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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 2.1906

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Panzer, Friedrich: Der romanische Bildfries am südlichen Choreingang des Freiburger Münsters
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https://doi.org/10.11588/diglit.2397#0018
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Panzer, Der romanische Bilderfries am südlichen Choreingang

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einzelnen Figuren noch durch Beischriften sicher- für Samson erklären, die beigefügten Inschriften aber

gestellt ist. Primitiver geben irische und schottische belehren uns, dass nicht dieser, sondern David ge-

Steinskulpturen die Szene, wie das Kreuz von Keils meint ist. Die Ungenauigkeit in der Darstellung ist

oder die Vorderseite des Altars von S.Andrews, die ich hier also noch grö-

in Fig. 23 und 24 nach Romilly Allen, Early Christian ßer als auf unserem

Symbolism in Great Britain and Ireland, London 1887, Fries, indem - na-

abbilde"1. Sie zeigen lediglich den Kampf mit dem türlich unter dem

Löwen und rechts oder links oben den befreiten Einflüsse der häu-

Widder. Ich denke, es wird nach diesen Beispielen figen Darstellungen

keinem Zweifel unterliegen, dass wir auch in dem von Samsons Lö-

Löwenkämpfer unseres Frieses nicht Samson, son- wenkampf - nicht

dem David zu erkennen haben. nur der Bär unter-

drückt und dem Hel-
den langes Haar ge-
geben wurde, son-
dern auch noch der
Widder in Wegfall
kam. Mit weniger
Starker Abkürzung 23. Vom Kreuze von Keils in Irland.

zeigt sich auf einem

Relief an einem Portal auf dem Schloss Tirol (Fig. 26)
der Bär neben dem Löwen beibehalten, so dass an
der Absicht einer Darstellung Davids nicht zu zwei-
feln ist; trotzdem aber trägt die Figur langes Haar.
Genau der Freiburger Darstellung aber entspricht
das Tympanon am Dome zu Lund (Fig. 27), wo
der Löwenkämpfer durch den beigegebenen "Widder
wieder als David sichergestellt ist, trotzdem aber
langes Haar trägt.

Auch dies Geschehnis ward von der Kunst nicht
um seiner selbst willen dargestellt, sondern wegen
seiner typologi-
schen Bedeu-
tung. Dass ge-
rade David in
mehr als einer
Beziehung als
Vorbild Christi
galt, ist bekannt
Man wird dieser Deutung gegenüber freilich genug, und eben
auf das lange Haar unserer Figur hinweisen, das sein Löwen-
wohl zu Samson, nicht aber zu David passe. Diesen
Anstoß aber beseitigt leicht ein Hinweis auf die Tat-
sache, dass Samsons und Davids Löwenkampf sich
in der Darstellung der mittelalterlichen Künstler
nachweislich öfter verwirrten, wie das ja nahe genug zeichnet Chri-
lag. Ich vermag einige Belege dafür beizubringen, stus, Löwe und
die sich wahrscheinlich vermehren ließen. So be- BäraberdieVer-
findet sich an einem Reliquiar im Schatze zu Conques folger der Kir-
in Südfrankreich, der sogenannten Lanterne de s. Vin- che", sagt schon 24. Vom Altare in S.Andrews in Schottland.
cent, laut Inschrift für Abt Bego (1099—1118) gefertigt, der hl. Ambro-

in Silber getrieben, eine Darstellung, die unsere sius56. Auf dem oben angezogenen Reliquiar in
Fig. 25 wiedergibt55. Jedermann wird diesen Löwen- Conques ist dem Löwenkämpfer David Christus
Sieger mit dem langen flatternden Haar ohne weiteres gegenübergestellt, der seine Füße (nach Psalm 90, 13)

22. Deckel vom Psalter der Melisenda.

kämpf wurde
gerne in solchem

Sinne genom-
men. „David be-

*en

m
 
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