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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 4.1935-1936

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.26619#0150
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3Ilenfchenwende (x°rt,etzung v°n s.114)

stvömlen die Leute nur auf die Slratze hinauc, aus ihren häusern,
wogten durcheinander, umstanden an den Ecken die Sonderblätter.

klm Kbend hing dort die öekanntmachung. Serbien habe die öster-
reichischen Zorderungen abgelehnt. Nun klirrten aus den Studenten-
häusern hochgemute Trotzlieder auf die Stratze. Trupps herzhafter
Iünglinge kamen im Zug zur huldigung vor die häuser der öster-
reichischen Staatsbürger, die hier in Zreiburg wohnten, sangen von
öundestreue und öereitschaft bis in den Tod und lietzen die Gster-
reicher hoch leben.

Getümmel bewegte die Stadt die ganze Nacht hindurch.

vie beiden Zreundinnen reisten dennoch am nächsten INorgen ab,
am Sonntag früh. Nm Vahnhof war keine einzige Zeitung mehr;u haben.

Sie fuhren bis höllsteig. Sie wanderten übers Gebirge und.standen
auf dem Zeldberg, dem vier Länder und fünf Gebirge ;u Zützen lagern.
Niesenhaft waren die Zormen dieser tief unter ihnen ruhenden Welt.
Wenn ein Wenschenher;, beklommen immer vor der Unbegreiflichkeit
solchen Seins, ihm empfindend nachkommen wollte, so mutzte es die
Uusnahmetat ballen.

Getreulich gaben die Zreunde im Tal dreimal täglich durch Uarte,
Zernspruch und örief über die Greignisse der Welt öescheid. ver
deutsche Üaiser und der präsident der fran-chsischen Nepublik seien
beide noch auf der Sommerreise. Ulle europäischen Negierungen
arbeiteten fieberhaft an der Linschränkung, ja an der Lrstickung des
Uriegsbrandes.

vie Gastwirte, bei denen sie einkehrten, sagten sorglos, ach, I9N
habe es ebenso ausgesehen und es sei doch wieder ;ur Nuhe gekommen.

Um Mittwoch abend sagte Zriederike: „vas ist nicht ;um Uushalten.
Zch mutz nach Zreiburg hinunter. Solche Zeiten kann ich nicht beim
Spa;ierengehen und auf der Wiese ;wischen Ziegenböcken und Nuh-
herden verleben."

voktor Sagan redete fernmündlich dringend ;u: „öleiben Sie auf
jeden Zall nur oben. kluf den Zeldberg kommen die Zran;osen nicht."

„Sie haben wohl Kngst?" fragte ihn Zriederike spöttisch.

„Ja, am Gnde für Sie, schönste deutsche Ngmphe", lachte er.

Sie kamen am vonnerstag nachmittag nach Zreiburg ;urück. walter
Neichel, der treue Zreund Gudruns, ein gescheiter junger Medi;iner,
der soeben seine Staatsprüfung ;u Lnde bestanden hatte, holte sie
00m öahnhof ab.

Sommer war noch, reifer schöner Sommer wie oor einer Woche.
Warm fächelte die Luft unter mildem himmel. Nach glühten die Rosen
in den reichen Sommergärten der genietzenden INenschen. Nber nie-
mand mehr sah sie als hauptsächlich an. Nlles INenschenwesen drängte
sich in den hauptstratzen ;usammen. Gewühl, Lrregung, unendliches
5luf und Nb in der Stadt. Nlle Zenster und Türen standen bei dem warmen
Wetter weit offen. Überall schmetterten INusikkapellen,- überall rasten
die Spielmaschinen vaterlandslieder. vie INenge, die strömte, sich
wandte, sich verknotete, löste, wieder ineinanderwirbelte, griff mit-
singend an INelodie auf, was in ihren Streifen Stratze fiel. Nlle sangen
inimerfort von neuem das veutschlandlied und die Wacht am Nhein
und fingen immer wieder von vorn an. Nn den Lcken staute sich die
INenge ;ur Lrandung auf, um die angeschlagenen Staatstelegramme
;u lesen. Jedermann redete mit jedermann. Zeder wutzte etwas
andres Wichtiges, Neues, Unerhörtes.

vie Stadtgarnison sei schon kriegsbereit ;um Gren;schuh hinaus-
gerückt. Sie hatten die neuen grauen Zelduniformen angehabt.

vom Jstein her, dort, wo Zrankreich am nächsten gren;e, werde
schon richtig geschossen!

Schlietzlich war aber nur ein Gewitter über dieser Gegend oorüber-
ge;ogen.

vie Zran;osen hätten die gan;e fran;ösisch-deutsche Gren;e entlang
schon längst die stärksten Betonstellungen errichtet. Sie hätten den
gan;en Sommer über gewaltig auf ihrer Gebirgsseite jenseits des
Llsatz geschan;t.

Nurt T)hme, der junge Stadtbaumeister, auch einer der Gefährten
von jenem INittagsmahl, lief den Zreundinnen in den Weg. Lr würde
als Neserveoffi;ier sofort mit;iehen müssen. Zriederike fragte ihn nach
jenen fran;ösischen Vefestigungsbauten im Gebirge. „haben wir denn
nichts?"

Lr ;uckte mit den Nchseln. „Wenn wir auch geschan;t hätten, so
gingen die Nanonen schon im Zrühjahr los. NIs poincark gewählt
wurde, bedeutete das den Nrieg. Oer österreichische INord war der
Nnlatz oder irgend etwas anderes kam. ver Nrieg war gewitz. INan
wollte an veutschland heran."

Lin anderer üer INittaggäste, Or. Sagan, lief auch wie alle Welt
die Naiserstratze auf und ab. Lr hatte nie als Soldat gedient. Oes-
halb empfand er sich als gemindert und wurde streitsüchtig und
aufgeregt. Sie setzten sich alle ans Tischchen eines Naffeehauses auf
dem Vürgersteig.

„Sie haben uns ja längst eingekreist und um;ingelt", sagte er hoch
erregt. „Nber veutschland ;ögert und ;ögert mit einer Nriegserklärung.
vie hüten sich ;u erklären! Jeder Tag, nein jede Stunde Nufschub
bringt ihre glän;enden vorbereitungen weiter. Sind sie fertig, so
fallen sie ohne Nriegserklärung über uns her. Wissen Sie, was ein
Tag, was eine Stunde bei einer INobilmachung bedeuten?"

Zriederike mutzte lachen und hätte am liebsten geantwortet: Sie
sind ja unter uns der ein;ige Zioilist! Sie sagte: „INein vater hat
die Schwelmer Ulanen."

voktor Sagan redete, redete. „Wir haben sie sieb;ig überrannt!
Nun aber ;ögern wir! Zalsche Nücksicht! Torhafte öedenklichkeit!
Wir haben nur eine pflicht: Wir müssen siegen. Nlles andere findet
sich später. Nur, wir ;ögern aus humanität. Oie andern rüsten fieber-
haft. Weiter nichts. Vei uns ist der Gren;schutz abgerückt. Jawohl,
so heitzt es. Unsere Zreiburger Garnison ;og der fran;ösischen Gren;e
;u. Sie wird gan; Oeutschland gegen Zrankreich beschirmen! venn
hier ist die Lcke ;um vurchbruch. Seien Sie über;eugt, Rutzland wäl;t
schon längst seine Niesenheere über die sibirische Steppe gegen Luropa,
gegen uns, Oeutschland auf. Ls wutzte, datz der Schlag fällt, wenn
Serbien mordet."

Lr rief: „Wir werden die fran;ösische Zestungskette sprengen! Latzt
sie kommen, von allen himmelsgegenden der Welt! Oeutschland!
Nhnt denn einer, wie stark wir sind?"

Lr legte neue Weltverteilungspläne hin. Weihnachten sei der Nrieg
aus. Zu Dstern der Zriede geschlossen.

Liner der jungen INänner am Tisch sagte: „Vieser Nrieg? von allen
Lnden der Welt? D nein. Sie schleppen alle ihre völker heran. Nun,
so wollen sie auch etwas davon haben."

„Na", gab Ooktor Sagan ;u, „und wenn es wieder sieben Zahre
dauert! (3-ortsetzung aut 3. I2Z)

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