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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 4.1935-1936

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Heft 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.26619#0987
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Don Ulilbein TNaria ^lcund

!?rau und !?eler

iNeues volkgtum

INer als 5pielpfleger lange Jahre innerhalb der Lewegung sich um eine
würdige Gestaltung der voltsfeiern und kundgebungen bemüht hat, der
macht die merkwürdige Zeststellung, datz in unseren völkischen Zeiern die
Stimme der Zrau fast gänzlich fehlt. hin und wieder tritt einmal eine SVM.-
Gruppe mit einem Volkslied hervor, aber von einem großzügigen Einbau
der gestaltenden Zrauenstimme kann nicht die Sede sein. Es mangelt nun
einmal sowohl an geschulten weiblichen Spielgemeinschaften wie auch an ge-
pflegten Einzelstimmen. Und doch hatte gerade die Krau in der Lewahrung
des volkstums eine nicht kleine Ukission. Sie hat als Ulutter den reichen Schatz
an Märchen und Liedern den Uindern übermittelt und sollte dies auch immer
als notwendig und wertvoll erachten. varüber hinaus ist ihr Mitwirken für
die öffentliche volkstumsarbeit von veredelndem Linflutz. was bedeutet für
uns der Segriff volkstum? volkstum ist eine Lebensäutzerung der völkischen
Schicksalsgemeinschaft in Vrauch und Sitte, Zest und Zeier. Ls ist der wahre
Mutterboden der Uultur. Es ist nicht wahr, datz volkstum immer etwas ver-
altetes, vergangenes und verlorenes sei. Jede schöpferische Zeit gebiert aus
ihrer gelebten Gemeinschaft ihr eigenes volkstum. volkstum ist gelebte Gegen-
wart! Es kann schlafen, verfälscht, verschüttet werden, aber;u vernichten ist es
nie. So lange es eine deutsche Landschaft gibt und sich Menschen in ihr gesellig
und feiernd zusammenfinden, so lange haben wir lebendiges deutsches volkstum.

Vorsicht! Lluswahl!

Vie Schaffung neuer lebendiger Zeierformen und -sitten kann nicht organi-
siert werden, sie müssen aus der Gemeinschaft — wie alles — organisch heraus-
wachsen. weil hier gerade so viel von unerfahrenen Leuten herumbefohlen
wird, deshalb kommen Entgleisungen so oft vor: vie Zrau glaubt ihr heldisches
Lebensgefühl damit beweisen;u können, wenn Mädelgruppen mit Kanfaren,
Landsknechtstrommeln und dem Lied: „wenn das Iudenblut vom Säbel
spritzt" losziehen. Zalsch, grundfalsch und dreimal falsch davor aus irgendwelchen
Gründen die klugen ;u verschlietzen. vorsicht und Auswahl sind geboten.
Wenn irgendwo eine Zrauengemeinschaft aktiv in die Zeiergestaltung eingreift,
so mutz sie sich klar sein, datz es ungeschriebene Gesetze gibt —Jnstinkte, Zinger-
spihengefühle —, was eine Zrauenstimme singen oder sprechen kann und was
nicht. vorsicht aber vor allem vor dem ach wie gut „nationalen" vereins-
theaterschwindel! vor jenen Gheaterstückchen mit nur „Oamen"-8esetzung.
Leider will das „Zorsche hitlermädel" noch allzuoft das „wunder der

neuen Zeit erleben", und „wenn die Lhristrosen blühn-"

dann erwachen immer wieder die „Zrauen der Tat", auch soll ab und zu
sich „Ver Weihnachtsmann im BOM." blicken lassen, was „vrei Mädel
und drei Mütter — und am Gnd' eine rüstige Schar" sehr erfreut, uns
aber in Zorn und wut .verseht über so viel Unverstand, Uitsch, verlogenheit,
Uührseligkeit und Spietzerei. vie deutsche volksgemeinschaft ist ;u schade, ;u
einem Geschäftsobjekt unwürdiger vergnügungsindustrieller ;u werden.

viese Machwerke — gewöhnlich mit dem Satz entschuldigt „das einfache volk,
besonders auf dem flachen Lande, brauche so was Einfaches!"— beschränkter
wochenenddichterlinge entwürdigen unsere volksfeier nur. Gs ist unverzeihlich,
datz sie noch in so reichem Mahe gekauft und gespielt werden. woran liegt das?

Selbsierziehung!

Nur an dem Mangel an Uufklärung, führerischen Spielpflegern und an
Selbsterziehung! Klle Sildungsinstrumente mützten sich dafür einsetzen, durch
entsprechend geschulte und ihr Nönnen beweisende Spielpfleger der oolkhaften
Spiel- und Zeierfreude die rechten wege ;u weisen. presse und Nundfunk
haben so viel Naum für so viele vinge — und sind hier noch merkwürdig
gleichgültig. Bei der wichtigkeit dieser Nrbeit kann aber nicht allein auf die
Zachzeitschriften „vas deutsche volksspiel" (verlag Langen Müller,
Lerlin), „vie Spielgemeinde" (tlrwed Strauch, Leipzig) und „öpiel
und Sing" (höfling, München) verwiesen werden. Und gerade in der bäuer-
lichen Gemeinschaft sieht es mit der Spielarbeit noch nicht ;um besten aus
und gerade hier muh angeseht werden! Und wie hat das;u geschehen? Zuerst
durch eiserne Selbstarbeit der oder des Vetreffenden, der sich die pflege wert-
haften volkstums;ur Uufgabe geseht hat. Stoff und Themen dieser Selbst-
erziehung bieten die Lücher „Zeste und Spiele des deutschen Landvolks"
von heinrich Sohnreg und Gduard Uück (veutsche Landbuchhandlung,
Lerlin), „Sprache deutscher Landschaft" von Zriedrichkarl Noedemeger
(Langewiesche, Nönigstein-Taunus), „Untergang der vorfkultur?" von
Zosef weigert (Unorr und hirth, München). Uusgesprochene Spielratgeber
liegen vor im „Münchener Laienspielführer" oon Nudolf Mirbt (Uaiser,
München) und im „Katgeber für das Laienspiel auf dem Lande" oon
wilhelm Treblin. viese Grundschriften lassen sich alle nach und nach billig
erwerben und helfen die vor allem praktisch ;u übende Zeierarbeit geistig ;u
unterbauen.

volkstanz

ver volkstan; ist;u allen Zeiten die am ausgesprochen weiblichste Spiel-
form gewesen. Er entklingt dem Khgthmus des Llutes und der Landschaft,
einem unsichtbaren Strömen oerborgener Melodien, die sich in geordnete
Bewegung umsetzen wollen. Zn den vorbildlichen werkschriften der hanseati-
schen verlagsanstalt, hamburg, hat Ludwig Lurkhardt drei Tanzsamm-
lungen an den Tag gegeben, die nicht nur brauchbare Unterlagen der praktischen
Urbeit sind, sondern darüber hinaus hohes, altes Uulturgut des nordischen
Lebensraumes vermitteln: „Uneveler", „Zehn alte dänische volks-
tänze" und „Mädel wasch dich, kämm' dich, puh dich schön, wir wollen
heute tanzen gehn". Sie beweisen, datz der volkstan; etwas durchaus Gesundes
und Grnstes ist. Sie sind werke ohne Schreibtisch. Zn gemeinschaftsarmer Zeit
sammelten sich darin unverlierbare Uusdruckswerte unserer 5lrt in der Ginheit
von Lied und öewegung, Melodie und Gebärde, wort und Nhgthmus
uns aus dem vrängen unserer Zeit nach Ganzheit besonders am herzen ge-
legen! Zn die Unweisungen, Noten und Schrittbilder mutz man sich lernfreudig

ver junge parsival

Trühlingsspiel
 
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