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Laubwerk vom Tympanon der Vorhalle.

Die

Umbauten der Vierung des Freiburger Münsters.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

ITrach den Ergebnissen der Untersuchung
I" in dem vorhergehenden Aufsatze dieser
1 Zeitschrift S. 45—65 ist hier in Bild 1
die Vierung in ihrem frühesten Zustande
dargestellt, wobei daran erinnert sei,
dass von dem Vierungsturm nur noch der Tambour
und das Kuppelgewölbe erhalten sind, der ganze Auf-
bau darüber jedoch lediglich eine Rekonstruktion
ist, für welche nähere Anhaltspunkte fehlen.

Der jetzige Zustand (Bild 4) besteht, von un-
wesentlichen Änderungen abgesehen, seit dem Aus-
bau des spätgotischen Chors im Anfang des 16. Jahr-
hunderts, folgte aber nicht unmittelbar auf den ersten.
Für die Zwischenzeit lassen sich deutlich zwei Ver-
änderungen feststellen: eine in frühgotischer Zeit
(Bild 2) und eine andere, die gleichzeitig mit dem
Umbau der Hahnentürme in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts stattfand (Bild 3). Die Stützpunkte
für die Feststellung der beiden ebengenannten Zu-
stände bieten hauptsächlich der Dachstuhl des Mittel-
schiffs und die beiden oberen Treppentürmchen.
Mit Hilfe der beigegebenen Aufnahmen ist im fol-
genden der Versuch gemacht, die ziemlich ver-
wickelte Entstehungsgeschichte dieses wichtigen Bau-
teils wenigstens in den Hauptpunkten klarzulegen.

Erster Umbau.

In frühgotischer Zeit, also etwa nach 1230, wurde
das wahrscheinlich nicht ganz vollendete romanische
Langhaus abgebrochen und zunächst durch zwei

Freiburger Münsterblätter IV, 1.

Joche eines neuen Langhauses ersetzt, denen sich
alsbald vier weitere von entwickelteren Formen an-
schlössen. Der Zweck dieses Umbaues dürfte am
ehesten in einer Erhöhung der Raumwirkung des
Innern zu suchen sein. Eine Verbreiterung des
Mittelschiffs war bei der Beibehaltung des alten
Querhauses nicht möglich, wohl aber eine solche der
Seitenschiffe, die auch tatsächlich bis zur äußersten
zulässigen Grenze durchgeführt wurde. Die Gewölbe
der drei Schiffe wurden beträchtlich in die Höhe
gerückt, das des Mittelschiffs bis an das jetzt noch
erhaltene äußere Gurtgesimse des Kuppeltambours.
An das östliche Ende der Mittelschiffmauer kam
auf jeder Seite ein Treppentürmchen A (Bild 5) zu
liegen, das unten auf dem Gewölbe des Seitenschiffs
ansetzt und dort durch eine Türe vom Dachraum
aus zugänglich ist. Die Treppen führen zunächst
auf die inneren Laufgänge des Mittelschiffs, dann
mittelst der Türe a auf die Gewölbe der Querschiffe
und durch die Türe b auf die äußeren, oberen Lauf-
gänge des Langhauses. Das südliche Türmchen hat
außerdem noch eine Türe c (Bild 6), die auf das
Gewölbe des Mittelschiffs führt. In der Richtung
von Süd nach Nord wurden die Treppentürmchen
mit der Kuppel durch je eine Mauer E (Bild 6) ver-
bunden, die über dem Mittelschiffbogen aufsteigt und
bis zur Oberkante des Gurtgesimses der Kuppel
reicht. Dass die Ostseite dieser beiden Mauern ur-
sprünglich ins Freie ging, ist daraus zu entnehmen,
dass sie aus Quadern hergestellt und das Gesims w

l
 
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