Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]: Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters (1.1905)

Kempf, Die Anfänge und bisherige Tätigkeit des Münsterbauvereins

des dem Vereine gesteckten Zieles noch in weiterer
Ferne steht und noch manche Mühe und manches
Opfer verlangen wird.

Fassen wir die Wege ins Auge, die zu dem
heute erreichten Ziele geführt haben, so ist es vor
allem der hochherzige Entschluss Seiner Königlichen
Hoheit des Großherzogs, durch dessen Gnade dem
Verein die Veranstaltung von Lotterien ermöglicht
wurde. Neben ihm ist hier jener deutschen Fürsten
und Staatsregierungen zu gedenken, welche dem
Werk dadurch kräftige Förderung angedeihen ließen,
dass sie in entgegenkommendster Weise die Grenzen
ihrer Länder dem Verschleiß der Lose geöffnet haben.
Nicht zuletzt ist sich der Verein dessen allzeit be-
wusst, zu welch rückhaltslosem Dank er den zu-
ständigen Ministerien unseres Landes, insbesondere
dem verstorbenen Staatsminister Dr. Nokk, verpflich-
tet ist, welche seinen Zielen stets tatkräftige Förderung
und Unterstützung haben zuteil werden lassen. Ebenso
betrachtet es der Metropolit der Oberrheinischen
Kirchenprovinz, Seine Exzellenz Erzbischof Dr.
Nörber, gleich seinem Vorgänger, als eine ange-
legentliche Sorge, den Bestrebungen zur Erhaltung
des Münsters auf jede Weise entgegenzukommen. Der
Verein, der ihrer Hilfe auch in Zukunft nicht wird

entraten können, vertraut auf die Erhaltung dieser
ihrer wohlmeinenden Gesinnungen.

Vor allen aber muss hier jenes Mannes gedacht
werden, der die ganze Münsterfrage in weitblickender
Weise angeregt und ins Rollen gebracht hat. Ober-
bürgermeister Dr. Winterer, der Präsident des Vereins,
trug sich schon bald, nachdem er an die Spitze des
Freiburger Gemeinwesens getreten war, viel mit dem
Gedanken, wie das herrlichste Kunstdenkmal der
Stadt seinem Werte entsprechend gepflegt, erhalten
und den Nachkommen würdig überliefert werden
könnte. Ihm gereicht es zur größten Ehre, dass er
neben seinen viel umfassenden Berufsarbeiten dieses
ideale Ziel keinen Augenblick aus dem Auge verloren,
sondern jede Gelegenheit wahrgenommen hat, das-
selbe der Vollendung immer näher zu bringen. Dank
seiner rastlosen und verständnisvollen Arbeit kann
der Verein heute mit Genugtuung Erfolge aufweisen,
an die vor 15 Jahren kaum jemand zu denken gewagt
hat. Niemand wird ihm diese seine fruchtbringenden
hervorragenden Leistungen, die für ihn allzeit einen
der schönsten und rühmlichsten Ehrentitel bilden
werden, vergessen. Unter seiner kraftvollen Leitung
wird dem erhabenen Werk gewiss auch fernerhin der
erfreulichste Fortgang beschieden sein.

Konsole vom untern Turmbaldachin der Südseite.

Freiburger Münsterblätter I, 1/2.