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Flamm, Ordnungen und Satzungen der Münsterkirche

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Item statuimus et ordinamus, quod nullus bene-
ficiatus in dicta ecclesia Friburg vel in dicta capella
sancti Nicolai extra ipsas missam legat vel celebret
infra spatium dimidii miliaris, nisi ex causa racionabili
ipsum extra dictum oppidum proficisci aut peregrenari
contingeret et ex mera devocione absque spe lucri vel
questus missam habere vellet aut si extra oppidum pre-
fatum convocaciones, anniversaria, septimas', tricesimas
confratrum sui decanatus celebrare capitulariter contin-
geret aut in prima missa per novum sacerdotem extra
dictam ecclesiam celebranda vel in dedicacionibus ali-
cuius ecclesie ipsius oppidi paucos ministros habentis vel
alias ex causa iusta et racionabili occulte missam habere
vellet. Quod et poterit, si causa racionabilis id sua-
deat (!) in hac parte. Si autem, quod absit, dictorum
beneficiatorum quicumque nedum infra mediam leucam
aut medium miliare, ut premittitur, verum eciam ultra
contra presentem ordinacionem spe lucri vel causa
alienum beneficium inofficiandi missam habere contigerit,
talis transgressor pro qualibet vice penam unius solidi
denariorum Friburgensium incurrat ipso facto, quam
penam infra octo dierum spacium a tempore dicte trans-
gressionis computandum absque requisicione vel inter-
pellacione quacumque sub pena privacionis sui offlcii
procuratori capellanorum dicte ecclesie tociens, quociens
tales suas missas alibi celebrabunt, presentare sit astric-
tus; pena seu mulcta eadem per dictum procuratorem
in communes capellanorum predictorum usus utiliter
convertenda, quam eciam mulctam si dictus transgressor
infra prefatum terminum non presentabit aut dictam
transgressionem occultabit et desuper per festes idoneos
coram dictis personis vel maiore parte ipsorum convin-
citur, pro qualibet vice penam quinque solidorum in
dictos usus convertendorum ipso facto incurrat. In
cuius solucione si rebellis fuerit negligens vel remissus,
dictus procurator dictam pecuniam prefato transgressori
defalcare tenetur de emolumentis et obvencionibus, que
sibi cedere deberent de vigiliis mortuorum2 et aliis di-
stribucionibus, que dictis prebendariis per dictum pro-
curatorem distribui et assignari consueverunt.

Item statuimus et ordinamus, quod si aliquis ex
dictis beneficiatis excommunicacionis, suspensionis vel
interdicti sentencias incurrere contigerit, idem excom-
municatus, suspensus vel interdictus se a dictis senten-
ciis absolvi efficere et procurare debet infra mensem a
tempore seiende computandum, nisi casus talis esset
adeo difficilis, quod huiusmodi absolucionem sibi inpossi-
bile esset infra dictum terminum obtinere. Quique
negligens vel remissus in dicta absolucione obtinenda,
ut prefertur, ipso facto prefatus cavere3 debet emolu-
mentis et obvencionibus, que in anniversariis, septimis,

Des weitem beschließen wir und ordnen an, dass
kein Benefiziat der Freiburger Pfarrkirche oder der
St. Nikolauskapelle außerhalb derselben Messe lese oder
in einem Umkreis unter einer halben Meile zelebriere,
er sei denn aus einem berechtigten Grund außerhalb
der genannten Stadt auf der Reise und wolle, nur von
Frömmigkeit bewogen, ohne Hoffnung auf Gewinn oder
Erwerb Messe lesen, oder wenn außerhalb der vor-
genannten Stadt auf den Kapitelsversammlungen Jahr-
tage, Siebente1 oder Dreißigste der Mitbrüder seines
Dekanats im Namen der Kapitelsversammlung gehalten
werden, oder bei der Primiz eines Neupriesters, die
außerhalb der genannten Kirche stattfindet, oder wenn
er bei dem Patrozinium irgend einer Freiburger Kirche,
die nur wenige Diener hat, oder sonst aus einem ge-
rechten und zulässigen Grunde im stillen Messe lesen
will. Dies kann er tun, wenn ein berechtigter Grund
dies in diesem Fall anrät. Wenn aber, was fern sei,
von den genannten Pfründinhabern irgend einer nicht
nur im Umkreis einer Meile oder unseres Bannbezirks,
wie oben bemerkt, sondern auch darüber hinaus gegen
dieses Statut, in der Hoffnung auf Gewinn oder um ein
fremdes Benefizium zu versehen, Messe lesen sollte,
dann soll einen derartigen Übertreter für jeden einzel-
nen Fall ohne weiteres eine Strafe von einem Schilling
Freiburger Münze treffen, und diese Strafe soll er
innerhalb acht Tagen nach seinem Verschulden ohne
Aufschub oder Widerrede unter der Strafe des Ver-
lustes seines Amtes dem Schaffner der Kapläne der
genannten Kirche so oft zu zahlen verpflichtet sein, als
er diese seine Messe irgendwo anders liest; die Strafe
oder Buße aber ist von dem genannten Schaffner zum
gemeinsamen Nutzen der vorgenannten Kapläne zu ver-
wenden, und wenn der erwähnte Straffällige die Strafe
innerhalb des oben festgesetzten Termins nicht zahlt
oder seine Übertretung verheimlicht und dann durch
geeignete Zeugen vor den genannten Personen oder der
Mehrzahl von ihnen überführt wird, so soll ihn für
jeden einzelnen Fall eine Strafe von fünf Schillingen,
die zu dem genannten Zwecke zu verwenden sind, ohne
weiteres treffen. Weigert er die Zahlung derselben,
oder sucht er sie hinauszuzögern, so ist der Schaffner
verpflichtet, dem Übertreter den obigen Betrag von den
Einkünften und Spenden abzuziehen, die ihm von den
Totenvigilien* und den andern unter sie zu verteilenden
Opfern zukommen sollten, welche vom Schaffner an die
genannten Präbendare verteilt und angewiesen zu werden
pflegen.

Des weitern beschließen wir und ordnen an, dass
wenn irgend einer von den genannten Benefiziaten sich
die Strafe der Exkommunikation, Suspension oder des
Interdikts zuzieht, dann der Exkommunizierte, Suspen-
dierte oder vom Interdikt Betroffene sich mit allem
Eifer innerhalb eines Monats, nachdem ihm das Urteil
zugegangen ist, von den genannten Strafen Lossprechung
zu erwirken suchen soll, außer es sei der Fall so schwer,
dass es ihm unmöglich wäre, innerhalb des genannten
Termins Lossprechung zu erhalten. Wer aber bei der
Erwirkung der Absolution nachlässig oder gleichgültig

1 Das zweite Totenopfer, das am siebenten Tag nach dem Begräbnis abgehalten wurde. Der Dreißigste war der dreißigste
Tag nach der Beerdigung, an welchem das dritte Totenopfer gehalten wurde. Das erste folgte, wie heute noch auf dem Lande,
unmittelbar auf die Beerdigung.

Gottesdienst am Abend vor der Beerdigung oder dem Totenamt. ' Im Original korrigiert für manere.

Freiburger Miinsterblätter [, 2. ]Q
 
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