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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0224
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vrief« a» ei»e Ira»«r»ü«. vom Sinn d«; Soldatentodes. von Zriedrich Ivil-
helm hgmmen, I. Lngelhorn; Nachs. Kdols Spemann, Stuttgort.
prei; geb. 1.SV NM.

wer fra,t« ntcht einmol nach dem Stnn d« Saldotentod«, wenn dte Iiauei um den veiluft d«5
ndchften Menlchen «tnen übeiwSltj,!. nach drm Sinn. «i allem dait, wo teine lltndei au; dem
Seift und Mut d« chelallenen heianwachlen. Ziiediich wilhelm hunnnen ,idt in letnen Srielen
an die Ziau ein« ,«lollen«n liameraden eine llntwort, «i lucht li« nicht ableitl oom Schmei, der
llrouernden und ak billi,en Iroft ,u ,«b»n Ü5 redet di« Stimm« der Zront von den Stovpel-
feldern und au; den Lrabenldchein kluliland; in dielen Srielrn. komvromiftb» und tioftieich.
-iulnatimo- bar» und beilend ,u,leich. und « «rbdbt die vedeutun, d« Neinen Such». daft diel« srimme in
iiar» einer lo ,uchtvoUen und lchdnen dichterilchen Svroch« zu UN5 lvricht. l> ». St.

Oo gibt einr Macht, dte parker ist als der verruchte Wtllr
zur Dernichtukig. Las sirid die Mütter, dte Srüber und Mie>
gen mtkgletch dehutsamen ksünden hüten. Stesind es, die dem
Schakken de» ^lodeo, drr von den Schlachtfelbern kommt,
dao Ltcht entgegenhalten, dao von den Mtegen leuchtet.

Ännemorle Morpprn -l au» .Len »rutschrn Mültrrn«

, Neuaufnahme, Zrausnklinik Ltation II", meldet
der Pförtner und blickt, nachdem er -en hörer
de; Zernsprecher; niedergelegt hat, auf -ie
junge tzrau, die ;u später Kbendstunde Einlatz
begehrt.

Soll er eine Lchwester zur Legleitung rufen?
tlder sie wehrt ad, üenn da; kleine Stück
Sartenwege; bi; zum roten Backsteingebäude
liegt im hellen Mondlicht, und der lioffer, den
si« in der hand trägt, ift leicht.

klk jie aber in der vorhali« steht, spürt sie
wieder den Schmerz, der, jäh einsetzend, ihren
Leid durchschneidet. 5i« verhält den Schritt und
wartet mit zusammengeprehten Lippen, bi; er
langsam oerklingend nachlätzt. Vann sühlt sie
die hond einer helferin unter ihrem Llrm, die
sie wenige Stufen hochführt, in einen hellen
kiaum geleitet und sie nötigt, auf dem weitz-
bezogenen Liegestuhl Platz;u nehmen.

Schon sind die oorhergehenden tlugenblicke
wieder oergessen, und die junge Zrau findet
ein Löcheln, al; eine zweite Schwester sie mit
fieundlichem Zuspruch begrützt, um dann in
kurzer Unterhaltung die für den klrzt not-
wendigen Zeftstellungen ;u treffen.

Noch bleidt genug Zeit, um einige Zormali-
täten zu erledigen. Oi« tzeüer streicht raschelnd
über den Zragedogen.

.Nome und Serus d«; Ehemannes?"

Vie Sfimme üer jungen Zrou behält jhre
Zesfigkeit, al; sie der Nntroort hinzusügt: „Gefallen im Dften."

Schwriaen lastet im Naum, eh« die Schreiderin zur klu;füllung der nächsten
Spalte übergehl. Und in diesen Sekunden ift e;, al; weiche der Nlltag, der
dem nächtliche'. vienst üer wochhabenden Pslegerin ein gleichförmige; Ge-
präge gibt, d- nn ftrt; wiederholen sich dieselben Zraqen, die sie den klnkom-
menden ftellen mutz, diesem schicksakschweren lvort: Gefallen.

Vi« Schwester sieht aus.

hier steht nun ein junge; weib, wie hunderte der anderen, die oor ihm
kamen und ihrer schweren Stunde entgegensohen, mit dlossen Lippen, die im
verhaltrnen Schmer; leise zucken. Und doch nicht den anderen gleich, denn ihr
Mund findet keine zagende filage, au; ihren klugen spricht nicht die fiagende
klngst oor dem fiommenden, sondern ihr Llick, der mitunter in unendlich«
tzernen zu schweifen scheint, ist verklärt von der Erwartung, datz nun üie er-
sehnt« Stunde naht, die böchsie Erfüllung allen Zrauentum; umschlietzt und
ihr da; wunder der «wigen wiederkehr de; Leben; offenbaren wird

va; alle; empfindet die Schwefter, eher ahnend, al; die Gedanken sormend,
während sie mechonisch die letzten Eintragungen macht.

5i« vermag «; nicht, ihrem Sinnen klu;druck zu verleihen, obwohl sie sich
beugen möchte vor dieser werdenden Mutter, die dem vaterland da; Liebste


geopfett, und die bereit isl, ihrem volk da;
höchste ;u schenien, die ihr Geschick mit ftolzer
würde ttägt.

vie Schwefter hat sich erhoben. Sie umschlieht
die hand der jungen Zrau mit leisem vruck und
geleitet sie dann den langen, im halbdunkel
liegenden Gang binunter bi; ;u jenem klaum,
in dem do; fiind da; Licht der welt erblicken soll.

kll; die vämmerung üem hellen Tag weicht,
sindet die junge Mutter den ersten Lchlas. Schon
oerblatzt die veutlichkeit de; Erleden; üer ver-
gangenen Stunden.

va waren tlrzt und Schweftern, die ihr Lcgcr
umstanden, während ihr fiörper wie in einer
lodernden Zlamme unsäglichen Schmerze; zu
entbrennen schien. llur ein einzig«; Mol ent-
rang sich ihren Lippen ein Schrei, und al; er
oerklang, vernohm sie eine Zrauenftimme: „Ein

Zun

ige!

Ein

Zunge", wiederholte sie, und während
da; übermächfige Gefühl glückersüllter Vank-
barkeit sie übersttömte, sprach sie laut den
Namen ihre; Manne;: „Sernd!"

Sie sah die Tränen in den klugen der Pflege-
rin, die sich über sie beugte, ihre seuchte Stirn
mit einem Tuch ttocknend, und sie hörte von
figendwoher oerhaltene; Schluchzen.

vann griff der klrzt nach ihrer hand, die
matt und kaftlo; aus dem weihen Laken lag:
„Tapsere kleine Zrau!"

Lie aber lächelte, al; man ihr da; kleine Sünüel in den klrm legte. Sie fahte
mit scheuer Lebärde nach den geschlossenen Zäuftchen, liebkoste den zarten
Zlaum de; fiöpschen; unü legte ihre Lippen aus die warme, weiche haut der
wangen: „Unser fiind, unser Sohn!"

„Unser Sohn", flüsterte sie noch einmal, der Erinnerung nachgehend, und da
ist e; ihr, al; sei sie nicht mehr allein im Zimmer.

„Sist du e;, Sernd?" klber e; sind wohl die eigenen Gedanken, die ihrer
Zrage bejahende klntwort geben.

„Gh, ich sühle e; ja, dah du bei mir dift, datz du nun immer bei mfi s in
wirst, in deinem Sohn. Sieh, nun bist du mk wieder geschentt. Er hat deine
hohe Sfirn, und selbst sein vaumen ist geformt wie üeiner. vu lächelst, geliebter
Mann? — fileine; Mütterchen, höre ich dich sagen, wie damal;, al; ich dir bei
kurzer Einkehr die erste fiunde unsere; werdenden Glücke; gab.

Nun will ich wieder für dich da sein, für dich schaffen, mehr noch al; bi;her.

Zür dich nur? Dder sür un;?

wenn ich deinen Suben später vor dein Sild führe und ihm da; dlutgettäntte
Sand zeige, -a; deine Srust schmückte, mfi dem Eisernen fireuz, da; deine
Taten ehrte, dann soll auch er schon ohnend begreifen, wofür du dein Leben
gegeden, wozu wfi da; Leben weiterttagen.

Zür veutschland.

Sieh, ich bin dankbar, dah ich in dieser Zeit leb«, die ouch un; Zrouen so
stark macht und so stolz. Nein, ich hadere nicht, datz du oon mir gehen mutztest.
Zch zag« nicht, denn dein Slut lebt fort in unserem Nind und dein Geift in
veutschland; heranwachsrnder Zugend. llnd wenn eine Trän« meine wangen
netzt, so birgt sie nur noch den Schimmer de; Glücke;, denn nun bin ich auf-
genommen in den firei; derer, die die Zackel der Lwigkett eine; volke; weiter-
reichen: in die Neihen der deutschen Mütter."

vi« einttetenü« Schwester wirst efiien Slick auf di« wöchnefin. Zhr
Ntem aber geht gleichmähig. Und leise schließt si« die Tür hfiiter der
Schlasenden. Liselotte henckel.
 
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