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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 5.1909

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Schuster, Karl: Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.2635#0011
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Schuster, Zur Baugeschichte des Freiburger Münsters im 18. Jahrhundert

Ferner enthält das Taufbuch der Münsterpfarrei
1754—1782 Bl. 390 " f. folgenden Eintrag: „Novum
baptisterium, quod anno iam praeterito e lapicidina
Schleittensi prope Scaphusium multis sumptibus fuerat
excisum maximaque diligentia hac advectum hodie
tandem, id est die 17mn Augusti currentis anni 1768,
sub directione nobilis et spectatissimi domini Christìani
Wenzinger sculptoris artificiosissimi pariter ac cele-
berrimi in parochialem nostram basilicam delatum et
adhibitis trochlearum machi-
nis in proprio suo loco collo-
catum fuit circa horam quar-
tam vespertinam, postquam
praefatus dominus in eo
ad régulas sculpturae
exactissime elaborando
quasi quinque menses
consumpsisset. Rebus ita-
que omnibus, quae ad sacra-
mentalem baptismi admini-
strationem pertinent, rite dis-
positis ad sacrum novi huius
baptisterii fontem adiuvante
supremi dei gratia." Dass
Wenzinger nicht der alleinige
Verfertiger des Taufsteins ist,
wie man nach dieser Nach-
richt annehmen könnte, geht
unzweifelhaft hervor aus den
ziemlich hohen Beträgen der
oben angeführten Rechnungen
für Bildhauerarbeit sowie aus
der Verschiedenheit der aus-
führenden Hand. Wie es
scheint, hat Wenzinger unent-
geltlich den Entwurf oder das
Modell geliefert und die Aus-
führung überwacht, während
diese gegen Bezahlung durch
Hörr und Hauser erfolgt ist.
Über den ersten dieser beiden
Künstler wird weiter unten

die Rede sein, über Anton Xaver Hauser ist aus den
Akten im Münsterarchiv folgendes zu berichten:
In einem Sitzungsprotokoll der Münsterpflegschaft
vom 12. April 1677 wird einem Bildhauer Franz
Hauser, von Kirchzarten gebürtig, ein jetzt nicht mehr
vorhandener Altar mit vielen Figuren im Frauen-
chörlein übertragen und dabei zur Pflicht gemacht,
sich bei dieser Arbeit der Weisungen eines Kapuziner-
paters zu bedienen. Vermutlich war dieser Meister
ein Vorfahre des Anton Xaver Hauser, der uns zum
erstenmal in der oben erwähnten Rechnung über den
Deckel des Taufsteins entgegentritt. Im Rechnungs-

5. Der Taufstein.

buch von 1771 wird er als Zunftmeister bezeichnet;
er erhält am 26. April jenes Jahrs 76 fl 54 x für vier
kleine und zwei große Kirchenfahnen mit allem Zu-
behör und für verschiedene kleine Arbeiten, worunter
auch der Entwurf zu einem Lichtstock für 1 fl 30 x
sich befindet. Eine weitere Rechnung vom 31. Mai
1771 im Betrag von 19 fl 40 x bezieht sich auf ver-
schiedene Reparaturen, ebenso eine andere vom
15. Dezember 1778 im Betrag von 15 fl 4 x. Diese
Rechnung ist unterzeichnet
„Franziska Hauserin, Wittib".
Der Meister scheint also im
genannten Jahr gestorben ge-
wesen zu sein. Er war wohl
der Vater des Bildhauers
Franz Xaver Hauser, der
neben vielen andern Arbeiten
die vier Figuren in den Ni-
schen des Chors, den Schall-
deckel der Kanzel, das Heilige
Abendmahl im Münster sowie
den Bertholdsbrunnen auf der
Kaiserstraße angefertigt hat.
Nach K. Bannwarth1 ist Franz
Xaver Hauser in den Standes-
büchern der Münsterpfarrei
eingetragen als Sohn des Bild-
hauers Xaver Anton Hauser
und der Maria Barbara Dilber-
gerin, geboren am 8. Februar
1738. Er soll ein Alter von
82 Jahren erreicht haben. Die
Witwe Franziska scheint dem-
nach die zweite Frau des An-
ton Xaver Hauser gewesen
zu sein.

Die genannten drei Künst-
ler des Taufsteins stehen
einander in ihrer Formen-
sprache zwar sehr nahe, doch
wird man der Gruppe der
Taufe Christi auf dem Deckel
wohl den Vorzug geben vor der Arbeit Hörrs und
dem Denkmal des Generals von Rodt von Wenzinger:
sie gehört zum Besten unter den zahlreichen vor-
trefflichen Bildhauerarbeiten des Münsters. Der all-
gemeine Zug jener Zeit nach malerischem Aufbau
und stark bewegten Formen tritt deutlich hervor, ist
aber verbunden mit einem außerordentlich feinen Ge-
fühl für Naturwahrheit, das unschöne Übertreibungen,
nicht aufkommen lässt. Dem Stil dieser Gruppe sehr
verwandt sind einige noch erhaltene Bildhauerarbeiten,

J St. Ottilien. Freib. i. Br. 1905, S. 152 Anm. 55.
 
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