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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 1.1905

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Flamm, Hermann; Albert, Peter P.: Ordnungen und Satzungen der Freiburger Münsterkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.2395#0078

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68

Flamm, Ordnungen und Satzungen der Münsterkirche

Das Präsenzstatut vom 23. Juni 1364.

In nomine sancte et individue trinitatis. Nos Heinri-
cus dei gratia episcopus Constantiensis notum facimus
tenore presentium universis, quod nos in exaltationem
divini nominis, augmentum devotionis fidelium et salu-
tem animarum nobis in partem sollicitudinis creditarum
ad supplicationem discretorum virorum magistri civium,
consulum et universitatis oppidi friburgensis nostre Con-
stantiensis diocesis pro divino cultu in ecclesia pa-
rochiali ipsius oppidi, que opitulante domino fructuosa in
clero suscepit incrementa, et etiam in capella sancti
Nicolai sita in suburbio dicti oppidi feliciter peragendo de
consensu eiusdem auf ipsius maioris partis statuta sub-
scripta per capellanos et prebendarios earundem ecclesie
et capelle, qui etiam numerum quadragenarium excedere
commendantur, in primo suo et ipsorum cuiuslibet in-
gressu iuranda et inviolabiliter per ipsos observanda
edidimus et ordinavimus ac presentibus statuimus et
ordinamus volentes et precipientes eadem sub penis sub-
notatis per dictum clerum futuris temporibus irrefraga-
biliter observari.

In primis siquidem quod quilibet sacerdos beneficia-
tus in dictis ecclesia vel capella in prebenda sua resi-
deat et ipsam per se ipsum inofficiet, nisi infirmitas
vel alia causa racionabilis evidens et manifesta ipsum
excusaret. Si vero talis sacerdos causam racionabilem,
non causam evidentem aut manifestam ipsum quominus
missam suam habere posset inpedientem pretenderet,
talem causam coram personis inferius descriptis ad hoc
a nobis deputatis allegare debebit. Quo impedimento
durante sue prebende per alium sacerdotem non tarnen
in dicta ecclesia beneficiatum providere tenetur, nisi
eisdem personis aut ipsorum maiori parte (!) videretur
impedimentum tale adeo racionabile, quod ipsum merito
haberet excusare, de quo eciam, si expedire videbitur,
saltim fidem faciat per fidei sue prestacionem nomine
iuramenti.

Item statuimus et ordinamus, quod nullus sacerdos
beneficiatus in dictis ecclesia aut capella plures pre-
bendas vel plura beneficia in ipsis ecclesia vel capella
aut extra teneat vel inofficiet nee aliud beneficium per
viam commende vel alias ut substitutus coadiutor vel
momentaneus inofficiet quovismodo, eo salvo quod si
rectorem aut plebanum principalem vel viceplebanos
dicte ecclesie ob curam animarum, quam exercere eos
frequenter propter multitudinem et parrochie latitudinem
oportet vel alias legitime Ulis horis, quibus missas
sibi pertinentes habere consueverunt, oecupari ac impe-
diri contigerit, capellanus aut capellani vel alii bene-
ficiati in dicta ecclesia missam vel missas loco absen-
cium aut impeditorum talium habere poterunt, si dictis
personis aut illi qui tunc ex eisdem presens fuerit vide-
bitur opportunum.

Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltig-
keit. Wir Heinrich, von Gottes Gnaden Bischof von
Konstanz, geben mit diesem Brief allen Gläubigen kund
und zu wissen: Zur Erhöhung der Ehre des göttlichen
Namens, zur Vermehrung der Frömmigkeit der Gläu-
bigen und zum Heil der uns anvertrauten Seelen haben
wir auf Bitten der fürsichtigen Männer, des Bürger-
meisters, der Ratsherren und der Gemeinde der Stadt
Freiburg unserer Diözese für den Gottesdienst in ihrer
Pfarrkirche, die durch Gottes gnädige Hilfe reiche Stif-
tungen für den Klerus empfing, und des Gottesdienstes
in der Kapelle des hl. Nikolaus in ihrer Vorstadt nach
glücklicher Verhandlung mit ihrer oder doch ihrer
Mehrzahl Übereinstimmung die nachgeschriebenen Sta-
tuten gegeben und gesetzt, und sind dieselben von den
Kaplänen und Präbendaren der Pfarrkirche und der
Kapelle, die sogar, wie man uns sagt, die Zahl 40 über-
steigen, gleich bei der Investitur von jedem einzelnen
zu beschwören und unverbrüchlich zu beachten. In
dieser Absicht verordnen wir demgemäß, dass jene
Statuten unter den vermerkten Strafen von dem ge-
nannten Klerus in künftigen Zeiten unverbrüchlich be-
folgt werden.

Zum ersten soll jeder Priester, der in der ge-
nannten Kirche oder Kapelle eine Pfründe inne hat, bei
seiner Präbende bleiben und seine Verpflichtungen in
eigener Person erfüllen, außer es entschuldige ihn
Leibesgebrechlichkeit oder eine andere genügende, augen-
scheinliche und offenbare Ursache. Wenn aber ein
solcher Priester eine genügende, aber nicht augenschein-
liche oder offenbare Ursache als Hindernis, weshalb er
seine Messe nicht lesen könne, angäbe, so soll er diesen
Grund vor den untengenannten, von uns zu diesem
Zwecke verordneten Personen klar darlegen. Solange
dann das Hindernis besteht, ist er verpflichtet, seine
Pfründe durch einen andern, nicht in der genannten
Kirche angestellten Geistlichen versehen zu lassen, wenn
nicht den genannten Personen oder der Mehrheit von
ihnen das Hindernis so überzeugend scheint, dass er
sich mit Recht für entschuldigt halten könnte, und dar-
über soll er, falls es verlangt wird, sein Wort an Eides-
statt einsetzen.

Des weitern beschließen wir und ordnen an, dass
kein Priester, der in der genannten Kirche oder Kapelle
eine Pfründe inne hat, mehrere Pfründen oder Bene-
fizien in der genannten Pfarrkirche und Kapelle oder
außerhalb innehabe oder versehe und auch kein an-
deres Benefizium lehensweise oder sonstwie als dauern-
der oder zeitweiliger Stellvertreter irgendwie übernehme.
Nur eine Ausnahme lassen wir zu, wenn nämlich der
Rektor der Kirche oder der Leutpriester und die Vikare
der genannten Kirche durch die Pastorisation, der sie
wegen der großen Seelenzahl und Ausdehnung der
Pfarrei fleißig obliegen sollen, oder sonstwie in recht-
mäßiger Weise zu den Stunden, zu denen sie die ihnen
obliegende Messe zu lesen pflegen, in Anspruch ge-
nommen und gehindert sein sollten, dann können der
Leutpriester oder die Vikare und andere Benefiziare
der genannten Kirche an Stelle der Abwesenden oder
Verhinderten die Messe lesen, wenn es den genannten
Personen oder dem, der gerade von ihnen anwesend ist,
angemessen erscheint.


 
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