)^oman von Margarete Kuribaum-Siebert
Mmschmwmöe
18. Zortsehung.
Vom Drgelchor sangen die riinder rein und andächtig. Oann
stimmte die versammlung ein tiirchenlied ;ur Drgel an, und der
prediger, ein alter herr, heinrich Thiels vater, trat auf die 5IItarstufen
hinter dem 5arg.
Lei seinem tlnblick fiel Zriederike plötzlich Lili Schubart ein. 5ie hatte
ihrer bisher noch nicht für eine Sekunde gedacht. Sie hatte wirklich
vollständig vergessen, datz sie nun hier im vorf Klze lebte. Lili hatte
sich eng mit den pfarrersleuten befreundet, so viel wutzte Zriederike.
heute hatte auch Lertha ihrer nicht erwähnt. Unwillkürlich hob Zriede-
rike den Llick, um nach Lili zu suchen, obgleich ihr klar war, datz sie
ihren plah im kleinen augenblicklich übersehbaren Gesichtsfeld nicht
haben konnte. Zriederike merkte bei ihrem Uufblick, wie immerdar
aller Uugen in der ganzen Uapelle an ihr hafteten, und zog in sich
zurückschreckend ihren Schleier eng um sich.
Oie vielen Blumen um den Sarg dufteten stark. Hriederike fühlte
sich autzerstande, den Sähen des predigers zuzuhören, als glitten immer
die worte von ihr fort. Jhr wurde verwirrt, als hätte sie nur noch eine
Sehnsucht, in die Unendlichkeit einzutauchen, als müsse vergehen nur
wonne sein. Sie seufzte leise,- sie wollte sich nicht hingeben. Oa drang
auch wieder ein wort des predigers klar auf sie ein, und sie besann
sich, datz hier ein Sarg oor den Ultarstufen stand, vor vielen Lichtern
und gan; mit Llumen bedeckt, und datz auch viele Ulenschen hier waren,
Menschen, die ihr Leben sogar angingen.
Sterben müssen wir alle einma!,- jeht lohnt es wenigstens!
Gab es ein andres wort? Dh, datz es nur lohnte!
hertwig neben ihr fatzte in den Zalten ihres Schleiers nach ihrer
hand. Sie drückte seine, atmete auf. Ihr ward getroster.
Uur als der Sarg nach dem Segen in die Tiefe glitt, unü für einige
Minuten blieb die unerkennbare Tiefe der schwarzen Gruft gähnend
offen, überwältigte sie noch einmal die sinkende Gmpfindung, als sei
Uuflösung allein gültig und Seligkeit, und aller Zusammenhalt auch
nur des Uörpers war künstliche, irdische, schmerzliche Uur-Annahme.
Schaudernd fiel ihr ein, dort unten in der Schwärze standen auch die
Särge der Gltern ihres Mannes. Nein, ihr kleines Üind war dort nicht
eingeseht. 5lber wo es auch nun ruhte, — es war nimmermehr da!
vie Oorfkinder sangen wieder ihre klaren weisen. Oie Grgel klang
leise ab. vie Zeier war ;u Gnde.
Oie Gafel im Schlotz für die Trauergäste war nur kurz. vanach traten
zu Zriederike fortwährend verwandte, um sie um ihren Lesuch zu
bitten,- hertwig oder Sertha führten sie zu einigen älteren Zrauen
hin. wie ka,nn ich etwas Drdentliches sagen? wutzte Kriederike immer.
Gs ist auch nicht an der Ueihe; es ist nur eine Lour.
wan ging auseinander,- die meisten wollten bald abreisen. hertwig
veranlatzte seine Zrau, sich für einige Zeit zur Uuhe zu legen,- er selbst
wollte mit einigen Dnkeln und vettern in den wald fahren. Zriederike
sah zur Teestunde einige Gäste in Lerthas wohnzimmer. Zeht wurde
mit den Tinladungen ernst gemacht; sie entschuldigte sich fteundlich.
„Ich hatte sehr viel mit dem heimatdienst zu tun, und dann war
lange Zeit hertwigs 5lrm so schlimm." vie lehten Gäste verabschiedeten
sich,- endlich war Zriederike mit Lertha allein. Sie satzen still im freund-
lichen Gespräch über die Grotzmama. Oa war nun ein langes glückliches
Leben friedevoll;u Tnde. wem fiel das Los noch so begnadet? Nun
war es aus. wohin ging seine Spur? Tinmal war auch die uralte
Grotzmama jung und lebensfroh gewesen, und heitze wünsche waren
in ihr aufgerauscht. „Ach, Lertha, mit ihrem Sarge wurde ein welt-
alter versenkt. Oie Trotzmama ist noch auf Llütenpfaden gewandelt.
§ür keinen wenschen wird es hinfort so viel Sorglosigkeit geben, gan;
gewitz sür keine Zrau."
„Ich möchte dir jeht nicht zu viel von den alten Geschichten erzählen",
sagte Lertha. „vie Toten sind nicht so mächtig, auch hier nicht. Uber
so lange hauptsächlich phantasie und kein eigenes Leben einen alten
Bau bewohnen, möchte es scheinen, als herrschten sie."
Zriederike ging in ihr wohnzimmer. Unterwegs sah sie in chertwigs
Zimmer ein. Tr war noch abwesend. Lili Schubart wurde ihr gemeldet.
Sie sagte: „Natürlich, sofort", und ging ihr herzlich entgegen, um-
fatzte und kützte sie. „Zch freue mich so. wie geht es Zhnen? tzühlen
Sie sich hier wohl?"
„wie wäre es anders möglich, bei diesen Menschen!" entgegnete
Lili. „wie haben sie mich zerknicktes und zermalmtes Menschenkind
aufgenommen. Oatz ich lebe, atme, so atmen kann! Gh, Zrau von
Llassen, datz ich noch einmal an Glück glauben kann!" Zie war völlig
aufgelöst, flog an allen Gliedern.
„Sie hätten manchmal schreiben sollen. Nun sehen Sie sich zu mir.
wollen Sie hier in Nlze bleiben? wenigstens fürs erste? was ist denn?
Ttwas Lesonderes? Liebe, liebe Lili, was haben Sie?"
„Zrau oon Llassen", sagte Lili hochatmend und ritz an ihren händen:
„Zch habe mich heute mit heinrich Thiel oerlobt."
Zriederike war so betroffen, datz ihr zuerst die Gedanken stockten.
„Oas ist ja sehr schön", meinte sie verwirrt, wiederholte: „Sehr schön",
fatzte sich, lietz alles auf sich beruhen und sagte heiter: „wirklich, das
finde ich ausgezeichnet. Sie und der pfarrer passen gewitz vortrefflich
;u einander, und nun bleiben Sie ganz und auf immer mit uns ver-
bunden. Oer pfarrer gehört mit einem grotzen Stllck doch immer ;u
uns und. . . Nber wie kam es denn? Tndlich?"
Zhr ward plöhlich klar, und sie sagte hoch erstaunt: „wie ist denn
das nur? Zrre ich mich oder . . . Sie haben üoch in Schwelm den pfarrer
niemals gesehen? Und hierher kam er doch erst vorgestern. . ."
„Za, wir sahen uns oorgestern zum erstenmal."
„Nllerdings", meinte Zriederike oerduht.
„Zch mutzte es tun", erklärte Lili. Sie fiel auf dem Teppich vor
Zriederike in die Nniee, drückte ihre gefalteten hände oor die Lrust, hob
das haupt. „Zch weitz um meinen Zrevel. Nn meinen Toten. Nn paul
und an Nlein-Lertha. Nber wenn ich mit achtfachen Netten an paul
angeschmiedet gewesen wäre, und ich lernte heinrich kennen, und sein
wesen offenbarte sich in all seiner Glorie vor mir, und er winkte mir
nur mit einer hand, und er nahm mich nur mit einem Llinzeln seiner
wimper an so hätte ich paul im Stich lassen müssen und wäre chein-
rich gefolgt, nur ihm, ihm allein, in jeden Tod und in jedes INärtgrer-
tum, und ich wäre sein hündchen gewesen, das der Spur seiner Tritte
nachläuft."
Zriederike mutzte lächeln. „Ts ist ja nur sehr schön, nur schön", wieder-
holte sie. „Nusgezeichnet. Nlanches gibt sich auch, oielleicht. Dder auch
nicht. was werden Sie für eine verständnisvolle Zrau sein. Nber bitte,
stehen Sie doch nur auf und seien Sie ruhig. Necht ruhig auch in Zhrem
herzen. Um seinetwillen. Sie dürfen sich nicht so auftegen."
„Dh, in mir ist tiefster Zrieden auf ewig", entgegnete Lili und erhob
sich, feierlich lächelnd. „Tiefster Zriede für ewig! Zch fanü meine Stätte,
und oon allen Zrauen, die ihm jemals begegneten, erkor er nur mich
als die einzige, der er seine Nähe zugesteht. Zch weitz, meine Toten
fteuen sich meines Glücks. pauls Liebe hat mir dieses unerhörte Leben
zubereitet, und nur darum ist er gestorben."
„wissen Sie schon, wie alles wird? Nber so schnell. Ts hat auch Zeit."
„Zch folge ihm jedenfalls in der nächsten Bälde. Zür immer als die
ftelferin an seinem so grotzen, so schweren, so unsagbar herrlichen
werk."
„Und nun darf ich Sie ihrem jungen Glück nicht entziehen", meinte
Zriederike. „Sie werden mit Zhrem verlobten noch viel zu besprechen
haben, und der pfarrer hat immer nur sehr wenig Zeit. Tr wird
wohl bald wieder abreisen müssen. Grützen Sie ihn recht herzlich oon
mir. von meinem Nkann auch. Zch werde ihm sofort die fröhliche Lot-
schaft erzählen. wir sehen den pfarrer gewitz sehr bald, und wenn
nicht mehr hier, dann in Schwelm. Nleine Schwägerin wird sich auch
sehr fteuen. Gder weitz sie es schon?"
Nein. Lili war nur zu Zriederike gekommen.
Zriederike ging nach Lilis Nbschied unverweilt zu ihrem INann. Tr
war inzwischen heimgekehrt, obgleich sie vor seiner Tür noch zweifelte.
Orinnen war es jetzt am Nbend dennoch dunkel und gan; still. Sie klopfte.
Tr rief herein. Tr satz im Ounkeln vor seinem grotzen Schreibtisch mitten
im ZinnNer. Nls sie eintrat, drehte er die Lampe auf seinem Schreib-
tisch an. Sie kam durch das halbdunkel des grotzen Naumes zu ihm.
„Störe ich?" ftagte sie.
„Tritt doch, bitte, immer ein, ohne erst anzuklopfen", sagte er.
„List du müde?"
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Mmschmwmöe
18. Zortsehung.
Vom Drgelchor sangen die riinder rein und andächtig. Oann
stimmte die versammlung ein tiirchenlied ;ur Drgel an, und der
prediger, ein alter herr, heinrich Thiels vater, trat auf die 5IItarstufen
hinter dem 5arg.
Lei seinem tlnblick fiel Zriederike plötzlich Lili Schubart ein. 5ie hatte
ihrer bisher noch nicht für eine Sekunde gedacht. Sie hatte wirklich
vollständig vergessen, datz sie nun hier im vorf Klze lebte. Lili hatte
sich eng mit den pfarrersleuten befreundet, so viel wutzte Zriederike.
heute hatte auch Lertha ihrer nicht erwähnt. Unwillkürlich hob Zriede-
rike den Llick, um nach Lili zu suchen, obgleich ihr klar war, datz sie
ihren plah im kleinen augenblicklich übersehbaren Gesichtsfeld nicht
haben konnte. Zriederike merkte bei ihrem Uufblick, wie immerdar
aller Uugen in der ganzen Uapelle an ihr hafteten, und zog in sich
zurückschreckend ihren Schleier eng um sich.
Oie vielen Blumen um den Sarg dufteten stark. Hriederike fühlte
sich autzerstande, den Sähen des predigers zuzuhören, als glitten immer
die worte von ihr fort. Jhr wurde verwirrt, als hätte sie nur noch eine
Sehnsucht, in die Unendlichkeit einzutauchen, als müsse vergehen nur
wonne sein. Sie seufzte leise,- sie wollte sich nicht hingeben. Oa drang
auch wieder ein wort des predigers klar auf sie ein, und sie besann
sich, datz hier ein Sarg oor den Ultarstufen stand, vor vielen Lichtern
und gan; mit Llumen bedeckt, und datz auch viele Ulenschen hier waren,
Menschen, die ihr Leben sogar angingen.
Sterben müssen wir alle einma!,- jeht lohnt es wenigstens!
Gab es ein andres wort? Dh, datz es nur lohnte!
hertwig neben ihr fatzte in den Zalten ihres Schleiers nach ihrer
hand. Sie drückte seine, atmete auf. Ihr ward getroster.
Uur als der Sarg nach dem Segen in die Tiefe glitt, unü für einige
Minuten blieb die unerkennbare Tiefe der schwarzen Gruft gähnend
offen, überwältigte sie noch einmal die sinkende Gmpfindung, als sei
Uuflösung allein gültig und Seligkeit, und aller Zusammenhalt auch
nur des Uörpers war künstliche, irdische, schmerzliche Uur-Annahme.
Schaudernd fiel ihr ein, dort unten in der Schwärze standen auch die
Särge der Gltern ihres Mannes. Nein, ihr kleines Üind war dort nicht
eingeseht. 5lber wo es auch nun ruhte, — es war nimmermehr da!
vie Oorfkinder sangen wieder ihre klaren weisen. Oie Grgel klang
leise ab. vie Zeier war ;u Gnde.
Oie Gafel im Schlotz für die Trauergäste war nur kurz. vanach traten
zu Zriederike fortwährend verwandte, um sie um ihren Lesuch zu
bitten,- hertwig oder Sertha führten sie zu einigen älteren Zrauen
hin. wie ka,nn ich etwas Drdentliches sagen? wutzte Kriederike immer.
Gs ist auch nicht an der Ueihe; es ist nur eine Lour.
wan ging auseinander,- die meisten wollten bald abreisen. hertwig
veranlatzte seine Zrau, sich für einige Zeit zur Uuhe zu legen,- er selbst
wollte mit einigen Dnkeln und vettern in den wald fahren. Zriederike
sah zur Teestunde einige Gäste in Lerthas wohnzimmer. Zeht wurde
mit den Tinladungen ernst gemacht; sie entschuldigte sich fteundlich.
„Ich hatte sehr viel mit dem heimatdienst zu tun, und dann war
lange Zeit hertwigs 5lrm so schlimm." vie lehten Gäste verabschiedeten
sich,- endlich war Zriederike mit Lertha allein. Sie satzen still im freund-
lichen Gespräch über die Grotzmama. Oa war nun ein langes glückliches
Leben friedevoll;u Tnde. wem fiel das Los noch so begnadet? Nun
war es aus. wohin ging seine Spur? Tinmal war auch die uralte
Grotzmama jung und lebensfroh gewesen, und heitze wünsche waren
in ihr aufgerauscht. „Ach, Lertha, mit ihrem Sarge wurde ein welt-
alter versenkt. Oie Trotzmama ist noch auf Llütenpfaden gewandelt.
§ür keinen wenschen wird es hinfort so viel Sorglosigkeit geben, gan;
gewitz sür keine Zrau."
„Ich möchte dir jeht nicht zu viel von den alten Geschichten erzählen",
sagte Lertha. „vie Toten sind nicht so mächtig, auch hier nicht. Uber
so lange hauptsächlich phantasie und kein eigenes Leben einen alten
Bau bewohnen, möchte es scheinen, als herrschten sie."
Zriederike ging in ihr wohnzimmer. Unterwegs sah sie in chertwigs
Zimmer ein. Tr war noch abwesend. Lili Schubart wurde ihr gemeldet.
Sie sagte: „Natürlich, sofort", und ging ihr herzlich entgegen, um-
fatzte und kützte sie. „Zch freue mich so. wie geht es Zhnen? tzühlen
Sie sich hier wohl?"
„wie wäre es anders möglich, bei diesen Menschen!" entgegnete
Lili. „wie haben sie mich zerknicktes und zermalmtes Menschenkind
aufgenommen. Oatz ich lebe, atme, so atmen kann! Gh, Zrau von
Llassen, datz ich noch einmal an Glück glauben kann!" Zie war völlig
aufgelöst, flog an allen Gliedern.
„Sie hätten manchmal schreiben sollen. Nun sehen Sie sich zu mir.
wollen Sie hier in Nlze bleiben? wenigstens fürs erste? was ist denn?
Ttwas Lesonderes? Liebe, liebe Lili, was haben Sie?"
„Zrau oon Llassen", sagte Lili hochatmend und ritz an ihren händen:
„Zch habe mich heute mit heinrich Thiel oerlobt."
Zriederike war so betroffen, datz ihr zuerst die Gedanken stockten.
„Oas ist ja sehr schön", meinte sie verwirrt, wiederholte: „Sehr schön",
fatzte sich, lietz alles auf sich beruhen und sagte heiter: „wirklich, das
finde ich ausgezeichnet. Sie und der pfarrer passen gewitz vortrefflich
;u einander, und nun bleiben Sie ganz und auf immer mit uns ver-
bunden. Oer pfarrer gehört mit einem grotzen Stllck doch immer ;u
uns und. . . Nber wie kam es denn? Tndlich?"
Zhr ward plöhlich klar, und sie sagte hoch erstaunt: „wie ist denn
das nur? Zrre ich mich oder . . . Sie haben üoch in Schwelm den pfarrer
niemals gesehen? Und hierher kam er doch erst vorgestern. . ."
„Za, wir sahen uns oorgestern zum erstenmal."
„Nllerdings", meinte Zriederike oerduht.
„Zch mutzte es tun", erklärte Lili. Sie fiel auf dem Teppich vor
Zriederike in die Nniee, drückte ihre gefalteten hände oor die Lrust, hob
das haupt. „Zch weitz um meinen Zrevel. Nn meinen Toten. Nn paul
und an Nlein-Lertha. Nber wenn ich mit achtfachen Netten an paul
angeschmiedet gewesen wäre, und ich lernte heinrich kennen, und sein
wesen offenbarte sich in all seiner Glorie vor mir, und er winkte mir
nur mit einer hand, und er nahm mich nur mit einem Llinzeln seiner
wimper an so hätte ich paul im Stich lassen müssen und wäre chein-
rich gefolgt, nur ihm, ihm allein, in jeden Tod und in jedes INärtgrer-
tum, und ich wäre sein hündchen gewesen, das der Spur seiner Tritte
nachläuft."
Zriederike mutzte lächeln. „Ts ist ja nur sehr schön, nur schön", wieder-
holte sie. „Nusgezeichnet. Nlanches gibt sich auch, oielleicht. Dder auch
nicht. was werden Sie für eine verständnisvolle Zrau sein. Nber bitte,
stehen Sie doch nur auf und seien Sie ruhig. Necht ruhig auch in Zhrem
herzen. Um seinetwillen. Sie dürfen sich nicht so auftegen."
„Dh, in mir ist tiefster Zrieden auf ewig", entgegnete Lili und erhob
sich, feierlich lächelnd. „Tiefster Zriede für ewig! Zch fanü meine Stätte,
und oon allen Zrauen, die ihm jemals begegneten, erkor er nur mich
als die einzige, der er seine Nähe zugesteht. Zch weitz, meine Toten
fteuen sich meines Glücks. pauls Liebe hat mir dieses unerhörte Leben
zubereitet, und nur darum ist er gestorben."
„wissen Sie schon, wie alles wird? Nber so schnell. Ts hat auch Zeit."
„Zch folge ihm jedenfalls in der nächsten Bälde. Zür immer als die
ftelferin an seinem so grotzen, so schweren, so unsagbar herrlichen
werk."
„Und nun darf ich Sie ihrem jungen Glück nicht entziehen", meinte
Zriederike. „Sie werden mit Zhrem verlobten noch viel zu besprechen
haben, und der pfarrer hat immer nur sehr wenig Zeit. Tr wird
wohl bald wieder abreisen müssen. Grützen Sie ihn recht herzlich oon
mir. von meinem Nkann auch. Zch werde ihm sofort die fröhliche Lot-
schaft erzählen. wir sehen den pfarrer gewitz sehr bald, und wenn
nicht mehr hier, dann in Schwelm. Nleine Schwägerin wird sich auch
sehr fteuen. Gder weitz sie es schon?"
Nein. Lili war nur zu Zriederike gekommen.
Zriederike ging nach Lilis Nbschied unverweilt zu ihrem INann. Tr
war inzwischen heimgekehrt, obgleich sie vor seiner Tür noch zweifelte.
Orinnen war es jetzt am Nbend dennoch dunkel und gan; still. Sie klopfte.
Tr rief herein. Tr satz im Ounkeln vor seinem grotzen Schreibtisch mitten
im ZinnNer. Nls sie eintrat, drehte er die Lampe auf seinem Schreib-
tisch an. Sie kam durch das halbdunkel des grotzen Naumes zu ihm.
„Störe ich?" ftagte sie.
„Tritt doch, bitte, immer ein, ohne erst anzuklopfen", sagte er.
„List du müde?"
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