Winkerhiifswerk für die Vogelwelt
von georg Kaven
bn der Liebs zur
Tierrvell und zu den
pflanzen, zur Natur
insgesamt, erkennt
man den Lharakter
eines volkss und des
einzelnen Menschen.
Wer die Lntwicklung
des vogelschutzes in
Oeutschland seit län-
gerer Zeit beobachten
konnte, wird festge-
stellt haben, datz das
^nteresse an dieser
wichtigenZrage zwei-
fellos gewachsen ist.
§ür die winterliche
Zürsorge der vögel
wird oiel getan, aber
Kohlmeise am tLnttereräger mlt Schutzdach nicht immer rich-
tig. vogelschutz stellt
Bild-Soltwedel schlechthin eine Rul-
turaufgabe dar. Es
kann gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden, datz der Land- und
Korstwirtschaft und dem Gbst- und Gartenbau alljährlich allein durch
tierische Zchädlinge nach den Lchätzungen der Viologischen Reichsanstalt
für Land- und Zorstwirtschaft, Lerlin-Oahlem, etwa 2—2Z^ Milliarden
Mark an Iverten verlorengehen. Zreilich tritt der Nutzen, den die
vögel als freiwillige und unbezahlte helfer in diesem Nampfe stiften,
nicht auffällig in Erscheinung.
Oer aufmerksame Naturbeobachter aber weitz mehr davon zu sagen.
Ein Leispiel mag die vedeutung einer einzigen Nkeisenfamilie darlegen.
Zu einer Meisenfamilie rechnet man etwa 20 vögel, die im Laufe
eines Jahres mehr als t,5 Zentner Insekten vertilgen. Oas sind etwa
t20 INillionen Jnsekteneier oder 150000 Kaupen mittlerer Srötze.
Oie Meisen, deren es bekanntlich eine ganze Nnzahl klrten gibt,
gehörsn zu den bei uns häufigsten
und;u den nützlichsten vögeln. Selbst
in der Ztadt sind sie mitunter anzu-
treffen.
Oie sür sie meist offenen, den Unbil-
den der witterung ausgesetzten Zutter-
plähe entsprechen aber nun allerdings
nicht den Vedingungen, die eine ver-
ständnisvolle winterfütterung stellt.
Oas Zutter muß jederzeit unver-
dorben und trocken geboten werden.
vor allem aber kommt es darauf an,
die Sperlinge abzuhalten. Oie Lrfah-
rung zeigt, datz die edleren vögel ver-
schwinden, wo diese am platze sind. Es
kann verstanden werden, datz auch die
Zpatzen das INitleid des Menschen
finden, aber als die viel widerstands-
fähigeren Tiere haben sie eine beson-
dere menschliche Zürsorge nicht nötig.
Soll den wertvollen Singvögeln gehol-
fen werden — und als zarte, hilflose
Geschöpfe haben sie das nötig! —dann
mutz während der winterzeit so gefüt-
tert werden, datz nicht die Sperlinge
alleinige Nutznietzer der getroffenen
INatznahmen sind. Solangs Schnee und
Eis nicht ein strenges Negiment führen,
halten die vögel ganz gut aus. Gegen
die Kälte schüht sie das warme Zeder-
kleid, und zur Stillung ihrss dauernden
hungers finden siein Garten, Zeld, wald
undZlur einen meist ausreichend gedeck-
ten Tisch an mancherlei Beeren, Sämereien, Insektenlarvenu. a. m. Nber
wehe, wenn stärkere Schneefälle einsetzen und die ganze Natur bedeckt
ist. Oann sind mit einem INale alle natürlichen Nahrungsquellen ver-
stopft. Tritt autzerdem harter Zrost, Kauhreif und Slatteis ein, dann
sind auch die letzten Guellen, die Kindenrisse der Bäume, die alte,
borkige Kinde, verschlossen, und nun reitzt der Tod empfindliche Lücken.
Nur diejenigen vöge! entrinnen ihm,denen eine Stelle bekannt ist, wo
sie unabhängig vom wetter etwas trockenes Zutter mit Zuverlässigkeit
vorfinden. Oiese Zorderung erfüllt nur die selbsttätigs Zütterung. Schon
seit Iahren sehlt es nicht an geeigneten Futtergeräten aller Nrt. Je
nach den gegebenen verhältnissen mutz die Kuswahl getroffen werden.
Oie neueren Geräte bringen alle den Gedanken zur Geltung, den Sper-
lingen die Lenuhung zu oersagen. vorrichtungen, die frei schweben,
so z. L. die bekannten Meisenfutterapparate mit hanfsäckchen, Nutz-
schals und Zuttertönnchen, der Zutterring, die Kuttertonne usw. können
von den Sperlingen nicht benutzt werden, weil sie die Kunst des freien
Nnfliegens nicht erlernen. Lei den Zuttergeräten mutz autzerdem Sorge
getragen werden, datz nur die schlanken Schnäbel der Meisen die Körner
herausziehen können. Oas geeignetste Zutter ist hanfsaat. Besonders
dort, wo es nicht möglich ist, täglich oder in kurzen Zeitabständen das
Zutter zu ergänzen, ist ein Spezial-Zuttergerät unentbehrlich. So eine
Meisendose mit einem Fassungsoermögen von mehreren pfund hanf-
samen versieht ihren Oienst durch Monate hindurch ohne Ledienung.
Zn grötzeren Gartenanlagen, in parks, in öffentlichen Grünanlagen
ist das von grotzer wichtigkeit und Lequemlichkeit. Oie Meinung, datz
durch das gebotene Zutter die vögel ihre eigentliche nuhbringende
Tätigkeit einstellen und ,-,verlernen", ist irrig. wenn sie auch die ge-
schaffenen Zutterstellen benutzen, so klettern sie doch während der
übrigen Zeit in den Läumen umher und suchen emsig nach Znsekten
und deren Lrut. Nicht einen klugenblick hält das vögelchen Ruhe. Un-
ermüdlich geht es von Zweig ;u Zweig. Oa wird jede Spalte der Laum-
rinde, jede Nnospenschuppe einer eingehenden prüfung unterzogen.
viele wissen es, viele aber auch nicht, datz solch ein Kleinvogel täglich
so viel Nahrung braucht, wie er selbst wiegt. Oer rasche Stoffwechsel
der zarten Geschöpfe lätzt sie schon nach einem nahrungslosen vor-
mittag der Erschöpfung und der Kälte verfallen. Neben der winter-
fütterung ist auch für Nisthöhlen zu
sorgen, die gern als Nachtquartier und
Lchutzstätte aufgesucht werden. Oas
Kufhängen sollte bereits im herbst er-
folgen,- es ist aber noch den ganzen
winter über Zeit, das versäumte nach-
zuholen.
Besonders gefährlich ist die Zeit der
im Zrühjahr oftmals eintretenden wet-
tersiürze. Es ist also nötig, auch für
solche Zälle vorzusorgen. Oas geschieht
am sichersten durch die bereits erwähn-
ten selbsttätigen Zuttergerüte. hier ist
immer vorrat.
Es gehört so wenig dazu, die vogel-
schutzbestrebungen zu fördern, so we-
nig, sich mit der vogelwelt zu befreun-
den, so wenig, Stunden der reinsten
Zreude zu genietzen, auch wenn es nur
ein billiger Zutterapparat ist, den man
in Ermanglung einer anderen Ltekle
am Zenster anbringt. Oas Nuge wird
nicht müde, den gefiederten Künst-
lern zuzuschauen. Zmmer wieder neue
Keize, neue Leobachtungen! Und wenn
drautzen die Schneeflocken hernieder-
tanzen, der Zrost märchenhafte Bilder
an das Zenster zaubert, die wohlige
Stubenwärme traute Gemütlichkeit
spendet, dann kann man wohl für
Stunden alles Leid, alle Sorge, alles
hätzliche in der welt vergessen. habt
Oank,ihrvögelchen, fürsolches Lrleben!
Kohlmeise an einem Zmtterglöckchen
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von georg Kaven
bn der Liebs zur
Tierrvell und zu den
pflanzen, zur Natur
insgesamt, erkennt
man den Lharakter
eines volkss und des
einzelnen Menschen.
Wer die Lntwicklung
des vogelschutzes in
Oeutschland seit län-
gerer Zeit beobachten
konnte, wird festge-
stellt haben, datz das
^nteresse an dieser
wichtigenZrage zwei-
fellos gewachsen ist.
§ür die winterliche
Zürsorge der vögel
wird oiel getan, aber
Kohlmeise am tLnttereräger mlt Schutzdach nicht immer rich-
tig. vogelschutz stellt
Bild-Soltwedel schlechthin eine Rul-
turaufgabe dar. Es
kann gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden, datz der Land- und
Korstwirtschaft und dem Gbst- und Gartenbau alljährlich allein durch
tierische Zchädlinge nach den Lchätzungen der Viologischen Reichsanstalt
für Land- und Zorstwirtschaft, Lerlin-Oahlem, etwa 2—2Z^ Milliarden
Mark an Iverten verlorengehen. Zreilich tritt der Nutzen, den die
vögel als freiwillige und unbezahlte helfer in diesem Nampfe stiften,
nicht auffällig in Erscheinung.
Oer aufmerksame Naturbeobachter aber weitz mehr davon zu sagen.
Ein Leispiel mag die vedeutung einer einzigen Nkeisenfamilie darlegen.
Zu einer Meisenfamilie rechnet man etwa 20 vögel, die im Laufe
eines Jahres mehr als t,5 Zentner Insekten vertilgen. Oas sind etwa
t20 INillionen Jnsekteneier oder 150000 Kaupen mittlerer Srötze.
Oie Meisen, deren es bekanntlich eine ganze Nnzahl klrten gibt,
gehörsn zu den bei uns häufigsten
und;u den nützlichsten vögeln. Selbst
in der Ztadt sind sie mitunter anzu-
treffen.
Oie sür sie meist offenen, den Unbil-
den der witterung ausgesetzten Zutter-
plähe entsprechen aber nun allerdings
nicht den Vedingungen, die eine ver-
ständnisvolle winterfütterung stellt.
Oas Zutter muß jederzeit unver-
dorben und trocken geboten werden.
vor allem aber kommt es darauf an,
die Sperlinge abzuhalten. Oie Lrfah-
rung zeigt, datz die edleren vögel ver-
schwinden, wo diese am platze sind. Es
kann verstanden werden, datz auch die
Zpatzen das INitleid des Menschen
finden, aber als die viel widerstands-
fähigeren Tiere haben sie eine beson-
dere menschliche Zürsorge nicht nötig.
Soll den wertvollen Singvögeln gehol-
fen werden — und als zarte, hilflose
Geschöpfe haben sie das nötig! —dann
mutz während der winterzeit so gefüt-
tert werden, datz nicht die Sperlinge
alleinige Nutznietzer der getroffenen
INatznahmen sind. Solangs Schnee und
Eis nicht ein strenges Negiment führen,
halten die vögel ganz gut aus. Gegen
die Kälte schüht sie das warme Zeder-
kleid, und zur Stillung ihrss dauernden
hungers finden siein Garten, Zeld, wald
undZlur einen meist ausreichend gedeck-
ten Tisch an mancherlei Beeren, Sämereien, Insektenlarvenu. a. m. Nber
wehe, wenn stärkere Schneefälle einsetzen und die ganze Natur bedeckt
ist. Oann sind mit einem INale alle natürlichen Nahrungsquellen ver-
stopft. Tritt autzerdem harter Zrost, Kauhreif und Slatteis ein, dann
sind auch die letzten Guellen, die Kindenrisse der Bäume, die alte,
borkige Kinde, verschlossen, und nun reitzt der Tod empfindliche Lücken.
Nur diejenigen vöge! entrinnen ihm,denen eine Stelle bekannt ist, wo
sie unabhängig vom wetter etwas trockenes Zutter mit Zuverlässigkeit
vorfinden. Oiese Zorderung erfüllt nur die selbsttätigs Zütterung. Schon
seit Iahren sehlt es nicht an geeigneten Futtergeräten aller Nrt. Je
nach den gegebenen verhältnissen mutz die Kuswahl getroffen werden.
Oie neueren Geräte bringen alle den Gedanken zur Geltung, den Sper-
lingen die Lenuhung zu oersagen. vorrichtungen, die frei schweben,
so z. L. die bekannten Meisenfutterapparate mit hanfsäckchen, Nutz-
schals und Zuttertönnchen, der Zutterring, die Kuttertonne usw. können
von den Sperlingen nicht benutzt werden, weil sie die Kunst des freien
Nnfliegens nicht erlernen. Lei den Zuttergeräten mutz autzerdem Sorge
getragen werden, datz nur die schlanken Schnäbel der Meisen die Körner
herausziehen können. Oas geeignetste Zutter ist hanfsaat. Besonders
dort, wo es nicht möglich ist, täglich oder in kurzen Zeitabständen das
Zutter zu ergänzen, ist ein Spezial-Zuttergerät unentbehrlich. So eine
Meisendose mit einem Fassungsoermögen von mehreren pfund hanf-
samen versieht ihren Oienst durch Monate hindurch ohne Ledienung.
Zn grötzeren Gartenanlagen, in parks, in öffentlichen Grünanlagen
ist das von grotzer wichtigkeit und Lequemlichkeit. Oie Meinung, datz
durch das gebotene Zutter die vögel ihre eigentliche nuhbringende
Tätigkeit einstellen und ,-,verlernen", ist irrig. wenn sie auch die ge-
schaffenen Zutterstellen benutzen, so klettern sie doch während der
übrigen Zeit in den Läumen umher und suchen emsig nach Znsekten
und deren Lrut. Nicht einen klugenblick hält das vögelchen Ruhe. Un-
ermüdlich geht es von Zweig ;u Zweig. Oa wird jede Spalte der Laum-
rinde, jede Nnospenschuppe einer eingehenden prüfung unterzogen.
viele wissen es, viele aber auch nicht, datz solch ein Kleinvogel täglich
so viel Nahrung braucht, wie er selbst wiegt. Oer rasche Stoffwechsel
der zarten Geschöpfe lätzt sie schon nach einem nahrungslosen vor-
mittag der Erschöpfung und der Kälte verfallen. Neben der winter-
fütterung ist auch für Nisthöhlen zu
sorgen, die gern als Nachtquartier und
Lchutzstätte aufgesucht werden. Oas
Kufhängen sollte bereits im herbst er-
folgen,- es ist aber noch den ganzen
winter über Zeit, das versäumte nach-
zuholen.
Besonders gefährlich ist die Zeit der
im Zrühjahr oftmals eintretenden wet-
tersiürze. Es ist also nötig, auch für
solche Zälle vorzusorgen. Oas geschieht
am sichersten durch die bereits erwähn-
ten selbsttätigen Zuttergerüte. hier ist
immer vorrat.
Es gehört so wenig dazu, die vogel-
schutzbestrebungen zu fördern, so we-
nig, sich mit der vogelwelt zu befreun-
den, so wenig, Stunden der reinsten
Zreude zu genietzen, auch wenn es nur
ein billiger Zutterapparat ist, den man
in Ermanglung einer anderen Ltekle
am Zenster anbringt. Oas Nuge wird
nicht müde, den gefiederten Künst-
lern zuzuschauen. Zmmer wieder neue
Keize, neue Leobachtungen! Und wenn
drautzen die Schneeflocken hernieder-
tanzen, der Zrost märchenhafte Bilder
an das Zenster zaubert, die wohlige
Stubenwärme traute Gemütlichkeit
spendet, dann kann man wohl für
Stunden alles Leid, alle Sorge, alles
hätzliche in der welt vergessen. habt
Oank,ihrvögelchen, fürsolches Lrleben!
Kohlmeise an einem Zmtterglöckchen
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