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Geiges, Das St. Annen-Fenster im jetzigen Alexander-Chörlein

kennen. Die „Glaser" Jakob Wechtlin und Dietrich
Fladenbacher sind als dessen Gehilfen anzusehen.
Ersterer ist jedenfalls ein Verwandter, vielleicht ein
Bruder des Malersjohann Ulrich, und aus der Art und
Weise, wie gerade er sich auf dem Werk ostentativ
verewigt, darf man vielleicht auf einen besonderen
Anteil an demselben schließen. Bei dem St. Annen-
fenster ist auf dem Beil, das der hl. Joseph über der
Schulter trägt, das Wappen der Stadt Straßburg als
Schmiedemarke angebracht. Könnte nicht auch dieses
scheinbar «bedeutungslose Zeichen den Straßburger
Glasmaler Jakob Wechtlin verraten? Glasmaler und
nicht Glaser im engeren Sinne ist aber vermutlich
auch der an zweiter Stelle ge-
nannte Dietrich Fladenbacher.

Als Meister kann nur Hans
von Ropstein gelten, der auch
allein als solcher bezeichnet ist.
„Alle hat gemacht Meister Hans
von Ropstein, der glaser M(ei-
ster?)", heißt es ausdrücklich,
und auch, wo er in Verbindung
mit den andern auftritt, steht sein
Name als Meister voran. Wir
hätten somit für die vorver-
zeichneten Jahre vier Meister,
nämlich: den Bürger Hans Hein-
rich Wolleb 1506, den Hinter-
sassen Hans glaser 1509—1517,
dann Hans von Ropstein 1511
bis 1513 und den Bürger Hans
glaser gen. von Raperstein 1524
bis 1527, in welch letzterem Jahr
der Meister des Universitäts-
fensters den Empfang der letzten
Zahlung für dasselbe quittierte.
Scheiden wir die beiden Erst-
genannten, deren Tätigkeit am Münster einstweilen
nicht nachgewiesen ist, aus, so bleiben zwei auf-
fallend verwandte Namen übrig: von Ropstein und
von Raperstein, wobei zugleich im voraus auf die
Vornamensgemeinschaft mit dem an zweiter Stelle
genannten hingewiesen sei. Dass diese beiden Herren
nicht von Adel waren und das Prädikat von nur auf
die Herkunft zu beziehen ist, bedarf eigentlich kaum
einer besonderen Erwähnung. Angesichts der be-
kannten Inkonsequenz damaliger Schreibweise auch
bei Eigennamen, und zwar auch seitens deren Träger,
— nannte sich doch beispielsweise Dürer auf seinen
früheren Werken abwechselnd von „Nörmerck" und
von „Nörnperg" -'- trage ich keinen Augenblick Be-
denken, die beiden Synonyme, wenn nicht unbedingt
auf dieselbe Person, so doch auf ein Glied der
gleichen Familie zu beziehen, womit wir dann in

30. Wappen der Stadt Straßburg,

als Schmiedemarke auf dem Beil des hl. Joseph.

(Origina Igräße.)

Übereinstimmung mit dem, was aus den Fabrik-
rechnungen zu folgern ist, tatsächlich eine Werkstätte
hätten, deren Existenz für den ganzen Zeitraum ge-
sichert wäre, in welchem die noch vorhandenen
Fenster des Chores sowie dasjenige der St. Annen-
kapelle entstanden sind. Des Nachweises einer
zweiten namhaften Freiburger Glasmalereiwerkstätte
entbehren wir für diese Periode einstweilen gänzlich,
wogegen der Mangel einer solchen für den Ausgang
des 4. Jahrzehntes soviel wie sicher verbürgt ist. Im
Jahr 1540 ergeht nämlich von Rottweil auf dem
Schwarzwald wiederholt an den Rat der Stadt Frei-
burg das Ansuchen, freundnachbarlich dafür besorgt
sein zu wollen, dass der hier an-
sässige Glasmaler die ihm vor
„lang verrückter zeit" für die
neue Herrenstube zu Rottweil
verdingten Wappenscheiben, auf
welche derselbe auch schon
10 Gulden Anzahlung erhalten,
endlich vollenden und dem Ab-
gesandten Jeremias Dankwart
„sampt allen visierungen zu
handen stell". In diesen Schrei-
ben ist immer ohne Namens-
nennung nur von „dem glas-
maler bi euch" die Rede, was
doch zur Voraussetzung hat, dass
mangels Vorhandenseins mehre-
rer ein Zweifel über die Person
ausgeschlossen erschien. Dies
wird auch durch einen Blick in
das für diese Zeit vollständige
städtische Grundsteuerregister
bestätigt, in welchem tatsächlich
nur ein Glasmaler, und zwar
wiederholt aufgeführt ist: 1. Für
ein nicht genau zu bestimmendes Jahr, innerhalb
der Zeit von etwa 1527 bis 1565: in der Trumloß-
gasse (Wasserstraße) „Meister Hans Gitzmans glas-
maler"; 2. für 1541 im Haus „zum Kesselberg" in der
Sutergasse (Schusterstraße) „Hans Gitzman von Ra-
poltstein, glasmaler"; 3. für das gleiche Jahr im Haus
„zum Falken" in der großen Gasse (Kaiserstraße)
„Hans Gitzmann von Rapolstein, glasmaler zum
Falken". Außerdem wird er als „Hans Güttschman"
1544 auch in den Ratsprotokollen erwähnt. Dazu
ist besonders bemerkenswert, dass in dem Haus zum
Falken, in welchem er vermutlich seine Werkstätte
aufgeschlagen hatte, nach Ausweis der gleichen Steuer-
register bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts ein „Hans glaser" eingetragen ist. Hier
war also vielleicht seit lange her in ununterbrochener
Folge das Glasergewerbe betrieben worden.

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