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Geiges, Das St. Annen-Fenster im jetzigen Alexander-Chörlein

77

Anmerkungen.

' Sprüche vom Bergwerk in Bd. II (1887—89) der „Mit-
teilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum" S. 160.

2 Die betreffende Stelle ist einem Ingolstädter Neudruck
von 1617 entnommen, auf dessen Titelrückseite die Verse stehen :

„S. Annam rufte an der Sachs
Sich zu | darauf erzeigt sich stracks
Der Silberberg noch heutigs Tags:
Wer d' Wahrheit läugnen wil, der wags."

3 Als Glasmalerei findet sich die älteste mir bekannte
Selbdrittgruppe ganz in der Auffassung des Sieneser Trecento-
meisters Luca di Tommé (Gemälde in der Galerie zu Siena) in
einem der Chorfenster der Klosterkirche zu Königsfelden in der
Schweiz, deren Entstehung in die erste Hälfte des 14. Jahr-
hunderts gesetzt wird, während ein um 1350 für den Lichtgaden
unseres Münsters geschaffenes, jetzt im südlichen Seitenschiff
eingesetztes St. Annenbild im wesentlichen noch ganz an die
in Chartres vertretene Auffassung sich anschließt.

' Akademie in Florenz.

G OT DE VVL/lACHTGN

Die Wiederholung desselben Sujets im Fenster und Altar-
schrein der Kapelle hat ja für unsere heutige Auffassung etwas
Befremdendes, ist jedoch für die fragliche Zeit nichts Absonder-
liches. In den Hochchorfenstern wiederholen sich beispielsweise
auch die Figuren der Apostel Jacobus major und Andreas. —
Nach den Angaben Schreibers stand der St. Annen-Altar des
Meisters Sixt noch 1820 in der Kapelle. Oder sollte er dahin
erst infolge Abbruchs des Lettners verbracht worden sein, unter
dessen südlichem Bogen gleichfalls ein St. Annen-Altar stund?
Der Mutter Anna geweih't war übrigens auch der Altar, den ein
anderer Bergindustrieller, Bürgermeister Ritter Johannes Snew-
lin Gresser, gestiftet hatte, über dessen ursprünglichen Standort
nichts bekannt ist. Der Nachweis, dass auch die in dem be-
kannten Testamente des letzteren unserem Münster zugedachte
Fensterstiftung dessen Beziehungen zum heimischen Bergbau
zum Ausdruck bringt, mag einer späteren besonderen Abhand-
lung vorbehalten bleiben.

10 Mit derartigen hebräischen Schriftzeichen ist auch auf
einem spätgotischen Schnitzaltar im Museum Vaterland. Alter-

DERIVNGFRAV/ AARIA
GHVB ÌATOCfVAV- DI ES ES

VND1DRHEI
VENSTER-

k GEN-AVER SÄT
AACH EN-

ANtôËZV

LOB-HABEN-EJE-

t-iA-ior

40—43. Widmungsschrift auf dem Fußband des St. Annenfensters.

" Louvre in Paris.

6 Man vergleiche daraufhin nur die Mittelgruppe auf dem
Gemälde des letzteren in der Sammlung Frizzoni zu Mailand,
die Vermählung der hl. Katharina darstellend. An Ausnahmen
fehlt es natürlich auch hier nicht. Ich erinnere nur an das
Gemälde des Lorenzo di Pavia im Louvre, wobei jedoch bei der
Hauptgruppe an der gewohnten Anordnung festgehalten ist.

7 Als Beispiel sei das Sippenbild des Michel Wolgemut in
der Marienkirche zu Zwickau erwähnt. Ebenso auf einem spät-
gotischen Schnitzwerk im Museum zu Lübeck.

8 Von dieser hier in der Originalfassung beigefügten Wid-
mungsschrift ist der in der zweiten Fensterbahn untergebrachte
Teil erneuert. Dass er schon beschädigt war, als Schreiber 1820
sein erstes Münsterbüchlein herausgab, geht aus der Form her-
vor, in welcher er die Schrift (S. 241) wiedergibt. Sie lautet hier
diplomatisch ungenau:

„Got dem Allmächtigen, der Jungfrau Maria und der hei-
ligen Muoter Sant Anne zuo Lob haben die Gwercken Sant

Annen Gruob in.....dieses Venster machen lossen im Jor

1515."

Die Stelle, welche den Ortsnamen enthielt, war danach
entweder nicht mehr lesbar oder ganz zerstört. Als Anmerkung
zu der fehlenden Schriftstelle fügt er bei: „Ohne Zweifel in
Todtnau." Es liegt kein Grund vor, die Richtigkeit einer der-
artigen Ergänzung in Frage zu stellen. — Dass die Stifter keine
einfachen Werkleute waren, wie Bader in seiner Geschichte der
Stadt Freiburg i. Br. (1, 540f.) annimmt, bedarf keiner be-
sonderen Widerlegung.

turner zu Breslau der Saum des Kopftuches des einen der drei
Ehemänner der hl. Anna dekoriert.

11 Die Paternosterschnur nennt auch ein bekannter alter,
die Wahrzeichen Freiburgs zusammenfassender Spruch:

„Ein Münster ohne Dach,

In jeder Gass' ein Bach,

Auf jedem Turm eine Uhr,

Ein Paternoster an jeder Schnur."

12 Das war wenigstens in Deutschland üblich. In Frank-
reich hatte man schon im 14. Jahrhundert in ausgiebiger Weise
durch Einfügung der farbigen, figuralen Darstellungen in einfach
gemusterte Grisailleverglasungen für eine stärkere Lichtzufuhr
Sorge getragen.

13 Die betreffende Rechnungsnotiz lautet: „1512 II: Item 38,^
dem glaser von formenwerk zu verglasen gegen der orglen
über in zweien venstern, hat gehept 203 schiben, ye 2 schiben
umb 4 y2 c$."

14 Manuskript in der Universitätsbibliothek. Irrtümlich
wurde Geißinger immer als Münsterpfarrer angeführt. Die
Richtigstellung ist Herrn Archivrat Prof. Dr. Albert zu danken.

10 Freiburg i. Br. 1878 S. 94.

1G Bei der Restauration wurden die Unterkörper von Maria
und Mutter Anna vertauscht. Als mir die Abfassung des Textes
zu der Publikation des Münsterbauvereins übertragen wurde,
in welcher die Günthersche Aufnahme zuerst zur Veröffent-
lichung gelangte, war die entsprechende Lichtdrucktafel leider
schon fertiggestellt. In dieser Verfassung hat das Fensterbild
 
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