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NS-Frauen-Warte: die einzige parteiamtliche Frauenzeitschrift — 11.1942-1943

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.2782#0107
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Aunger Banrn im «rJturm z«r,ietzuna °°n s-u- 77

werden, die iiontrolleure bedurften ihrerseits wieder einer oberstcn und meiftens
überraschenden liontrolle.

<ks war für Oirk jedesmal ein schwerer Lntschluh, wenn er seine junge Zrau
allein lassen mutzte, Lhrista hielt sich tapfer, sie lachte über sein besorgtes Ge-
sicht und drängte ihn zur Lile. Sie nahm sich unendlich viel vor für die Zeit,
die er fort war, räumte alle Schränke aus und ein, beschäftigle sich mit Backen
und Liniochen, machte Lesorgungen und Sesuche, traf vorbereitungen für
seine Rückkehr wie für ein grotzes Zest. ver Lag flog herum — aber dann kam
der flbend, kam die Bacht. Zrgendein Geräusch hielt sie wach oder schreckte sie
aus dem ersten Schlaf. vie Unruhe überkam sie, sie stand auf und ging durch
das ganze haus. War unten auch der Uiegel vorgeschoben? hatte sie nicht oer-
gessen, auf dem Soden ein Zensterchen zu schlietzen? Uonnte sich -a nicht je-
mand durchzwängen, der über die Vächer geklettert war? Zrierend und zitternd
lief sie treppauf und treppab, überall das Licht hinter sich brennen lassend.

Manchmal konnte sie es nicht über sich gewinnen, überhaupt ins Lett;u
gehen ... die Treppe, das leere dunkle Zimmer — es war eine unüberwind-
liche Uufgabe! Lie oerschlotz im Wohnzimmer die Lüren, schüttete neue Uohlen
auf den Dfen, kauerte sich in den Lessel dicht neben der Lampe, wickelte sich
in eine vecke und satz so die ganze Nacht — lesend, stickend, manchmal in einen
leichten Schlaf fallend, aus dem sie mit kalten, schmerzenden Gliedern auf-
wachte. . .

viel schlimmer noch als die Ungst um sjch selbst war die Ungst um virk.
Meistens war er im Wagen unterwegs, und man brauchte nur die Zeitung auf-
zuschlagen, um auf eine ganze kieihe von verkehrsunfällen ;u stohen. Sicherlich
einmal in der Woche kam es vor, datz ein geschlossener Wagen ins Wasser fuhr,
durch einen Zusammenstotz, durch eine schlechte Sicherung an den zahllosen
Zähren, durch den wütenden Sturm oder einfach durch ein salsches Steuern in
dem undurchsichtigen vunkel. Ls war die furchtbarste vorstellung, die Lhrista
jemals gepeinigt hatte: eingeschlossen in einem Wagen unter Wasser, die Un-
möglichkeit, die Türen ;u öffnen, einsickerndes Wasser, langsames Lrsticken,
grauenoolles Sterben... es war ein ständig wiedcrkehrender klngsttraum, aus
dem sie schweihgebadet, stöhnend und schreiend erwachte. Ubcr das Ungstgefühl
blieb, auch im Wachen — virk war nicht da, oielleicht war er in Gefahr . . . in
dem flagenden Wind klangen menschliche Ltimmen, es war Oirk, der ihren
Namen rief, in entsetzlicher verzweiflung, und sie konnte ihm nicht helfen. ..

Wenn Oirk dann zurückkam, konnte sie die Tränen nicht unterdrücken. Sie
flammerte sich an ihm fest und lachte und weinte . . .

Vann nahm virk ihr schmal und blah gewordenes Gesicht in beide kjände
und stellte voll Scsorgnis fest, dah es so nicht weiterginge. Lr machte ihr den
vorschlag, nach poeldijk zu ziehen, er ftagte, ob Toosje für die Zeit seiner Ub-
wesenheit bei ihr schlafen sollte. Uber sie wollte das eine noch weniger als das
andere — virk war da, es war Tag, oielleicht schien sogar die Sonne ... die
Nachtgespenster waren verflogen, es war alles Linbildung, Nerven, kilbernheit
— selbstverständliche Segleiterscheinungen ihres Zustandes.

virk gab sich damit nicht zufrieden. Lr suchte und fand eine Lösung und
rückte eine; Tages mit dcr grohen Uberroschung heraus: „Was würdest du sagen,
wenn deine Schwester uns für einige Zeit bcsuchte?"

Lhrista strahlte auf: „he!ga? Oas wäre himmlisch! — Nber sie wird nicht
wegkönnen ..." fügte sie gleich mit mühsam unterdrückter Lnttäuschung hinzu.

„voch, Liebling . . . sie kann kommen, wenn du sie haben willst. Zch hatte
eigentlich an deine Mutter gedacht — aber die will Papa nicht gern allein lassen.
helga hat einen Urlaub nachzufordern und einen oorgelegt. Sie hat also eine
ganze weile Zeit für dich . . . sie würde gern kommen . . . und an deinen Nugen
zu sehen, scheint es dir ja auch nicht gerade unangenehm zu sein?"

Lhrista fiel ihm um den hals: „Nch, virk, e; wärc herrlich! vu bist ein Lngel,
und ich danke dir tausendmal!"

helga kam — und e; war herrlich! vielleicht war das Leben überhaupt noch
nie so schön gewesen wie in diesen Wochen. vas ganze große Glück hatte gleich-
sam einen srischen Nnstrich bekommen und glänzte und funkelte in den leuch-
tendsten Zarben. Nkan konnte helga alles zeigen, oon den buntkarierten Tee-
tüchern bis zum wagen, von den Nembrandts im Mauritshuis bis zum Strand
von Scheveningen. helga bewunderte alles, genotz alles, interessierte sich für
alles, erzählte Lhrista von ftüh bis spät, wie sie sie beneidete und war dabei
der neidloseste Nkensch unter der Sonne.

Nlles war unbeschrciblich erfteulich und erheiternd in helgas Gesellschaft:
Nrm in Nrm durch die Stratzen ;u schlendern, vor jedem Schaufenster stehen-
zubleiben, bei Lensoeld oder bei Sprecher eine Tasse Naffee zu trinken, durch
die wunderbaren alten Nlleen langsam bis nach Scheoeningen hinauszuwandern,
um bei hable Wafteln zu essen, im Zuiderpark spazierenzugehen, um die man-
nigfaltigen ausländischen pflanzen zu bestaunen. . . oder auch nur durch die
Stratzen rings um das haus zu gehen. klll diese stillen Strahen mit den sauberen
Neinen häusern und den gepflegten Gärtchen erregten helgas Lntzücken immer
auss neue. Und Lhrista fteut sich an allem, was helga bewundert. Ls ist, als
ob sie noch einmal nach holland kommt, ganz ftisch, eindrucksfähig und ohne
vorurteil. Ls ist alles wieder neu für sie. und dazu kommt der Stolz, datz es
ihr oertraut ist — sie ist hier zu hause, sozusagen gehört ihr alles, was sie zeigt,
die ganze Stadt, das ganze Land — ihr und ihren Aindern, deren erstes sie als
kostbarsten Schatz mit sich herumträgt und es mit stillen, zärtlichen Gedanken
auf jede Schönheit seines vaterlandes aufmerksam macht.

Nuch mit virks Zamilie oerträgt sich helga ausgezeichnet.

„Sie sind alle reizend!" erflärt sie. „Zeder ein Tgp für sich — und ein sehr
interessanter Tgp. Sei der hochzeit hab' ich sie ja kaum kennengelernt."

„Ls sind prächtige Nlenschen!" gibt Lhrista bereitwillig, ja fteudig ;u. „Sie
sind nur anders als wir — und es ist nicht immer gan; leicht, sich mit ihnen
;u oerstehen. Zch bewundere dich geradezu."

„Wir oerstehen uns grotzartig!" erflärt helga gutgelaunt. „Und weitzt du,
woher das kommt? Wcil wir uns nicht verstehen. Zch oerstehe nicht den dritten
Teil von ihrem holländisch und sie nicht den zehnten oon meinem veutsch.
Und wenn ich holländisch rede, verstehen sie mich gleich gan; und gar nicht.
Wie sollen wir da ;u Nkeinungsverschiedenhciten kommen? Wenn einer doch
gar nicht weitz, was der andere meint?"

Nllzuoft fahren sie übrigens nicht nach poeldijk. virk möchte die Zeit für Lhrista
so angenehm wie nur möglich gestalten, und er hat oor seinen verwandten,
vielleicht auch oor sich selbst, die Nusrede, datz er dcr Schwägerin so viel wie
möglich oon den Schönheiten des fremden Landes zeigen mutz. Wer weitz, wann
sie wieder einmal die Gelegenheit hat, herzukommen! zortietzuns foigi

^Darten können zorti-tzung von s-it- 7S

leben sie doch irgendwie eigentlich nur von einer Nachricht aus dem Zelde zur
anderen. Und sie müssen weise werden und sich bescheiden, es nützt gar nichts,
sich aufzuregen, wenn auch wochenlange pausen eintreten, sie würden sich nur
vorzeitig austeiben. Wir müsseN ja so üankbar sein, wenn wir noch warten können,

Geduldig sein und abwarten können heitzt e; auch gegenüber dem Urlauber!
dem verwundeten, dem Nriegsoersehrten.

Sie alle können nur langsam nach und nach zurückfinden in unsere Welt, in
die so gan; anderen Lebensumstände in der heimat. ver Ubergang ist für sie
ungeheuer schwer, und eine ungeduldige Zrau kann hier oiel, beinahe alles ver-
derben. helfend und stützend sollen wir allzeit zur Stelle sein, aber wir dürsen
nichts erzwingen wollen.

Woher kommt nun diese Tugend, von der wir sahen, wie unendlich wichtig
sie ist, und wie erringen wir sie? Ls geht ein so grotzer Segen von ihr aus, währenü
wir uns seldst und anderen den schlechtesten vienst erweisen, wenn wir ungeduldig
sind, denn Ungeduld steckt an, kostet Nräfte unü ruiniert Neroen. Geduld aber
macht ruhig unü stark.

Nutzer, datz man sich lebenslang in Selbstbeherrschung und Selbstüberwindung
üben mutz, gehört zum Geduldigsein vertrauen.

ver Zührer glaubte an seine Zdee, inbrünstig und fanatisch, deshalb kam er zur
Macht. Moltke war der nüchternlte mathematisch genaue Nechner, der alles vor-
bereitet, alles erwogen, alles in Nechnung gesiellt hatte er war des Sieges
gewitz, darum siel er ihm ;u.

Lbenso müssen auch wir aus vollkommen vertrauendem herzen heraus Ge-
duld haben und immer mehr lernen. Und wir können vertrauen! wir haben die
beste Zührung, die beste wehrmacht, die besten Wasfen, die beste Drganisation,
den besten Geist. Und wir haben eines, was unsere Gegner nicht kennen, unseren
einmütigen Zusammenhalt. wir wissen, es geschieht, was menschenmöglich
ist, um üie Schwere des Nrieges ;u lindern. Und alle tragen wir die gleiche Last.

Geduld ist in besonderem Nlatz die Tapferkeit der Zrau. Willig und unverzagt
wird sie sich im Grotzen wie im Üleinen einfügen, um das Schicksal ;u bestehen.

Nnnemarie 0. Scheele

Tehrgänge der cInternatsschulen des Deutschen
Franenwerkes, IMütterdienst

Jn der

KetchsbrLutefchule Schwanenwerder, verlin-wannlee ... ab 6. 1l.l942
Ketchsbräute- unb Keichshetmmütterlchule husbÄe bei

Ldewecht tn Gldenburg. ab Januar I94Z

kretchshetmmütterschule Dberbach in der Khön. ab 5. w. 1942

Gaubräuteschule webersberg bei weilburg a.d. Lahn,

Gau Hessen-Nassau . ab 19. 10. 1942

Gaubräuteschule Brüggen, Gau vüsseldors. ab 3. 11. 1942

Gaubräuteschule pirmasens. Gau weftmart. ab 1. II. 1942

Gaubräute- und Gauhetmmütterschule Surg Kamftein.

Gau Moselland. ab 1. 11. 1942

Gauheimmütterschule Ionsdors, Gau Sachsen. ab 26. 10. 1942

Gauheimmütterschule Gberweistrih, Gau Niederschlesien ab 9. 11. 1942
Gaubräuteschule pünstors bei Ihehoe. Gau Schleswig-

holftein. ab Zeptember

Gaubräutefchule Schnede. Gau Gsthannover. ab 9. 11. 1942

Gaubräuteschule Tübtngen, Gau württemberg-hohen-

zollern. ab 4. 1. 1943

sinden lausent
Sechswochenlehr-
gänge sür Sräute
und junge Zrauen
st tt, mit einer
Unterbrechung
von einer woche
nach jedem Lebr-

vierteljahrs-

kursus

vie Nnmeldungen für die Neichsbräuteschulen und Keichsheimmütterschulen sind zu richten
an dte Ketchssrauenführung kzauptabteilung Mütterdtenft, Serlin VV 35. versllingerftr. 21.

5ür die Gau bräuteschulen und die Gauhetmmütterfchulen an die Gausrauenschastsleitung
Nbt. Mütterdtenft. tm Gau

Hessen-Nassou: ZrankfurtMatn. Hermann-Görtng-Ufer 25
vüsseldorf: Vüsfeldors, wilhelm Marr-Haus 2
westmark: Neuftadt a. d. wetnftr., k)ambacher 5tr. 10
Moselland: Noblenz. Lm1l-5chütter-5tr. 18/20

Ntederschlesten: Sreslau, 5tetnstr. 4/6
Dsthannover: Lüneburg. Gisenbahnweg 14
württemberg-hobenzollern: 5tuttgart, Nevlerstr. 20
5chleswig-k)olstein, Niel, Niemansweg 17
 
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