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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 10.1941-1942

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.2783#0161
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Zunge Mrerinnei, beim Vlteinlatz

im Vau Vattheiand

H)enn wir früher üar alte Lied sangen „Nach Vstland wollen wir reiten", so
sahen wir wohl die Drdenrritter in ihren weihen Mänteln oor unr, wie sie mit
gläubiger Lereitschaft zum Xampf im Dsten „über die grüne heide" ritten.
Und eine heihe Sehnsucht lebte in manchem oon uns — auch dort hinzuziehen,
wo junge tatbereite Urast sich einsetzen konnte, um weite; unoerbrauchtes Land
zu deutscher heimat;u machen.

heute nun, da der Zührer über die heihumkämpsten östlichen Gaue die oer-
pflichtende Zorderung gestellt hat: „lNacht mir den deutschen Dsten stark!" —
muh sich beweisen, ob der wille und die Sehnsucht, im Dstland mitzubauen,
echt und stark genug war, um Tat und Einsatz zu zeugen. Line unabsehbare Zülle
oon klufgaben wartet auf die ordnenden, schöpferischen und ausbauenden liräfte
deutscher Menschen. Linblick in diese Kusgaben unü Erkenntnis ihrer Sedeutung
für üas grohdeutsche Schicksal wird jedoch niemals dem lllenschen werden, der
auf eiliger Zahrt das weite fruchtbare Land an sich vorbehiehen läht, unü der,
oielleicht aur bunt und vielgestaltig sich darbietender heimat stammend, den
Lrnji und üie Lndlosigkeit der östlichen llckerbreiten mit leiser verachtung ab-
zulun gewillt ist. ver aber mit bereitem willen und offenen Sinnen an irgend-
einer Stelle sich dem vienst an diesem Land und seinen lllenschen hingibt, wird
nicht mehr davon loskommen.

wo wäre für junge Zührerinnen aus anderen Gauen eine bessere Lelegen-
heit, ihre iiräfte zu bewähren, deutsche klrt und Lebensgestaltung in vorbild-
licher weise oorzuleben, als hier im ilernland des Dstraumes, in dem deutsche
Tatkraft, deutscher Leistungs- und Gestaltungswille polnische Unkultur, llräg-

heit und planlosigkeit zu über-
winden haben.

Oeshalb ordnete die lkeichs-
frauenführung auf Unweisung
Ser Gaufrauenschaftrleitung des
warthelanües einen sechswö-
chigen praktischen Einsatz des
gesamtenZührerinnennachwuch-
ses an, derihnen dieoielseitigen
klufgaben des Gstraumes nahe-
bringen und sie in bescheidenem
klahmen zu ihrer Ersüllung bei-
tragen lassen soll. 8i; Enüe
Uugust sind nun 280 junge Züh-
rerinnen der NS.-Zrauenschaft/
veutsches tzrauenwerk, unter
ihnen vor allemZugendgruppen-
führerinnenundRmdergruppen-
leiterinnen, in den warthegau ge-
kommen. In einem dreitägigen
Schulungslager wurden ihnen
durch berufene lledner Gegeben-
heiten, Zragestellungen und kluf-
gabengebiete de; Dstens nahe-
gebracht.

Und nun haben sie während
der Sommermonate in den iirei-
sen des warthelander im Einsatz
gestanden. 61s liameradinnen
der oft überlasteten Drts- und Zellenfrauenschaftsleiterinnen drautzen im weiten
Land, als helferinncn und Legleiterinnen der klnsiedlungsbetreuerinnen, als
Mitarbeiterinnen der Lehrkräfte de; lNütterdienstes, in der Zugend- und tiin-
üergruppenarbeit der Drtsgruppen, oor allem aber auch durch das Zusammen-
leben mit den umaesiedelten und bodenständigen Menschen des Landes lernten
sie Schönheit unü Schwierigkeiten der Nufbauarbeit aus eigener Erfahrung ken-
nen. tiuf heim- und Gemeinschaftsabenden, bei lNorgenfeiern und offenen Sing-
stunden teilten sie üen Zrauen und lNädeln des Landes aus ihren eigenen Erleb-
nissen mit,- si« erzählten ihnen von üer Krbeit, von INenschen unü Land ihres
heimatgaues, sie sangen mit ihnen und brachten ihnen oft mit dem deutschen
Lied auch die deutsche Sprache näher. varaus erwuchs ihnen selbst neues, erst-
maliger Erleben. helene p. au; Tübingen erzählt:

„Mit der Nnsiedlungsbetreuerin bin ich zu den Siedlern gegangen. Es war
für mich ein ergreifendes Erlebnis, diese lNenschen, meist aus wolhunien,
kennenzulernen. Erotzdem ihre höfe manchmal in einem jchlechten Zustanüe
waren, sind sie oon einer vankbarkeit zum Zührer und von einem Glauben an
Grohdeutschland erfüllt, der mich oft erschütterte. Zn einem haushalt habe ich
einer öäuerin, üie ihr IZ. Nind erwartete, die recht bescheiüene wäsche ihrer
liinder instand gesetzt. Sei dem Zusammensein war es mir möglich, von den
Ansiedlern über ihre klrt, ihr Leben unü das, was sie in den letzten Zahren durch-
gemacht haben, zu hören. Zmmer wieder konnte ich Zeuge sein oon der tiefen
Vankbarkeit zum Zührer. „Und wenn ilb nur mit dem Stock in der hand hätte
gehen dürfeii, wäre ich doch dem Sufe de; Zührerr aesolgt und wäre heimge-
kommen ins Seich", äuherte ein alter lllann. — Zm Oorf waren noch mehrere
junge Mütter, die ich besuchte und denen ich Unleitungen in der SSuglingr-
pflege geben konnte. Zu einem Zrauenschaftrabenü habe ich alle Zrauen diefer
Zelle zusammengemfen. Sie kamen alle, zum Ceil sogar mit lllann und Uind.
Zch erzählte ihnen oom Zührer und oon der klrbeit im klltreich. Zmmer wieder
baten sie mich, wenn ich abschliehen wollte, noch ein wenig ;u bleiden.

„So schön hat unr noch niemand davon erzählt, kommen Sie doch jede woche
zu uns, wir freuen uns so darüber."

v»» ,om 0,<»In„tr !,I »>n o»fN o»„I>»n,r S„I d»l a,n S!»<U»sN.

war es auch richtige lileinarbeit, die die lllädel und Zrauen vom Dsteinsatz
,u leisten hatten, so war sie dennoch vielgestaltig und abwechslungsreich. Va
sehen wir die junge Thüringerin einer Drtsjugendgruppenführerin, die ihr
erstes Nind erwartet, im haushalt und Zührungsamt beistehen,- dort finden
wir die Sadenserin in der engen Siedlerwohnung, wie sie aus einer hoffnungs-
lor alten Zoppe des Sauern ein Zungshöschen näht. Dder wir begleiten dar
frische lllädel aus der Dstmark und die junge Zrau aur lllecklenburg zu der llüche
in dem etwas geräumigeren haus, in üem elf Zrauen «rwartungsvoll zum
„iiochkursus" erschienen sind. tiirschen werden zu iiuchen, Saft und lllarmelade
oerarbeitet — alles Vinge, die die Zrauen nicht kannten. Zm Garten, haus und
hof ist unendlich vieles ;u tun, zu zeigen, ,u verbessern. hier wird zusammen
mit der ilreisfrauenschastsleiterin em polnischer hof gescheuert für einziehende
Sessarabiendeutsche, dort eine kranke lllutter gepflegt und ihr unter Zederbetten
schwitzenüer Säugling der Luft und Sonne zugeführt.

Eine junge Zrau aus Schwaben berichtet:

„ver lllorgen begann mit Schweinefüttern, lllorgensuppe kochen, ilinder
pflegen und sauber machen ... llach 14 Tagen war aus dem polnischen .Vreck-
stall' ein gemütliches heim mit frischen Gardinen entstanden."
hertha w. aur iiärnten erzählt:

„M; ich vor 5 wochen hierherkam, habe ich nur geahnt, wie groh und oiel-
seitig das Sufgabengebiet hier im Dsten ist. Zch komme aur dem Gau llärnten
und bin hier im Xreise hermannsbad eingesetzt gewesen. Zch arbeitete in einer
Grtsgruppe, die in ihrem klusmahe überhaupt mcht zu vergleichen ist mit einer
Drtsgruppe im Sltreich, unü in der auH die klufgaben entsprechend groh sind.
Zn den ersten Tagen bin ich mit der klnsiedlungsbetteuerin hinaurgegangen.
Nachher lebte ich in einer Zelle dirett bei Laliziendeutschen. wenn ich in posen
oft geglaubt habe, die Nufgaben ;u kennen, so waren sie im prattischen Einsatz
doch ganz anderr. Erst drauhen mertt man, wo es not tat und wo man anpacken
muhte. vormittags fahte ich 40 bis 50 Ninder ;u regelrechtem Schulunterricht
zusammen. Seit I>4Zahren hatten sie keine deutsche Schule mehr besucht und
waren nun so froh, endlich wieder zur Schul« zu dürfen.
viese llufgabe, den Nindern et-

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was zu bringen, ist wohl für mich
eine der schönsten gewesen. So
habe ich mit den Nindern geturnt,
gespielt, gesungen und sie zur
Neinli " ^ ^ -

leinlichkeit unü Drdnung erzo-
gen."

vas Erleben der Nlenschen und
der durch ihre weite und stille
Schönheit ergreifenden Landschaft
weckte in vielen der Mädel das
verlangen, wiederzukommen und
sich ganz in die Sufbauarbeit des
Gstens einzuschalten. „Zn dieser
Stunde, bei der Morgenfeier um
die Zahne, habe ich auch empfun-
den, wie sehr ich eigentlich mit der
Scholle verbunden bin und wie
sehr ich an üen Menschen dieses
Landes hänge. Zch will oerspre-
chen, nicht mit worten, sondern
mit der Tat für den Dsten zu
schaffen und;u kämpfen."

„Ganz beeindruckt hat mich die
unendliche Veite dieser Lander.
Zch bringe meinen Sauern in
der heimat nicht nur schöne per-
sönliche Erlebnisse mit, sondern
auch eine handooll Erde aus dem
Dsten, der auf sie wartet."

E. poggensee
 
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