KindeNrciciil nns deni Schweinsurler s)au phcuoi Oeorq (.'hriii, wurzburg
Und dann sind sie an der Urbeit. Oas heiht, er schreibt, und sie sitzt
in einem von ihm bequem hergerichteten Lehnstuhl du grotzer
^unge. Schlietzlich darf sie doch die Umschläge mit Udressen versehen.
heinrichs Gesicht aber wird ferner und ferner. Und da er anfängt, ihr
;u entschwinden, tastet sie sich ;u ihm in seine Linsamkeit, ohne datz er
es merkt. „wie war doch die 5Idresse?" „Oer;eih, ich kann den Ureis nicht
recht lesen, a oder o?" „5Ius Schlesien? 5lch, im Uiesengebirge war ich
einmal!" „habt ihr viele von dort?" „Und Uobert Noller hat solch
sanften Tod gehabt und war für das Liserne Ureu; I. vorgeschlagen?"
Sie liest seine Lriefe, ehe sie in den Umschlag kommen. Ukanchmal steht
er auf und streicht über ihr haar so gut. „Za, und der Georg Lehn?
Lrustschutz? wie war das wohl-Sie fragt nicht direkt ihn,
sie fragt so ins Zimmer hinein. 5Iber er antwortet doch.
So liest sie auch: „5Iugust Stahl, Greifswald du, das ist meine
Gegend!" „Oann besuche die Eltern. Er war der Ein;ige. Ia, sag mal,
>st dem Lrief da Unsicherheit an;umerken?" 5ie entfaltet den Logen,
sich wieder freuend an der geraden, kühnen und hier, wie man merkt,
;ur Leserlichkeit ge;wungenen Schrift: „Lieber herr und Zrau Stahl,
die Nachricht, da^Zhr Sohn in den Nämpfen vor Oerdun als einer der
Tapfersten gefallen ist, haben Sie erhalten. 5Ils Nompanieführer Ihres
5Iugust spreche ich Jhnen meine her;liche Teilnahme aus. 5lugust war
ein Nlensch, dem wir als guten und immer hilfsbereiten Nameraden
sehr ;ugetan waren und den wir nicht vergessen werden. wie er
gelebt hat, so ist er gefallen: tapfer und bereit. Er konnte nichts mehr
sagen, die Nugel traf ;u genau.
Linliegend übersende ich Zhnen eine kleine Photographie. Sie ilt
;wei Tage vor seinem Tode von mir aufgenommen, als wir alle ;u-
sammen waren.
wir grützen Sie alle und sind stol;, datz Jhr Sohn unser Namerad war!
Jhr heinrich Garder."
„Nein, da ist keine Unsicherheit, heinrich! Oas .wir- ist schön.
5Iber warum Unsicherheit?" „Ja, hildegard, das war so einer von den
Källen den seltenen über die wir nicht sprechen. Nein, wir sprechen
nicht davcm. weil wir nicht an überrei;te Nerven glauben wollen
obgleich wir witze darüber reitzen aber wir wissen auch, es gibt
gibt Seltsames. Ls ist nicht unheimlich, uns nicht. wir nehmen es wie
Negen und wind oder Keuer vom Keinde aber hier wllrde es;er-
redet werden", und bitter im Ton, „denn die heimat ist ehrfurchtslos."
„Nein, heinrich, nein! Sie ist nur so weit ab oder doch ich
weitz nicht", schlietzt sie hilflos. 5lber da sieht sie heinrichs fernes Gesicht,
das ihr weh tut, und sie ruft ihn ;urück;u sich. „was ist mit 5lugust
Stahl? Zch mutz es doch wissen, wenn ich seine Lltern besuchen darf."
„varf", wiederholt heinrich hell und ;ärtlich, steht auf und streichelt
leise über ihre schmalen hände, die den Vrief halten. Oann setzt er sich
und blendet die Lampe ab, so datz sein Gesicht vom vunkel überschattet
wird. Sie bleibt, wo sie ist, entfernt von ihm, aber sie lauscht ;u ihm
hin mit jeder Kaser.
„wir sollten uns nach Nlitternacht aus unsern übrigens halb
ersoffenen Unterständen vorfühlen. Ls ging nicht, mutzten ;urück.
Sehr schnell. Orei Tote, ein verwundeter, den konnten wir mitnehmen.
Kwei Tote nach einigen Stunden holen. 5lugust war am weitesten vor-
gegangen. Ihn konnten wir nicht holen. Ls wurde stiller an unserer
Lcke. ver Nkond kam später noch hervor. va sagt Lerch: ,vorn sitzt
einer. ver winkt doch. Jst das nicht der 5lugust?- Liner knurrt: ,vu
spinnst wohl-. 5Iber alle hatten das gleiche gesehen. wir sprachen nicht.
wir waren müde. wir versuchten ;u schlafen, bis auf die posten. Oie
sagten am Nkorgen: .wir müssen Nugust holen'. Nkehr sagten sie nicht.
Oer 5Ibend kani wie der 5Ibend dort kommt nicht mit Nlondschein
über grotzen duftenden Nasenflächen, o hildegard, dort kommt der
5lbend gan; anders. wir schliefen wenig vielleicht sind wir das
wachen gewöhnt. Und irgendwo klang;itternd die Stimme des jungen
Len; auf: ,Oa ist er wieder!- Gan; hoch klang die Stimme. Lin Nlter
lächelte: ,Oas reine Nind', erhob sich aber. Lin anderer ging mit,
ein Seil über die Schulter geworfen. Sie brauchten es aber nicht, um
den Gefallenen heran;u;iehen. Oenke dir, die Zwei schritten mit dem
Toten zu uns hin. Oer Nlond stand hell über ihnen, so datz sie über
die Zerklüftung der Lrde verzerrte Schatten warfen. 5Iber es schotz nie-
mand von drüben. Zm Graben legten sie ihn nieder, und jeder kam und
jeder sah ihn, und jeder schwieg. Ia das Gesicht " Und heinrich
ist jetzt nicht bei hildegard gar nicht bei ihr, aber er spricht doch weiter:
„Oer Nopf in den Nacken geworfen. Nicht im Todeskampf nach hinten
gewühlt oder gepretzt. D nein! Nach hinten geworfen im vorwärts-
stürmenden Sprung. Und das Gesicht. vie 5Iugen aufgerissen,
jedoch nicht schreckhaft, nur weit auf, Ziel in ihnen, und sie sind doch
verglast, wie es Totenaugen sind. Oer Nlund hochgezogen die Gber-
lippe, so datz die Zähne hervorglänzen — ein erstarrter Schrei, der
Schrei des Stürmenden, diesen unbeschreiblichen leisen Schrei und
keuchenden 5ltem noch zwischen den Zähnen. 5lnspannung, letzte, be-
reite, im kantigen Nntlitz. Ganz furchtlos. 5lber auf dem gelben Gesicht
eine vorwärtsdrängende, rauschhafte Nraft, eine, die überfällt und
von der der Stürmende nicht ahnt, datz sie über ihm ist. Nein nicht
beschreibbar warum versuche ich es? Genug. Zeder oon uns sah den
Toten, und jeder wutzte: das ist unser aller Gesicht im Sturm unser
aller Gesicht. Neiner sprach, nur der junge Len; mit der Ninderstimme
schluchzte plöhlich. va drückte der 5IIte sanft mit seinen groben Zingern
dem Toten die 5lugen zu, wollte, es ging nicht, und so deckte er sein
rotes Taschentuch über das sgmbolhafte Nntlitz. Und dann sahen alle
heimlich hinüber, wo er gelegen, und der Junge sprach es aus fünf
Tage war er ja erst drautzen: ,Nun ist keiner mehr dcn. Oann wurde
er begraben, der 5lugust Stahl. So war das."
hildegard rührt sich nicht. Sie sieht, sieht durch das Gesagte hin-
durch Nrieg. Zhr Gesicht wird streng, und sie weitz, sie mutz uner-
schüttert bleiben, muh Nuhe sein, aber sie wagt es noch nicht, ihre
Stimme ;u versuchen
Oas Schweigen zwischen ihnen aber wächst nicht;ur lvand, es breitet
sich gut und erfüllt um sie oereint-. Und als sie dessen plötzlich
gewahr werden, lächeln sie, gan; Gegenwart, und jedes sagt leise:
„Ou", und in dem einen wort ist die ganze welt und des heiligen
Lebens unendlicher Neichtum
Oann steht sie auf, geht;u ihm und sieht in sein blasses, durchglühtes
Gesicht. Nie wird sie es vergessen, dies Gesicht. Zhre hände schmiegt
sie um sein haupt, und sie fragt aus tiefer Nlütterlichkeit: „Schreibst
du an alle?" Lr nickt: „wenn es irgend geht, ja. Sie müssen doch fühlen,
dah einer mit ihnen trägt." Sie denkt in jähem, heitzen Lrschrecken:
wer wird mir mittrayen helfen? 5lber sie zwingt sich, datz dies Lr
78b
Und dann sind sie an der Urbeit. Oas heiht, er schreibt, und sie sitzt
in einem von ihm bequem hergerichteten Lehnstuhl du grotzer
^unge. Schlietzlich darf sie doch die Umschläge mit Udressen versehen.
heinrichs Gesicht aber wird ferner und ferner. Und da er anfängt, ihr
;u entschwinden, tastet sie sich ;u ihm in seine Linsamkeit, ohne datz er
es merkt. „wie war doch die 5Idresse?" „Oer;eih, ich kann den Ureis nicht
recht lesen, a oder o?" „5Ius Schlesien? 5lch, im Uiesengebirge war ich
einmal!" „habt ihr viele von dort?" „Und Uobert Noller hat solch
sanften Tod gehabt und war für das Liserne Ureu; I. vorgeschlagen?"
Sie liest seine Lriefe, ehe sie in den Umschlag kommen. Ukanchmal steht
er auf und streicht über ihr haar so gut. „Za, und der Georg Lehn?
Lrustschutz? wie war das wohl-Sie fragt nicht direkt ihn,
sie fragt so ins Zimmer hinein. 5Iber er antwortet doch.
So liest sie auch: „5Iugust Stahl, Greifswald du, das ist meine
Gegend!" „Oann besuche die Eltern. Er war der Ein;ige. Ia, sag mal,
>st dem Lrief da Unsicherheit an;umerken?" 5ie entfaltet den Logen,
sich wieder freuend an der geraden, kühnen und hier, wie man merkt,
;ur Leserlichkeit ge;wungenen Schrift: „Lieber herr und Zrau Stahl,
die Nachricht, da^Zhr Sohn in den Nämpfen vor Oerdun als einer der
Tapfersten gefallen ist, haben Sie erhalten. 5Ils Nompanieführer Ihres
5Iugust spreche ich Jhnen meine her;liche Teilnahme aus. 5lugust war
ein Nlensch, dem wir als guten und immer hilfsbereiten Nameraden
sehr ;ugetan waren und den wir nicht vergessen werden. wie er
gelebt hat, so ist er gefallen: tapfer und bereit. Er konnte nichts mehr
sagen, die Nugel traf ;u genau.
Linliegend übersende ich Zhnen eine kleine Photographie. Sie ilt
;wei Tage vor seinem Tode von mir aufgenommen, als wir alle ;u-
sammen waren.
wir grützen Sie alle und sind stol;, datz Jhr Sohn unser Namerad war!
Jhr heinrich Garder."
„Nein, da ist keine Unsicherheit, heinrich! Oas .wir- ist schön.
5Iber warum Unsicherheit?" „Ja, hildegard, das war so einer von den
Källen den seltenen über die wir nicht sprechen. Nein, wir sprechen
nicht davcm. weil wir nicht an überrei;te Nerven glauben wollen
obgleich wir witze darüber reitzen aber wir wissen auch, es gibt
gibt Seltsames. Ls ist nicht unheimlich, uns nicht. wir nehmen es wie
Negen und wind oder Keuer vom Keinde aber hier wllrde es;er-
redet werden", und bitter im Ton, „denn die heimat ist ehrfurchtslos."
„Nein, heinrich, nein! Sie ist nur so weit ab oder doch ich
weitz nicht", schlietzt sie hilflos. 5lber da sieht sie heinrichs fernes Gesicht,
das ihr weh tut, und sie ruft ihn ;urück;u sich. „was ist mit 5lugust
Stahl? Zch mutz es doch wissen, wenn ich seine Lltern besuchen darf."
„varf", wiederholt heinrich hell und ;ärtlich, steht auf und streichelt
leise über ihre schmalen hände, die den Vrief halten. Oann setzt er sich
und blendet die Lampe ab, so datz sein Gesicht vom vunkel überschattet
wird. Sie bleibt, wo sie ist, entfernt von ihm, aber sie lauscht ;u ihm
hin mit jeder Kaser.
„wir sollten uns nach Nlitternacht aus unsern übrigens halb
ersoffenen Unterständen vorfühlen. Ls ging nicht, mutzten ;urück.
Sehr schnell. Orei Tote, ein verwundeter, den konnten wir mitnehmen.
Kwei Tote nach einigen Stunden holen. 5lugust war am weitesten vor-
gegangen. Ihn konnten wir nicht holen. Ls wurde stiller an unserer
Lcke. ver Nkond kam später noch hervor. va sagt Lerch: ,vorn sitzt
einer. ver winkt doch. Jst das nicht der 5lugust?- Liner knurrt: ,vu
spinnst wohl-. 5Iber alle hatten das gleiche gesehen. wir sprachen nicht.
wir waren müde. wir versuchten ;u schlafen, bis auf die posten. Oie
sagten am Nkorgen: .wir müssen Nugust holen'. Nkehr sagten sie nicht.
Oer 5Ibend kani wie der 5Ibend dort kommt nicht mit Nlondschein
über grotzen duftenden Nasenflächen, o hildegard, dort kommt der
5lbend gan; anders. wir schliefen wenig vielleicht sind wir das
wachen gewöhnt. Und irgendwo klang;itternd die Stimme des jungen
Len; auf: ,Oa ist er wieder!- Gan; hoch klang die Stimme. Lin Nlter
lächelte: ,Oas reine Nind', erhob sich aber. Lin anderer ging mit,
ein Seil über die Schulter geworfen. Sie brauchten es aber nicht, um
den Gefallenen heran;u;iehen. Oenke dir, die Zwei schritten mit dem
Toten zu uns hin. Oer Nlond stand hell über ihnen, so datz sie über
die Zerklüftung der Lrde verzerrte Schatten warfen. 5Iber es schotz nie-
mand von drüben. Zm Graben legten sie ihn nieder, und jeder kam und
jeder sah ihn, und jeder schwieg. Ia das Gesicht " Und heinrich
ist jetzt nicht bei hildegard gar nicht bei ihr, aber er spricht doch weiter:
„Oer Nopf in den Nacken geworfen. Nicht im Todeskampf nach hinten
gewühlt oder gepretzt. D nein! Nach hinten geworfen im vorwärts-
stürmenden Sprung. Und das Gesicht. vie 5Iugen aufgerissen,
jedoch nicht schreckhaft, nur weit auf, Ziel in ihnen, und sie sind doch
verglast, wie es Totenaugen sind. Oer Nlund hochgezogen die Gber-
lippe, so datz die Zähne hervorglänzen — ein erstarrter Schrei, der
Schrei des Stürmenden, diesen unbeschreiblichen leisen Schrei und
keuchenden 5ltem noch zwischen den Zähnen. 5lnspannung, letzte, be-
reite, im kantigen Nntlitz. Ganz furchtlos. 5lber auf dem gelben Gesicht
eine vorwärtsdrängende, rauschhafte Nraft, eine, die überfällt und
von der der Stürmende nicht ahnt, datz sie über ihm ist. Nein nicht
beschreibbar warum versuche ich es? Genug. Zeder oon uns sah den
Toten, und jeder wutzte: das ist unser aller Gesicht im Sturm unser
aller Gesicht. Neiner sprach, nur der junge Len; mit der Ninderstimme
schluchzte plöhlich. va drückte der 5IIte sanft mit seinen groben Zingern
dem Toten die 5lugen zu, wollte, es ging nicht, und so deckte er sein
rotes Taschentuch über das sgmbolhafte Nntlitz. Und dann sahen alle
heimlich hinüber, wo er gelegen, und der Junge sprach es aus fünf
Tage war er ja erst drautzen: ,Nun ist keiner mehr dcn. Oann wurde
er begraben, der 5lugust Stahl. So war das."
hildegard rührt sich nicht. Sie sieht, sieht durch das Gesagte hin-
durch Nrieg. Zhr Gesicht wird streng, und sie weitz, sie mutz uner-
schüttert bleiben, muh Nuhe sein, aber sie wagt es noch nicht, ihre
Stimme ;u versuchen
Oas Schweigen zwischen ihnen aber wächst nicht;ur lvand, es breitet
sich gut und erfüllt um sie oereint-. Und als sie dessen plötzlich
gewahr werden, lächeln sie, gan; Gegenwart, und jedes sagt leise:
„Ou", und in dem einen wort ist die ganze welt und des heiligen
Lebens unendlicher Neichtum
Oann steht sie auf, geht;u ihm und sieht in sein blasses, durchglühtes
Gesicht. Nie wird sie es vergessen, dies Gesicht. Zhre hände schmiegt
sie um sein haupt, und sie fragt aus tiefer Nlütterlichkeit: „Schreibst
du an alle?" Lr nickt: „wenn es irgend geht, ja. Sie müssen doch fühlen,
dah einer mit ihnen trägt." Sie denkt in jähem, heitzen Lrschrecken:
wer wird mir mittrayen helfen? 5lber sie zwingt sich, datz dies Lr
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