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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0132
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Ballade arn Strom z°r,!««uns °->n s-it« 8«

Zn die vecke gewickelt, goy er das heitze Letränk hinunter.

Zranziska rief oon oben, sie sollten aufpassen, das patrouillenboot käme.
Man hörte das Motorgeräusch. ilolb schloh die Tür;ur iioje ab, er verbarg
d en Gummisack unter dem alten Tauwerk, dann ging er auf veck.

„Zhr zwei, hinunter in -ie iiombüse!"

vas französische wachtboot kam von Germersheim stromauf, der Sugschein-
werfer stietz durch den milchigen vunst. Oas 8oot kam längsseit, ein Dffizier
stieg an Sord.

Michael iiolb kam herbei, sie standen im wehen der Dktobernacht.

„herr Lapitaine?" sprach iiolb und nahm die Pfeife aus dem Mund. <!r sah
-as kleine Land. Ehrenlegion.
ver Dffizier griff an das tiäppi.

„kllles in bester Grünung hier?" fragte er und schaute sich in der vunkelheit
um. „Ihre Mannschaft?"

„Jn der iiombüse, herr Lapitaine."

ver Gffizier ging hinunter, der ikaum war erfüllt oon pfeifenqualm, die alte
petroleumfunzel baumelte an der vecke. Ls roch nach Rum und Ruh.

iilaus Ringeis zeigte der Zränze gerade einen neuen iiartentrick. Oer Dffizier
schaute eine weile lachend zu.

„varietö an Lord?" sprach er schmunzelnd.

„herr Lapitaine, mein Grohvater war ein grotzartiger Zauberer, er hätte
auf jedem Zahrmarkt auftreten können. wenn Sie eine Sekunde Zeit haben,
passen Sie mal auf, dies war sein Meisterstück."

t!r zeigte eine weihe ilugel, schob sie ins linke Dhr, olka pux», sie kam aus
dem rechten Dhr wieder heraus. Er schob sie ins rechte Ghr zurück, mas gue
cois», üa kam sie im linken Ghr wieder zum vorschein. ikr legte sie aus den
ilopf, morr» und kaputt, sie war oerschwunden. Nein, sie fiel aus dem offenen
Mund heraus. dlorte o ckisbo. war das nicht grotzartig! ver alte holzkasten
schlingerte in der Strömung, man hörte deutlich da; wasser gegen die Lord-
wände schlagen.

ver Lapitaine lachte. „iieine passagiere sonst an Sord?"
passagiere? Gott bewahre, nein, da war niemand mehr, aber den iiniff mit
der ilugel wolle er ihm gerne oerraten.

ver Dffizier ging, er oerlangte nicht einmal die Jdentitätskarten. vas wacht-
boot fuhr ab, der Zremdling mit dem ilreu; der Ehrenlegion stand am Sug
und schaute nachdenklich oor sich hin. Oas wasser glänzte unheimlich ;u ihm
herauf.

Ghne sich seiner handlung recht bewutzt zu werden, griff er nach dem Land
als nach einem äuheren halt, und er hatte die vorstellung, datz ringsum eine
andere Ehrenlegion am Werk wäre, unsichtbar unü namenlos. vie ewigen
veutschen.

Zmmer noch stand er am Suy, aber er war nur noch ein schwarzes Gebilde
zwischen Lichtstrahen und Nebelbrauen.
vann war er gan; verschwunden.

Marcel Zoreste.

y

wie war das mit der „Zliegenden Ems"?
wie war das mit dem „Napitän"?

vie „Zliegende Lms" war eine mobile verbrecherkolonne aus dem verband
der fliegenden Nheinarmee. viese Meute der Srutalität setzte sich au; abge-
kochten Nriminellen zusammen, die selbst vor den grauenhaftesten Taten nicht
zurückschreckten. öei der „Zliegenden Ems" befand sich ein ousgesuchtes Men-
schenmaterial. Männer dieser bewaffneten öande muhten den letzten Nest von
Zivilisation aufgegeben haben, ihre öeüeutung war, überall dort blitzschnell
eingesetzt ;u werden, wo es hart auf hart ging und ein widerstand der öevölke-
rung ;u befürchten war. Mit grauenhasten Mitteln muhte dieser Widerstand
gebrochen werden.

Nuch in der pfal; lebten Geschöpse, die dieser herde und horde sich düster
oerschwistert fühlten. Ls waren Menschen, die irgendwie Schifsbruch gelitten

hatten, deren Erbitterung den leyten Nest oon würde üderwuchert hatte, die
nur noch in blinder Naserei eine satte Nache fanden.

wie war das mit der „Zliegenüen Ems"?

Sie erschien in üen schicksalschweren Nooembertagen auch in der pfalz, sie war
der Sendbote letzter Lrniedrigung. NIs sie mit wehender Sepafahne über die
Grenze rollte, war sie wie die Todverkünderin für ein Land, das sich bi; zum
letzten ölutstropsen gewehrt hctte.

wie war das mit dem „Ncpitän"?

Oer „Napitän" — niemand kannte seinen Namen war Nnführer der „Zlie-
genden Ems". Lr war oon gedrungener Gestalt, hatte einen kurzen hals und
ein farblos sahles Gesicht. vie haare waren schwarz, -ie Nugen mit dem schie-
lenden ölick glänzten dunkel in -en tiefen höhlen, der brutale breite Munü war
schief und eingesallen. viese; Gesicht machte den Lindruck, al; hätte es die
Gefängniszelle so geformt, es schien jedem natürlichen Leben abgewandt.

Oer „Napitän" trug eine stanzösische Znfanterieuniform ohne Nbzeichen,
eine braune Lederjacke mit grün-weih-roter Nrmbinde, hohe stanzösische Ga-
maschenstiefel und eine Napitänsmütze. öewaffnet war er mit Narabiner, Säbel
und Mauserpistolen. ver Marquis d'Grbis bewirtete üie „Zliegende Ems".

Er fragte nach einem gewissen „Dberleutnant" Bratek, denn dieser Mann sei
ihm als besonders stohkräftig genannt worden. Sratek sei unterwegs, antwortete
ihm der „Napitän", aber wenn es oerstattet sei, bringe er seine eigene person
in empfehlende Lrinnerung. Und ob er, Zran; Zosef heinz, der Nönig üer
Pfalz, etwa glaube, der Mann, so vor ihm stehe, sei eine Nippfigur.

„Zch kenne Sie nicht, Napitän, aber ich sehe Zhr Gesicht."

„Sie dürfen mir jede Schmeichelei sagen, ich höre sie nicht ohne wohlgesallen,
ich bin manchmal wie ein öacksisch."

„woher kommen Sie, Napitän?"

„Mein Leumund is» international, herr präsident. Zch bin kein veutscher,
ich bin französischer Untertan polnischer Geburt. Zawohl, ich bin ein pole und
Bandensührer von öeruf. Zch habe den oberschlesischen Nummel organisiert,
ich war in Litauen, ich habe in örasilien und Meriko mir einen Namen gemacht.
verlangen Sie alles oon mir, nur nicht, dah ich in politik mache, ich sehe im
allgemeinen lieber ölut als Einte. Zch bin noch nie zimperlich gewesen, glauben
Sie mir, ich habe zuverlässige Methoden. Mein weg ist schnurgerade, ich habe
den Ehrgeiz, in die Geschichte einzugehen."

„Wenn, dann nur als des Teufels Geoatter", sprach lachend der Marquis.
„Zch kann übrigens mit einem Nameraden auswarten. Zch habe ihn gestern
beaustragt, Lambrecht zu besehen, er hat dort auf seine eigene Mutter ge-
schossen, wenn ich mich recht erinnere. Monströse Zeiten sordern monströse
Menschen."

ver Napitän blieb üie Nacht zum 9. November Gast des Zranz Zosef heinz.

Er verschmähte Zimmer und öett.

Er betrank sich und schlief mit einer belgischen hure im heu.

Nm andern Tag wurde nach heftigen Nämpsen die Nreishauptstadt Speger
genommen. Oie „Zliegende Ems" sollte eingesetzl werden, aber sie kam ;u
spät, auf der Zahrt oon Neustadt nach Speger traf sie die Meldung, datz auf
-em Negierungsgedäude schon die grün-weih-rote Zlagge wehte, die iiolonial-
truppen hielten das erbitterte volk in Schach. vie „Zliegenüe Ems" kehrte um,
auf dem Nückweg kam ihnen ein Lastwagen mit blauweiher Zahne entgegen
und stellte sie zum Namps. E; waren Mitglieder der steiwilligen öürgerwehr
aus Neustadt und Umgebung.

Oie „Zliegenüe Lms" sah sich entschlossenen Männern gegenüber, sie verlor
den Nampf. Ls blieben einige Tote liegen, -ie übrigen stohen in den wald.

Ls war ader ein Zudas da, der ging hin und verriet die Teilnehmer der
Schlacht oon hanhofen.

Er oerriet sie an einen neuen Unterführer der „Zliegenden Lms", der als
Nusländer sich rasch besonderes Nnsehen verschafft und erklärt hatte, seine Me-
thoden könnten mit denen des Polenkapitäns ohne weiteres wetteisern, er sei
bei den weihen Zndianern des Matto Grosso gewesen, er sei durchaus kein
waisenknabe.

Nein, er sei ein örasilianer, man nenne ihn von Zose. 8oit!e«ung sotgi


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visr ^lrsclrnitt« S —ö ö«r Xinclsrlrrotlcort« j«

«>n« grol)« Oo;« in oll«n foclrg«;clräst«n.

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