Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 4.1935-1936

DOI Heft:
Heft 25
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26619#1015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5o klingt das Rätsel im volksmund, — unqsziert, oft recht drastisch, und
doch immer so lebenslustig und lebenswahr... — Ganz anders aber
behandelt es der Oichter.

„Ein vogel ist es, und an Schnelle
buhlt es mit eines 5idlers Zlug,-
ein Kisch ist's und zerteilt die Welle
die noch kein gröszres Untier trug,-
ein Elefant ist's, welcher (l.ürme
auf seinem schweren Nacken trägt,-
derLpinnenkriechendenlGewürms

gleicht es, wenn es die Zütze regt.
Und hat es fest sich eingebissen
mit seinem spitz'gen Eisenzahn,
so steht's gleichwie auf festen
Zützen

und trotzt dem wütenden Grkan."

5o lätzt Zriedrich Zchiller uns das „Zchiff" erraten. Gder jenes
uralte, bei fast allen völkern der Erde immec wieder variierte
Kätselmotiv:

„Oer Baum, auf dem die Uinder der Zterblichen vsrblühn,
steinalt, nichts desto minder stets wieder jung und grün,'
er kehrt auf einer Leite die Llätter zu dem Licht,
doch kohlschwarz ist die zweite und sieht die Zonne nicht.

Er setzet neue Üinge, so oft er blühet an,
das Ulter aller Oinge zeigt er den Nkenschen an.

In seine grüne Uinden drückt sich ein Name leicht,
der nicht mehr ist zu finden, wenn sie verdorrt und bleicht.

Lo sprich, kannst du's ergründen, was diesem Baume gleicht?"

prinzessin Turandot — in Schillers gleichnamigem Nkärchsndrama —
die Tochter des Nhans von Lhina, gelobt den Nkann zu heiraten, der
drei von ihr aufgegebene Nätsel löst, wer jedoch in dissem vorhaben
mißglüät, wird enthauptet. Oie Nöpfe vieler Zreier sind schon gefallen
und am Ztadttore aufgespietzt worden, bis endlich Nalaf, der prinz
von Ustrachan, sich als Kreier vorstellt und alle Nätsel löst:

„Zu glücklich, Nönigin, ist Euer Sklav',
wenn keine dunkler'n Nätsel auf ihn warten.

Oieser alte Laum, der immer sich erneut,

auf dem die Nkenschen wachsen und verblühen,

und dessen Blätter auf der einen Seite

die Sonne suchen, auf der andern fliehen,

in dessen Ninde sich so mancher Name schreibt,

der nur, so lang sie grün ist, bleibt:

er ist das Zahr mit seinen Tagen und Nächten!" —

Ein ganz besonders geistreicher Nätseldichter war auch Eheodor Nörner,
dessen „Lharaden, Nnagramme, chomongme, Logogriphe, Palindrome"
unendlich weit mehr wert sind als — sämtliche Nreuzworträtsel bis in
alle Zukunst...!

„Oft bin ich der Nkenschen einzigss wissen,
der Grotze gibt sich mit mir nur ab,-
mich zu erzeugen sind viele beflissen,
wer mich hat, kommt an den Bettelstab.
lver an mich denkt, hat vieles verbrochen,
auch der Stocktaube hörte mich gehn,
der Stumme selbst hat mich ausgesprochen,
und der Blinde hat mich ganz deutlich gesehn.

INan erhält mich gratis und ohne Geld:

ich bin der Urstoff der ganzen Welt...!" (Nichts)

„Oas erste ist des Nkenschen bester Zreund,
der zweiten dankt man viel, mehr als es scheint,-
doch still damit, 's ist gut, sich kurz zu fassen:

Zhr mütztet sonst das' Ganze holen lassen .. .!" (hausfrau)

„Neizend sind der Liebe Freuden, wenn sie Gegenlieb' entzückt,-
dann erst bist du zu beneiden, wenn das Ganze dich beglückt.

Eraust du aber äutzerm Glanze, baueft du auf Sand dein Glück,
und ein Zeichen vor das Sanze, — ach! bezeichnet dein Geschick. ."

(Ehe-Wehe)

„herrlich steht es vor dir, ein Sebild aus edleren Zeiten,
und umarmet die kvelt mit dem Gebote der Nraft.

Ooch es wankt die Gewalt, sie kann die Bürde nicht haltsn,

die sie gierig umfatzt, und das Erhabene fällt.

wandelst du aber die Grdnung und kehrst die Zeichen des lvortes:

etwas Ewiges steht, etwas Unsterbliches da;

mächtig herrscht es und strahlt im Glan; der olgmpischen Gottheit

und durchbohrt uns das herz, wenn es den Nektar uns reicht..."

(Noma-Umor)

„Nlir kam es. . . darauf an, eine lebendige Linie zu ziehen und
einen Bogen ;u schlagen, um das, was dec INensch mit seiner phantasie
und seinem humor angreift und sich zu eigen macht in der schlichten
Zorm des Nätsels ... Oas Nätsel gehört ja ganz und gar in die Ninder-
zeit der INenschheit, es ist der erste versuch, die Oinge um sich plastisch
zu gestalten, einen Uusdruck zu finden für die eigne schöpferische phan-
tasie. Und wo es aus diesem Lestreben heraus entstand, dem Gestalter
selber unbewutzt warum, ist das Nätsel auch heute noch unübertroffen
und lebendig. Uberall dort, wo die volksphantasie, das was sie sah, so
charakteristisch wie möglich herausholen wollte, vokale und Nonsonan-
ten zu musikalischen, 'charakteristischen worten baute, die das lvesen
der Oinge treffen sollten, ist das Nätsel auch noch nach der Uuflösung
ein lebendiges kleines Bild, ja nach der Uuflösung doppelt..."

Oiese lvorte, mit denen Lisa Eetzner ihre sorgsam ausgewählte 5amm-
lung aus alten und neuen Guellen „Oeutsches Nätselbuch" in die hände
deutschec Ninder legt, mögen noch einmal auf das Nätsel, dieses wunder-
volle volksgut hinweisen, das von sich selbst so schlicht sagt:

„Nennst du mich, nur emsiglich:

so frsut es dich, — Ou findest mich

kennst du mich nicht, ganz sicherlich...!" —

so suche mich

Qnmerkung öer L ch r i ft l e itun g : Lila Tetzners „Veutfches Nätfelbuch"
mit Zeichnunaen von Marie Lraun; verlegt bei Lugen Oiederichs, Icna 1924,
welchem mehrere Leifpiele für vorfiehenöe Lekrachtung entnonimen sinö, mag
allen grosten und kleinen vlätfelfreunden besiens empfohlen fein.

Nalset-Ecke

Oas deulsche LLed

INanbeginnt init schwarzen und führtinUhrzsiger-Nichtung vorwärts,
um sich dann mit den weitzen und zuletzt mit den restli'chsn kleinen Eck-
feldern anzuschlietzsn. Nlan kann dann den Nnfang eines Lisdes lesen.

Kuflösungen der ^älfel aus Beilage iz zu Hefl 2Z der lN.2.^rauen-Warle

Nuflösung zum Nösselsprung:

„Iüngst pflüät ich einen lviesenstrautz,

trug ihn gedankenvoll nach haus:

da hatten von der warmen hand

die Nronen sich alle zur Erde gewandt. . .

Ich sehte sie in frisches Glas —,

und welch' ein lvunder war mir das! —

die Nöpfchen hoben sich empor,

die Blätterstengel im grünen Zlor —,

und allzusammen so gesund,

als ständen sie noch auf INuttergrund . . .!"

Nuflösung des Pflanzen-Bilder-Nätsels:
Lchwertlilie (ichist), Zterndolde (dern), Nokardenblume (unendl),
Tausendgüldenkraut (dasr), Wiesenschaumkraut (atur), Täschelkraut
(ätsel).

Unendlich ist das Nätsel der Natur. Theodor Nörner.

Nuflösung zum Nreisrätsel:

1—2: Zrih Reuter 6—8: Neinhard 9—11: Bornu

3—4: halberstadt 8—7: Oiagnose 10—12: Tibet

L—6: Nskanier 9—10: Brest 11—12: Ujsst

Eoethe. L—7: Uprikose

Gssiet- und üiefdruck 6G. Leipsig 6l pindsnburgstratze 72.
 
Annotationen