten
vermögen in ihm zu gebieten, Ehrgeize, Sückte und Gier-
den nach ^errsckaft, R.uhm und Genuß. (Dder die seltene
Gabe einer sckier ehrfürchtigen und doch heiterbeseelten
Gläubigkeir an eine Berufung und Sendung wirkt wun-
derbar aus seinem sooft verwandelten wesen.
Groß und schwer ftnd die Mächte tn diesem einen wort.
vielartig ftnd ft'e; zuweilen wie verwoben in einer
bunten Ciefe; es ist nicht immer leickt, fte richtig zu er-
fassen und auseinanderzuscheiden. vielartig tönt es aus
ihnen, mit Geseufze oder Geprahle, mit Rlagen wie mit
Iubel. Gebete werden gestammelt. verwünschungen, ^aß-
gesänge und Zlücke brausen auf. Mancher knirscht mit
den Zähnen. Man sckmeichelt unterwürfig, man haut mit
geballren 8äusten, man triumphiert mir Geschrei, man
bricht unter Bürden zusammen. Es röchelt, wenn man
ftch würgt; es lacht, wenn man ftch gegenseitig Ailfe und
Beiftand gibt. In leidenschaftlicher Inbrunft treiben Gut
und Böse ihr Spiel; und Tugenden und Lafter, verzichte,
wünscke und Angfte, Erfolge und Niederlagen — alles
hat seinen Rlang und verlockt oder warnt, fteigt empor zu
einem Schweben, schwingt in einer ftrahlenden 8reude oder
bricht ab und finkt in Sckmerzen zurück, bleibt vielleicht
überhaupt nur dumpf und düster voll Sehnsucht, ein abgrün-
diges Rumoren, daß seiner Erweckung und Erlösung harrt.
Endlos und unerschöpflich find die Rlänge aus all den
Mäckten.
Das Leben selbft schafft fi'ch in diesem worr seine ewige
Melodie.
Und dock tönt es -araus in einer besonderen weise.
Hörten wir denn nicht alle, ja, jeder einzelne von uns,
ein Rlirren von Geschirr, von Lellern, Lassen, Beftecken,
Schüsseln, Löffeln und Löpfen, tagein, tagaus das gleiche
Geräusch eines Luns, das uns von Rtndesbeinen an die
Vlahrnng verhieß und den Hunger unserer wacksenden
Leiber stillte^ Und drang nicht immer wieder in einer
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s ift nur ein kieines wort; Äuchftaben hinter Buch-
staben.
Es spricht ftch wohl kurz und bequern; eine geübte
Zunge vermag siink -arüber zu springen. So flink, daß
die peinlichkeit, davon aufgehalten zu werden, gar nicht
zu befürchten ist. Es ft'nd ja auch nur zwet Silben; wie
Ml lanfen fte dahin. Hürwahr! Es ging wie geschmiert!
lkine gewandte Zunge kennt keine Schwierigkeit. Man
sollte es nicht für möglich halren, daß so viele ftraucheln
und ftolpern, wenn ft'e diese beiden armseligen Silben
einmal in den Mund nehmen müssen. Mancher freilich ift
schon so ungeschickt, daß er sogar einen Anruf und eine
8orderung hört, sobald dies wörtchen fällt. Der Anruf
hallt, er dringt ein, von einem (l)hr zum anderen, wird
ein unerquickliches Mahnen und ift verflogen, verflüchtigt
in einem Atemzug, kaum, daß nian das wörtchen ge-
sckrieben oder sonft vor ft'ch gesehen hat, kaum, daß man es
las oder aussprach und vielleicht — zu begreifen vermeinte.
Vis jene Stunde kommt, wo ftch etn heller Laut mit
Dunkelheiten füllt. Bis die Mächte offenbar werden, die
ftch in dem Wort verbargen.
Und dte Mühsal naht, die Besckwernis und Bedrängnis.
Die pflicht ift da und heischt und die Notwendigkeit.
Dann wieder ein bitteres 8ragen, ein «^adern und ein
Rechten. (vder verzweiflung, Empörung, der Aufftand
gegen das Sckicksal, gegen Gott und die welt, die Men-
schen und die Dinge. Bald läckelt Zufriedenheit, ein in
ftch ruhendes Glück, ein Entrücktsein und Selbftvergessen,
bald auck Stolz und gar ^ockmut. Maßlose Eitelkeiten
vermögen in ihm zu gebieten, Ehrgeize, Sückte und Gier-
den nach ^errsckaft, R.uhm und Genuß. (Dder die seltene
Gabe einer sckier ehrfürchtigen und doch heiterbeseelten
Gläubigkeir an eine Berufung und Sendung wirkt wun-
derbar aus seinem sooft verwandelten wesen.
Groß und schwer ftnd die Mächte tn diesem einen wort.
vielartig ftnd ft'e; zuweilen wie verwoben in einer
bunten Ciefe; es ist nicht immer leickt, fte richtig zu er-
fassen und auseinanderzuscheiden. vielartig tönt es aus
ihnen, mit Geseufze oder Geprahle, mit Rlagen wie mit
Iubel. Gebete werden gestammelt. verwünschungen, ^aß-
gesänge und Zlücke brausen auf. Mancher knirscht mit
den Zähnen. Man sckmeichelt unterwürfig, man haut mit
geballren 8äusten, man triumphiert mir Geschrei, man
bricht unter Bürden zusammen. Es röchelt, wenn man
ftch würgt; es lacht, wenn man ftch gegenseitig Ailfe und
Beiftand gibt. In leidenschaftlicher Inbrunft treiben Gut
und Böse ihr Spiel; und Tugenden und Lafter, verzichte,
wünscke und Angfte, Erfolge und Niederlagen — alles
hat seinen Rlang und verlockt oder warnt, fteigt empor zu
einem Schweben, schwingt in einer ftrahlenden 8reude oder
bricht ab und finkt in Sckmerzen zurück, bleibt vielleicht
überhaupt nur dumpf und düster voll Sehnsucht, ein abgrün-
diges Rumoren, daß seiner Erweckung und Erlösung harrt.
Endlos und unerschöpflich find die Rlänge aus all den
Mäckten.
Das Leben selbft schafft fi'ch in diesem worr seine ewige
Melodie.
Und dock tönt es -araus in einer besonderen weise.
Hörten wir denn nicht alle, ja, jeder einzelne von uns,
ein Rlirren von Geschirr, von Lellern, Lassen, Beftecken,
Schüsseln, Löffeln und Löpfen, tagein, tagaus das gleiche
Geräusch eines Luns, das uns von Rtndesbeinen an die
Vlahrnng verhieß und den Hunger unserer wacksenden
Leiber stillte^ Und drang nicht immer wieder in einer